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Regenbogenmama mit (Pflege)Töchterlein, Pädagogin mit Laminiergerät, 9 Jährige, gefangen im Körper einer Mittdreißigerin

Jun 14, 2021, 10 tweets

6 km mit dem radfahrenden Kind zur Schule oder:
Warum ich in der Früh schon heiser bin...ein Thread

Wer zuerst bei der 2.Ausfahrt ist, ruft das Kind und düst davon. BEI EINER AUSFAHRT MUSST DU GUCKEN, brülle ich ihm schnaufend hinterher. Noch bin ich frohen Mutes -->

Nun kommt der erste Anstieg. Das Kind hat nun ein Rad mit Gangschaltung. Endlich geht es schneller - denkt Muttern. Das Kind derweil hat sich zum Ziel gesetzt, den Hügel im 8.Gang zu schaffen. -->

Abfahrt. Einfach rollen lassen. Der Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir ein bisschen Zeit gut machen müssen. Das Kind findet eher, dass es schon lange nicht mehr geredet hat und ein paar Wörter gut machen muss. Plötzlich bremst es: Mama, warst du schonmal in Ecuador? -->

Ich wusste garnicht, dass mein Kind weiß, dass es dieses Land gibt. Stolz paart sich mit Aua aufgrund der ecuadorianischen Vollbremsung. Ruhig bleiben, durchatmen und vorsichtig darauf hinweisen DASS NICHT EINFACH GEBREMST WIRD -->

Der häufigste Satz in den kommenden 5min ist: Fahrganzrechtswirwerdenüberholt, Fahrganzrechtswirwerdenüberholt, gepaart mit jakannstfahren, stopp, schaugeradeausschaugeradeaus, schaltrauf, schaltrunter, toll, super, klassemachstdudas, duschaffstdas -->

Mittlerweile sind wir in Schulnähe. Das birgt ein erneutes Risiko. Da ist AAANNNAAAA, brüllt das Kind, gibt Gas und schert aus. Ich versuche die schnaubenden RadfahrerInnen hinter mir zu beruhigen, indem ich SORRY rufe und gleichzeitig das Kind über die Verkehrsregeln belehre -->

Gleich haben wir es geschafft. Wir sehen das Schulgebäude schon. Da fällt dem Kind ein, dass es Naseputzen und etwas trinken muss. Jetzt. Hier. An Ort und Stelle. Ich begleite das natürlich wohlwollend und vollkommen wertfrei. -->

Nach Befriedigung aller Grundbedürfnisse kommen die letzten Meter. Man sollte meinen, jetzt gehts voran. Aber in Anbetracht der SchulkameradInnen fällt dem Kind ein, dass es mir seeeehr viele "Tricks" noch nicht gezeigt hat. Es folgt: einhändiges und einbeiniges Radfahren. -->

Am Ende haben wir es pünktlich geschafft. Das Kind schleudert mir nen Kussmund zu und sagt zum Abschied: Wir fahren jetzt immer Rad, gell?

Ja, mein Schatz, ja...Und ein bisschen stolz bin ich doch, dass sie die Strecke -trotz aller Widrigkeiten des Stadtverkehrs- so gut meistert

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