Sicher, Italien und der Tegernsee sind toll, aber meine Heimat hat auch ihre im Tread zeigbaren Reize.
Eine sehr pittoreske Altstadt zum Beispiel, mit sehr geringer Geschwindigkeit.
Eine von den Hiesigen lange verkannte, inzwischen aber geschätzte und enorm grosse Auenlandschaft.
Weil die Stadt lange vergessen und ländlich geprägt war, sind die Grundstücke oft noch gross und die Gärten prächtig.
Ausserdem gibt es hier eine sehr hohe Tolerenz für Menschen, die nicht dem rassismustheoretischen Menschenbild entsprechen, das vom medial-politischen Komplex in Berlin als verbindlich betrachtet werden. Meine Heimat ist bunt!
Für die kulturell wertvolle, indigene Musikaufführung war ich etwas zu spät.
Dafür spielte zur Hochzeit mit dem vorbildlich-nachhaltigen Kleinwagen eine Coverband jene klassischen Klänge der Heimat, die Bayern der Spider Murphy Band verdankt: "Iagndwea hod mein Kädiläg gschtoin, und etzt schdeh i do wia a Depp, auf meine Gummisoin".
Über das Mitsingen bei "Ja München hat ein Hofbräuhaus, doch Freudenhäuser müssen raus, damit in dieser schönen Stadt das Laster keine Chance hat" hätte ich beinahe das Bild der Käsespätzle vergessen.
Neben einer toleranten Haltung zu Sexarbeit sollte man hier auch ein grosses Mass an Nachsicht für kulinarische Eigenheiten mitbringen. Dann ist es prima.
Der Martin von seiner angeheirateten Familie in Kalabrien zurück, die Schaukel ist voll mit Kindern, die Menschen fühlen sich wohl, das Trinkgeld fliesst, weil das Geld bald eh nichts mehr wert ist: So muss es sein.
Mit dem Lastenrad, selbstredend aus dem Schrott gezogen und selbst wieder aufgebaut, geht es über blühende Sommerwiesen zurück in die Altstadt.
Die heissesten Stunden verbringe ich dann im Innenhof, um das neueste italienische Andenken wieder zum Glänzen zu bringen: Ein Scapin Pro Racer mit Dura Ace von 1995.
Angesichts der Lire in der Satteltasche muss wes 20 Jahre im Keller eines Radladens in Florenz verstaubt sein, aber jetzt fliegt es wieder.
Und ich habe ja immer schon bei den letzten gesagt: Wenn ich noch so ein Scapin finde, kaufe ich es.
Das waren Mitte/Ende der 90er die besten Stahlrahmen, die man bekommen konnte - leichter als vieles aus Alu, sehr komfortabel und bis vor 2 Jahren in Italien gebraucht billig. Inzwischen haben die Preise enorm angezogen. Aber das hier habe ich auf abenteuerlichen Wegen bekommen.
Zuhause ist es also auch schön, wenn man es sich nur schön macht. Ich fahre jetzt zum Erdbeerenpflücken.
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