6 km mit dem radfahrenden Kind zur Schule oder:
Warum ich in der Früh schon heiser bin...ein Thread
Wer zuerst bei der 2.Ausfahrt ist, ruft das Kind und düst davon. BEI EINER AUSFAHRT MUSST DU GUCKEN, brülle ich ihm schnaufend hinterher. Noch bin ich frohen Mutes -->
Nun kommt der erste Anstieg. Das Kind hat nun ein Rad mit Gangschaltung. Endlich geht es schneller - denkt Muttern. Das Kind derweil hat sich zum Ziel gesetzt, den Hügel im 8.Gang zu schaffen. -->
Abfahrt. Einfach rollen lassen. Der Blick auf die Uhr zeigt mir, dass wir ein bisschen Zeit gut machen müssen. Das Kind findet eher, dass es schon lange nicht mehr geredet hat und ein paar Wörter gut machen muss. Plötzlich bremst es: Mama, warst du schonmal in Ecuador? -->
Ich wusste garnicht, dass mein Kind weiß, dass es dieses Land gibt. Stolz paart sich mit Aua aufgrund der ecuadorianischen Vollbremsung. Ruhig bleiben, durchatmen und vorsichtig darauf hinweisen DASS NICHT EINFACH GEBREMST WIRD -->
Der häufigste Satz in den kommenden 5min ist: Fahrganzrechtswirwerdenüberholt, Fahrganzrechtswirwerdenüberholt, gepaart mit jakannstfahren, stopp, schaugeradeausschaugeradeaus, schaltrauf, schaltrunter, toll, super, klassemachstdudas, duschaffstdas -->
Mittlerweile sind wir in Schulnähe. Das birgt ein erneutes Risiko. Da ist AAANNNAAAA, brüllt das Kind, gibt Gas und schert aus. Ich versuche die schnaubenden RadfahrerInnen hinter mir zu beruhigen, indem ich SORRY rufe und gleichzeitig das Kind über die Verkehrsregeln belehre -->
Gleich haben wir es geschafft. Wir sehen das Schulgebäude schon. Da fällt dem Kind ein, dass es Naseputzen und etwas trinken muss. Jetzt. Hier. An Ort und Stelle. Ich begleite das natürlich wohlwollend und vollkommen wertfrei. -->
Nach Befriedigung aller Grundbedürfnisse kommen die letzten Meter. Man sollte meinen, jetzt gehts voran. Aber in Anbetracht der SchulkameradInnen fällt dem Kind ein, dass es mir seeeehr viele "Tricks" noch nicht gezeigt hat. Es folgt: einhändiges und einbeiniges Radfahren. -->
Am Ende haben wir es pünktlich geschafft. Das Kind schleudert mir nen Kussmund zu und sagt zum Abschied: Wir fahren jetzt immer Rad, gell?
Ja, mein Schatz, ja...Und ein bisschen stolz bin ich doch, dass sie die Strecke -trotz aller Widrigkeiten des Stadtverkehrs- so gut meistert
Je länger ich Pflegemama bin desto kritischer sehe ich häufige Besuchskontakte mit den leibl Eltern in der Dauerpflege. Denn worum geht es, wenn fest steht, dass ein Aufwachsen des Kindes auf Dauer in einer PF notwendig ist: Darum, dem Kind einen festen, sicheren Ort zu geben.-->
Ab diesem Zeitpunkt soll das Kind in der Pflegefamilie ankommen und dort seinen festen Platz haben. In der Regel ist die Biografiearbeit ein fester Bestandteil im Leben des Kindes. Es geht also darum, eine gute Balance fürs Kind zu finden zwischen dem Gefühl -->
der absoluten Zugehörigkeit zur Pflegefamilie und dem Wissen um die eigene Geschichte. In der Dauerpflege sind oft monatliche Besuchskontakte mit der leiblichen Familie Pflicht. Pflicht, weil das Pflegekind das Recht der leiblichen Eltern auf Umgang erfüllen muss.-->
Wisst ihr, wie oft mir schon geraten wurde, dem Kind täglich vorzulesen und - um sein Interesse an Buchstaben zu wecken - selbst vor ihm meine Bücher zu lesen? Wisst ihr, wie scheiße das ist, wenn man genau das täglich macht? Was ich schon alles gehört habe... -->
Nein, dieses Kind zeigt kein Interesse, weil Lesen und Schreiben für es höchste Anstrengung bis hin zur Qual bedeuten. Ja, ich möchte auch, dass mein Kind Lesen und Schreiben lernt. Wenn ich darüber rede, was ich tun kann, dann glaubt mir einfach. -->
Glaubt mir dass ich schon alles ausprobiert habe. Und dass ich vielleicht garnicht Schuld daran bin. Glaubt auch meinem Gefühl, dass da kein Interesse kommt. Ich kenne dieses Kind. Die Angst vor Versagen, gepaart mit der Schwäche in dem Bereich, löst sich nicht durch Warten.-->