Paul Fröhlich Profile picture
(Militär-)Historiker / Editor / Redakteur (@PortalMilitrge1) / Lektor

Mar 11, 2022, 9 tweets

Ein »missing link« der dt. #Militärgeschichte? – Als die #Reichswehr zwischen 1919 und 1921 auf eine Stärke von 100.000 Mann reduziert wurde, etablierte sich die Schutzpolizei ab 1919 gleichsam als Filiale des Heeres bzw. als »zweite Streitmacht auf deutschem Boden«. 1/9

Allein in Preußen gehörten 55.000 Mann der Schupo an, die anfangs aus Armeebeständen versorgt wurde. Ihre Ausrüstung stand dabei der Reichswehr zunächst kaum nach: Karabiner, Maschinenpistolen, Handgranaten und bis 1921 in geringer Anzahl auch Panzerwagen. 2/9

In der öffentlichen Wahrnehmung wurde die Schupo daher nicht grundlos als »Ersatz« für die Reichswehr bzw. das ehemalige Heer gesehen. Verstärkt wurde dieser Eindruck zudem durch die Übernahme ehemaliger militärischer Einrichtungen/Garnisonen. 3/9

Auch die Bezeichnung der Dienstgrade orientierte sich am militärischen Pendant: Generäle, Oberste, Majore, Hauptleute und Leutnante im Offiziersrang – Wachtmeister in der Unteroffizierslaufbahn. 4/9

Der Einsatz der Schupo erfolgte maßgeblich zum »Schutz der inneren Ordnung«. Neben dem normalen Streifendienst gehörte hierzu auch der brutale Einsatz bei inneren Unruhen wie den »Märzkämpfen« 1921, die auch als »Militäraktion ohne Militär« beschrieben wurden. 5/9

Auch beim Personal zeigen sich militärische Kontinuitäten. Viele Offiziere waren nach dem Kriegsende ausgeschieden und fanden nun Verwendung in der Schupo. Zeitgenössische Quellen schätzen, dass 1921 in Preußen von 22 Kommandeursstellen 19 durch ehem. Offiziere besetzt waren. 6/9

Zu ihnen gehörte auch der Kommandeur der Schutzpolizei in Cottbus Alexander Andrae (1888–1979). Während des #WWI war Andrae zuletzt als Hauptmann im Stab des Generalgouvernements Antwerpen eingesetzt. Nach dem Krieg erfolgte im Juli 1921 seine Ernennung zum Polizeimajor. 7/9

Nach der Karriere im Polizeidienst sollte Andrae 1935 als Oberst wieder in das Heer übernommen werden. Er gehörte damit zu den ca 2500 Offizieren, die ab 1935 in die #Wehrmacht übernommen wurden & zu einem nicht unwesentlichen Teil bereits im kaiserlichen Heer gedient hatten. 8/9

Kaum überraschendes Fazit in a nutshell: Die Geschichte von Militär und Polizei lässt sich für die Reichswehr und Wehrmacht (und Bundespolizei!) kaum getrennt betrachten. 9/9

#Militärgeschichte

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