Thread: Corona-Update 17.9.2020 für Deutschland (und Berlin): Nachdem die 3. Welle kurz abgeflaut war, steigen die bundesweiten Zahlen seit über einer Woche wieder an, und der 7-Tage Schnitt ist mit ~1500 Neuinfektionen pro Tag so hoch wie seit Mitte April nicht mehr.
Auch ein Blick in die Bundesländer zeigt in allen Bundesländern wieder steigende Fallzahlen. Bayern, Hamburg und Berlin liegen bei der Risikobewertung vorne, gefolgt von NRW und Baden-Württemberg. Alle anderen Länder liegen unter dem Bundesdurchschnitt. (pavelmayer.de/covid/risks)
Der Anstieg scheint auch real zu sein; zwar stiegen die Testzahlen in KW37 auf ein neues Allzeithoch von 1,12 Mio/Woche, allerdings auch die Positivenquote von 0,74 auf 0,86. (rki.de/DE/Content/Inf…) Aktuell haben wir sogar >10.000 neue Infektionen in den letzten 7 Tagen.
Die Zahl der Toten ist weiterhin niedrig, was laut RKI hauptsächlich daran liegen soll, dass sich derzeit vor allem jüngere Leute infizieren, und zwar durch andere junge Leute. Ausserdem spielen Reiserückkehrer eine geringere Rolle, Leute stecken sich wieder meist im Inland an.
Unter den Top 30 weiterhin Bayern am häufgsten vertreten mit 16 Kreisen. Fünf bayrische Landkreise (Kulmbach, Garmisch, Würzburg, München und Kaufbeuren) überschreiten die 50 Fälle/100.000 in den letzten 7 Tagen. Grössere Ausbrüche auch in Cloppenburg, Weimarer Land und Mühlheim.
In Berlin ist nun auch der 7-Tage-Schnitt höher als bei der 2. Welle Mitte Juni, wenn auch nur geringfügig und steigt langsam weiter an, mit einem 7-Tages-R knapp über 1. In den letzten 2 Wochen ist in Berlin ein Mensch an Covid gestorben, eine über 80-Jährige Reinickendorferin.
Bei den Berliner Bezirken sind weiterhin F'Hain-Kreuzberg, Mitte und Neukölln vorne, mit Tempelhof-Schöneberg auf Platz 3, alle mit 7-Tage.Inzidenzen von über 20/100.000 Einwohner, was beunruhigend ist, wenn auch nicht so katastrophal wie z.B. auf Mallorca mit 150/100.000.
Alles in allem ist die Situation in Deutschland wie in Berlin nicht dramatisch, aber die Zahlen gehen in die falsche Richtung und fühlen sich so an, als könnten sie auch bei uns explodieren so wie in Spanien, wo die neue Welle inzwischen schlimmer ist als die erste Welle.
Ich bin zwar von der Anwendbarkeit der Perkolationstheorie auf Covid-Ausbreitung nicht überzeugt, aber es gibt definitiv einen Punkt, an dem die Gesundheitsämter und das Testwesen überfordert sind und ein wichtiger Damm brechen wird, und der Punkt ist nicht mehr fern.
Ein Anzeichen ist ein zunehmender Probenrückstau bei den Laboren, der letzlich bedeutet, dass viele Leute ihre Testergebnisse verzögert erhalten. Ausserdem häufen sich Meldungen, wo Gesundheitsämter nicht mit der Benachrichtigung von Kontaktpersonen nachkommen.
Ein Lichtblick sind die weiterhin niedrigen Zahlen bei schweren Fällen und bei Toten, aber die meisten Experten erwarten, dass das nicht so bleibt und die Jüngeren, die sich gerade hauptsächlich infizieren, das Virus wieder in die Risikogruppen eintragen werden.
Daher ist es derzeit wichtig, vor allem an die Jüngeren zu appellieren, besser aufzupassen. Risikopersonen sollten sich zudem in Anwesenheit junger Menschen besonders gut schützen, da diese oft symptomlos aber dennoch ansteckend sind.
Die derzeitige Covid-Situation lässt sich vielleicht so charakterisieren: Hoffnungslos, aber nicht ernst.
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