Ich war schon von klein auf "das komische Kind", das das nicht reinpasste und anders war. Ich hab schnell gemerkt, dass ich nicht gesehen werde wie ich bin, dass mein Verhalten andere (besonders meine Mutter) traurig macht. 1/x
Meiner Mutter wurde eingeredet, dass sie Schuld ist, das sie bloß härter durchgreifen muss, konsequent sein muss. Dann erledigt sich das mit den komischen Macken schon, dann wird das Kind schon normal. 2/x
Als ich das verstanden hab, hab ich angefangen, meine "Maske" aufzusetzten. Ich hab mich angepasst bis zur Selbstaufgabe. Ich hab gelernt zu funktionieren und hab nicht verstanden, warum ich jeden Abend zusammenbreche und nichts mehr ertrage 3/x
Ich hab vor dem Spiegel geübt, nicht mehr so komisch zu laufen, nicht mehr so komisch zu gucken, nicht mehr so komisch zu lachen.
Ich hab Kinder beobachtet und Listen geschrieben, habe Sätze und ganze Gespräche auswendig gelernt um richtig zu reagieren. 4/x
Irgendwann war ich nicht mehr das komische Kind. Nur noch ein bisschen ruhig, schüchtern, introviertiert.
Ich hab beobachtet und mich angepasst und alles unterdrückt, was mich komisch wirken lassen könnte. Die perfekte Maske eben. 5/x
Das ich massive Zwänge entwickelt habe, mir auf dem Schulklo blaue Flecken gebissen habe und nur unter der kalten Dusche wirklich entspannt war, das sah niemand. Auch nicht, dass ich perfekte Ausreden für so viele Situationen hatte 6/x
Ich hab aufgehört, so zu sein, wie ich mich wohlfühle und es hat mich kaputt gemacht
Mittlerweile bin ich froh, dass ich einige Menschen in meinem Leben habe, bei denen ich die Maske abnehmen kann. Einfach ICH sein kann, glücklich, autistisch,ausgeglichen. 7/7
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Ich bin in meiner späten Grundschulzeit diagnostiziert worden und mir wurde der Augenkontakt in ABA-ähnlicher Maßnahme beigebracht.
Und ja, mir hat es geschadet! 1/12
Ich kann mich noch an die Stunden erinnern, an denen ich dort saß und meine einzige Aufgabe war "Schau mich an".
Der Therapeut war nett, es gab keine Bestrafung, von außen wirkte das bestimmt alles gar nicht schlimm und nicht gewaltvoll.
In meinem Inneren war es schrecklich. 2/
Ich KONNTE nicht. Augenkontakt war für mich furchtbar anstrengend, ich konnte niemanden anschauen und gleichzeitig denken. Nach Augenkontakt war meine Energie für den Tag komplett aufgebraucht. Außerdem fühlte es sich unangenehm und eklig an. 3/
Seit gestern denke ich viel über Freundschaft und die Tatsache nach, wie wenig Kraft ich oft für Kommunikation hab. #autismus
Viele meiner Bekanntschaften werden nie zu Freundschaften oder Freundschaften werden schleichen weniger, weil mir die Kraft fehlt. 1/15
Neurotypische Kommunikation ist einfach anstrengend. Besonders bei nicht direktem Kontakt (schriftlich/Sprachnachrichten) muss ich erstmal die ankommende Nachricht für mich "übersetzten".
Was bedeutet dieser Smiley? War das jetzt Sarkasmus? Was erwartet mein Gegenüber? 2/
Gerade das mit den Erwartungen ist schwer, weil viele neurotypischen Menschen andere Dinge erwarten als ich.
Ich mag es z.B. Lösungen und konstruktive Vorschläge auf Probleme zu bekommen und hab früher deswegen genau so auf andere Probleme reagiert. 3/
Ich bin heute mit der Serie #LoveOnTheSpectrum durch. An vielen Stellen war ich sehr berührt von den Protagonist*innen und ihrer authentischen Art. Meiner Meinung nach zeigt die Serie viele unterschiedliche Aspekte des Spektrums statt zu stereotyp zu sein. 1/8
Gleichzeitig war es deswegen schwer für mich, diese Serie zu sehen. Besonders die Szenen mit Olivia waren für mich wie ein Spiegelbild meiner Vergangenheit. Und sie hätten ein Spiegelbild meiner Gegenwart sein können, wenn ich in meiner Kindheit und Jugend nicht gelernt hätte 2/8
mich so massiv anzupassen zu müssen um zu funktionieren. Um ein neurotypisches Bild von mir zu erschaffen. Anpassung bis kurz vorm Zusammenbruch um für mein neurotypisches Umfeld "richtig" zu sein. 3/8
Lieber Papa,
die meiste Zeit denke ich gar nicht mehr an dich, vergesse, wie sich deine Stimme angehört hat und all die anderen kleinen Dinge.
Aber an manchen Tagen, so wie heute an deinem Geburtstag, da zerreist es mir das Herz, dass du nicht mehr da bist.
Auch nach 23 Jahren noch hat die Zeit nicht alle Wunden geheilt. Und das kleine Mädchen in mir ist immer noch wütend, dass du gestorben bist und mich so völlig alleine gelassen hast in dieser Welt, die ich damals nicht verstanden habe.
Du warst mein Leuchtturm.
Du warst der Einzige, der mich bedingungslos liebte und mich angelächelt hast statt genervt den Kopf zu schütteln, wenn ich wieder etwas seltsames getan habe. Du hast mir die Haare gewuschelt und gesagt "So bist du eben, das ist okay kleines Sternchen".
Momentan komme ich jeden Tag völlig überreizt und erschöpft von der Arbeit nach Hause. Das anstrengenste für mich als autistischer Mensch ist gerade, dass es jeden Tag neue Regeln und Anordnungen gibt, teils so willkürlich, dass sie schon am nächsten Tag verworfen werden, 1/4
teils so, dass sie meinen Aufgaben widersprechen (die ich trotzdem ausführen muss).
Ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen, habe mich so wohl gefühlt mit der richtigen Mischung aus strukturierten Ritualen und der Möglichkeit zu eigenständigem und kreativem Arbeiten. 2/4
Jetzt gehe ich mit Unwohlsein zur Arbeit, weil ich meinen Tag nicht im vorhinein strukturieren kann und mich jeden Morgen auf der Arbeit ein "Überraschungspaket" mit neuen Regeln und Anforderungen erwartet. Ich schlafe schlecht, ich wache nachts auf und denke drüber nach was 3/4
Ich bin autistisch und habe schon seit meiner Kindheit große Probleme mit dem Essen.
Das wird ein kleiner Thread dazu, wie sehr Corona und die Hamstereinkäufer alles noch viel schwerer und problematischer für mich machen. 1/
Ich tue mir schwer mit Geschmack, Konsistenz, Geruch. Das meiste Essen ist für mich reizüberflutend und kostet mich Kraft.
Ich teile mein Essen in drei Kategorien. "Comfort-Food", "Kann ich essen" und "Geht gar nicht".
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Comfort-Food kann ich immer essen, auch an Tagen, an denen ich schon reizüberflutet bin und an denen es mir nicht gut geht. Dieses Essen ist für mich keine zusätzliche Reizüberflutung und kostet mich keine Kraft, sondern gibt mir Sicherheit und ein gutes Gefühl. 3/