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Ich gehe mit Amateur-Expertise in Museen und schaue mir alte und weniger alte Sachen an. Dann schreibe ich etwas darüber. Weiter auf @mirabilia7@fnordon.de

Sep 5, 2021, 15 tweets

„Rechts vom #Wolf beginnt die #Steinzeit“ sagten uns die freundlichen Damen im #Jagdmuseum des @Joanneum in #Stainz.

Und in der Tat beginnt rechts vom Wolf ein kulturhistorischer und, im Stock drüber, ökologischer Rundgang zur Geschichte und Bedeutung der Jagd, der viel mehr …

… Publikum verdient hätte.

Im Steinzeitraum darf man ein übriggebliebenes #Diorama von 1949 bestaunen - ich wünschte mir ja sehr, dass moderne Museen einen zeitgemäßen Einsatz für Dioramen fänden. Halt nicht mehr so klischeehaft wie einst…

Barocke höfische Jagden kann man aus heutiger Sicht nur empörend und teuflisch für Mensch und Tier finden (Fuchsprellen! Hallo, wie gemein ist das?). Dem Museum gelingt es aber, sie hervorragend zu kontextualisieren und die Jagdgemälde medienunterstützt zu erklären.

Letztes Jahr war ich noch verblüfft über die Prunkhalsbänder, die Hunde bei der Eberjagd schützen sollten, aber das war wohl gang und gäbe - hier sind sie wieder!

Der Oberhofmarschall, der dieses Bild in Auftrag gab, um seinen Geliebten furchtlosen Jagdhunden ein Denkmal zu setzen, wurde aus Versehen vom kurzsichtigen Kaiser Karl IV bei der Jagd erschossen. 😬

Die Jägeroutfits der Romantik sind überaus sehenswert - der bestickte Rock, das Jagdtascherl des allgegenwärtigen #ErzherzogJohann und die Gemsen-Tarnkappe hatten es mir besonders angetan

Das ist alles toll präsentiert, klug ausgewählt und mit leicht zugänglichen Zusatzinformationen, wie bisher jedes der @Joanneum Museen. Man kann sich Jagdmusik anhören und Jägernippes bestaunen.

Im 2. Stock dann fangen die Herzen aller Kinder, Naturfans und Jagdscheinanwärter*innen an zu schlagen - der ökologische Teil ist einfach brillant!

Hier findet man Info zur Debatte um den #Wolf - leider nicht aus Schäfer*innen-Sicht, die sind da eher nicht so euphorisch… -

… und darf die steirische Tierwelt nach Herzenslust und mit erheblichem Anspruch durch Spur, *streichelbarem* Fell, Ruf und Lebensraum bestimmen („ansprechen“, wenn ich den Jagdjargon recht verstanden habe).

Wunderbarer Einsatz der präparierten Tiere. Hier kann man für den …

… bekanntlich sehr anspruchsvollen Jagdschein systematisch lernen.

Aktuell gibt es eine interessante Sonderausstellung: „Die Jagd ist weiblich“, in der verschiedene Themen zu Frauen und Jagd mit Informationen zu Partnerwahl und Brutpflege bei heimischen Tieren verschränkt sind

Der Diana/Aktäon-Zyklus des steirischen Malers Gerald Brettschuh war mir zu sehr „male gaze“ - eine weibliche Sicht auf diese gruselige und grausame Göttin wäre mal was anderes als die ewige Rechtfertigung für noch mehr nackerte Frauen in seltsamen Posen.

Wie bei den Jägern spielt bei den Jägerinnen das richtige Outfit eine große Rolle! Wie man bei der Kleiderordnung für den Jägerball sieht, eine mit deutlich mehr Vorschriften.

Für das #Landwirtschaftsmuseum war dann unsere Spann-und Schaukraft nach all den tollen Tieren etwas verbraucht. Ich müsste wiederkommen, um ihm gerecht zu werden. Die Präsentation ist aber sehr schön…

… und insbesondere für die Schubladen mit den Berichten landwirtschaftlicher Arbeiter*innen aus dem frühen 20. Jahrhundert sollte man viel Zeit mitbringen.

Dem #Museumscafé ist leider wegen Corona der Pächter davon, dafür ist das …

#Museumsklo mit Spiegelaussicht wirklich - wie alle bisher im @Joanneum - besonders schön!

Ein wirklich für Familien geeignetes Museum mit vielen Mitmachstationen! Ich ziehe meinen grünen Jägerhut.

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