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Das Deutsche Panzermuseum Munster - ein Museum rund um den Panzer von 1916 bis heute | https://t.co/QHEmw7rKZ3

Jan 19, 2023, 19 tweets

LEOPARDEN UND MARDER SIND ZERSTÖRBAR
Die Debatte um die Lieferung von Westpanzern in die Ukraine ist von einem Optimismus geprägt, der in seltsamem Widerspruch zu vielen Äußerungen steht, die das „Endes des Panzers“ beschworen haben. Westpanzer sind keine Superpanzer. (1/19)

Panzer waren in ihrer rund 100jährigen Geschichte niemals unzerstörbar. Immer war den militärischen Planern klar, dass ein Panzereinsatz auch immer in vernichteten Fahrzeugen und getöteten Soldaten resultieren wird. Das wird bei den Leoparden und Mardern nicht anders sein. (2/19)

Moderne gepanzerte Kampffahrzeuge aus Deutschland haben einen ausgezeichneten Ruf in der militärischen Welt. Die nun zur Lieferung beschlossenen oder diskutierten Fahrzeuge waren aber noch nie in intensiven Gefechten eingesetzt. (3/19)

Marder waren zwar in Afghanistan im Einsatz, aber dort waren Kräfteverhältnisse und Gefechtsführung nicht mit den intensiven Szenarien vergleichbar, für die das Fahrzeug ursprünglich konzipiert wurde und die sie jetzt in der Ukraine erwarten. (4/19)

Das gleiche gilt für die kanadisch eingesetzten Leoparden in Afghanistan. (5/19)

Und schon weniger intensive Szenarien können Verluste von den Panzern bedingen, die nun geliefert werden sollen: 2016 wurden mindestens drei Leopard 2A4 der türkischen Armee durch Kämpfer des Islamischen Staates vernichtet. (6/19)

Es ist nicht abschließend geklärt, ob dies durch Panzerabwehrlenkwaffen geschah oder ob die Panzer erobert und anschließend gesprengt wurden. In beiden Fällen wäre aber Einsatz und Sicherung der Panzer mangelhaft gewesen und hätten zu ihrem Verlust geführt. (7/19)

Aber auch wenn keine „Bedienerfehler“ vorliegen, sind westliche Kampfpanzer nicht unverwundbar. Ihr Panzerschutz ist ausgezeichnet, aber nicht undurchdringlich. Sie werden durch Kampfpanzer, Artillerie, Drohnen, Minen und Panzerabwehrtrupps bedroht. (8/19)

Die Erfahrungen früherer Kriege sind nur bedingt anwendbar. Westpanzer haben in den vergangen Jahrzehnten meist Gefechte gegen qualitativ und/oder quantitativ unterlegene Gegner geführt. Die Irak-Kriege bspw. können kaum Hinweise auf zu erwartende Verluste geben.(9/19)

Lange historische Linien können Hinweise geben. Schon bei ihrem Aufkommen im Ersten Weltkrieg hatten Panzer massive Verluste zu verzeichnen – und damals gab es noch kaum dezidierte Panzerabwehrwaffen. Infanterie und Artillerie fanden Lösungen für das neue Problem. (10/19)

Auch im Zweiten Weltkrieg, einer „Blütezeit“ der Panzerei, haben die Panzer deutliche Verluste erlitten. Je nach taktischer, operativer und strategischer Lage lagen diese teilweise bei enormen Quoten pro eingesetztem Verband. (11/19)

Im Kalten Krieg rechneten beide Blöcke mit nie dagewesenen Verlusten an Kampf- und Schützenpanzern, wenn es zum „Grossen Krieg“ gekommen wäre – schon durch das erwartete hochintensive konventionelle Gefecht, aber natürlich auch durch nukleare Gefechtsfeldwaffen. (12/19)

Ernüchternd ist auch der Blick auf Kriege, die damals real zwischen vergleichbaren Gegnern ausgefochten wurden, wie die arabisch-israelischen Kriege, die indisch-pakistanischen Kriege und der Iran-Irak-Krieg. Panzer erlitten stets starke, manchmal horrende Verluste. (13/19)

Auch wenn die in den 1970er Jahren aufgekommenen Panzerabwehrlenkraketen nicht das „Ende des Panzers“ an sich bedeuteten, so verursachten sie doch enorme Verluste bei den gepanzerten Fahrzeugen. Die israelische Armee verlor hunderte Panzer an diese Raketen. (14/19)

Nicht nur werden Panzer in Ukr von den jüngsten Generationen solcher Raketen bedroht; zusätzlich kommt die Bedrohung aus der Luft hinzu: Drohnen und Loitering Munition werden u.a. durch die Gepard-Panzer effektiv bekämpft, aber diese können nicht immer überall sein. (15/19)

Dazu kommen die klassischen „Panzerkiller“ : Artillerie und Minen – beides wird in Ukr massenweise eingesetzt. Die Ähnlichkeit des artilleriezerpflügten Schlachtfeldes von Bachmut zu denen des WK1 ist frappierend. In dieser Umgebung ist auch jeder Panzer hochgefährdet. (16/19)

Es ist paradox, dass im letzten Jahr immer wieder das „Ende des Panzers“ beschworen wurde, der zwischen Drohnen, Minen, Artillerie und Lenkraketen keine Chance mehr habe – und nun sollen Westpanzer Gamechanger sein, denen das gleiche Szenario NICHTS ausmachen soll? /17/19)

Panzer sind immer noch verwundbar – auch moderne westliche Modelle.
Panzer werden in Ukr in substanzieller Zahl vernichtet werden – auch moderne westliche Modelle.
Ukrainische Soldaten werden in diesen modernen westlichen Modellen sterben. (18/19)

Das bedeutet NICHT, dass ihre Lieferung sinnlos wäre. Bei angemessener Ausbildung, Versorgung und hoher Zahl können die Panzer einen entscheidenden Unterschied machen. Wir erinnern nur daran, dass sie DABEI auch vernichtet werden werden. Das muss klar und benannt sein. (19/19)

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