Ulrich Leth - Tempolimit-jetzt.at Profile picture
Verkehrsplaner, Proj.-Ass. @tuvienna, Berater v. @radlobby u. @gehtdoch_at, Mit-Initiator von @platzfuerwien und @wirmachenwien. Hier privat.

Mar 23, 2022, 24 tweets

Ok. Sattelt eure Räder, wir schauen uns das Radbauprogramm von @stadtwien und @fahrradwien an.
Die @SP_Wien überschlägt sich ja in Superlativen, aber was ist dran an der „größten Mega-Radwegoffensive Wiens“?
Ein Thread 🧵 1/

Gleich vorweg: die Analyse basiert auf den Informationen, die aktuell verfügbar sind, v.a. der Liste von @fahrradwien. Die Beschreibung einiger Bauvorhaben ist so schwammig, dass nur gemutmaßt werden kann, was geplant ist. 2/
fahrradwien.at/radwegoffensiv…

Auch gleich vorweg: es geht nur um Bauvorhaben im Hauptradnetz. Das ist der Raster an durchgängigen Radverbindungen, der von der MA18 über die Stadt gelegt wird. Die Infrastruktur dort wird von der Stadt finanziert. 3/
wien.gv.at/stadtentwicklu…

Beginnen wir im 1. Bezirk: die Einbahnen Brandstätte und Milchgasse werden abschnittsweise (grün markiert) für den Radverkehr geöffnet. Das wird dann wichtig, wenn endlich die Habsburgergasse (links unten) für den Radverkehr Richtung Oper geöffnet wird. Bis dahin .. jo, nett. 4/

In der Cottagegasse im 19. wird auch Radfahren gegen die Einbahn ermöglicht - zusammen mit dem Radweg im nördlichen Teil der Cottagegasse ein wichtiger Lückenschluss zwischen Krottenbachstraße und Peter-Jordan-Straße.
Einbahnöffnungen im "Bau"programm sind aber doch gewagt. 5/

Kommen wir zu den Bestandsverbesserungen an Kreuzungen:
An der Kreuzung Franz-Josefs-Kai/Salztorbrücke sollen die Aufstellbereiche vergrößert und der Fuß- und Radverkehr entflochten werden.
Super Sache, dringend notwendig. (Nicht nur dort.) 6/

Am Max-Weiler-Platz (auch 1. Bezirk) wird d Einfahrt vom Ring in die Nebenfahrbahn gekappt - ein erster Vorbote der "autofreien Innenstadt". Sämtliche Ein- und Ausfahrten in die City werden dann ja videoüberwacht - je weniger, desto besser.
Jedenfalls gut für den Radverkehr. 7/

Auch im 1.: endlich verschwindet die unsägliche Verschwenkung von Fuß- und Radverkehr am inneren Ring beim Jonas-Reindl. Der Radverkehr fährt geradeaus weiter in die Nebenfahrbahn. Dort sollte er eigentlich bis zum Franz-Josefs-Kai weitergeführt werden. 8/

Noch immer 1.: beim Schwarzenbergplatz soll die Haltestelle verbreitert und die Unfallhäufungsstelle entschärft werden. Vermutlich geht's um die Ring-Innenseite. Auch hier sollte der Radverkehr längst in eine autofreie Nebenfahrbahn verlegt werden. 9/

Kommen wir zu den Verbesserungen im Streckenbereich:
Der Erdberger Steg, baufällige Fuß- und Radverbindungen zwischen 2. und 3. Bezirk über d Donaukanal wird saniert und verbreitert, d Fuß- vom Radverkehr getrennt. Fehlt noch d Anpassung der Ampelphase über d Schüttelstraße. 10/

Eines der Leuchtturmprojekte: die Verbreiterung des 780 m langen Radwegs auf d Lassallestraße, einem dem meistbefahrenen Wiens.
Gut, dass er verbreitert wird.
Schlecht, dass das zulasten des Gehwegs passiert.
Und schlecht, dass auf Seiten d Stuwerviertels kein Radweg kommt. 11/

Auch 2. Bezirk: Verbreiterung des Radwegs und "Neugestaltung der Nebenfahrbahn" in der Oberen Donaustraße. Wie man hört, hätte die Nebenfahrbahn auch komplett entfallen können, dagegen wurde aber interveniert. Eine verpasste Chance. 12/

In der Kleinen Sperlgasse wird der bestehende Radweg verbreitert und bis zur Taborstraße verlängert. Eigentlich die falsche Anlageart in einer Nebenstraße und nur notwendig, weil Bus- und Radverkehr nicht kompatibel sind. Eine Begegnungszone wäre die elegantere Lösung. 13/

Wir springen in den 10. Bezirk: "Verbreiterung des bestehenden Zweirichtungsradweges und Verbesserung der Radüberfahrt" in der Bitterlichstraße. Ok. 14/

Jetzt wieder zu einer groß angekündigten Verbesserung: in Verlängerung der letztes Jahr (?) fertiggestellten Radwegverbreiterung stadteinwärts davon, wird die Radweg entlang der Linken Wienzeile kurz vor der Grünbergstraße verbreitert. Sehr begrüßenswert, würde das nicht ... 15/

... zulasten des Gehwegs entlang vom Wienfluss passieren. Der entfällt komplett, Fußgänger müssen auf die andere Straßenseite, und auch der Grünstreifen dort soll verschmälert werden, damit 3 Fahrspuren bleiben können, obwohl kurz davor noch 2 völlig ausreichen. 16/

Weiter in den 20., Lorenz-Müller-Gasse: hier ist ein Zweirichtungsradweg angekündigt. Den gibt's schon, auf der anderen Straßenseite wäre er aber die logische Fortsetzung der Heiligenstädter Brücke - man darf gespannt sein. Platz wäre genug da. 17/

Weiter im 22.: ein 1 km langer Zweirichtungsradweg soll in der Donaustadtstraße kommen. Teilweise beidseitig gibt's dort aktuell gemischte Geh- und Radwege. Auch hier steigt die Spannung, was wo umgesetzt wird. 18/
Auch hier nicht mehr Infos:
fahrradwien.at/2022/02/17/rad…

Endlich: Kagraner Brücke. Hebein's Pop-up Radweg statt einer der 3 Fahrspuren stadteinwärts hat sich bewährt. Trotzdem rühmt sich der Bezirksvorsteher, alle Kfz-Fahrspuren zu erhalten. 1 Schritt vor, 2 zurück.
So oder so eine massive Verbesserung für den Fuß- und Radverkehr. 19/

Die Visualisierung lässt einen jedenfalls etwas ratlos zurück, wo der Platz für die Verbreiterung des Radwegs herkommen soll, wenn alle 6 Fahrspuren und der Grünstreifen erhalten bleiben. 20/

Mayredergasse, 22., der längste Abschnitt (1.270 m) im diesjährigen Bauprogramm. Das Asphaltieren eines Feldwegs in das Radbauprogramm aufzunehmen, ist ein bissl dings. Aber ja, der Feldweg ist Teil des Hauptradnetzes der Stadt Wien. 21/

Einen gemischten Geh- und Radweg gibt's bereits in der Atzgersdorfer Straße (23.). Jetzt soll ein Zweirichtungsradweg kommen - vielleicht zulasten einer der drei Fahrspuren? 22/

So. Damit sind wir an der Hälfte des Bauprogramms (an Projekten) angekommen, haben aber bis auf die Vorgriffe auf die Kleine Sperlgasse und die Cottagegasse noch keinen neuen Radweg gesehen, wo es heute noch keinen gäbe. Bisher nur Bestandsverbesserung.
Morgen geht's weiter. 23/

Teil 2 der Analyse des Wiener Radbauprogramms ist fertig. Aufsteigen und mitfahren ⬇️

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