Hab ich Euch eigentlich schon die Geschichte erzählt, wie die FPÖ den Standard klagen wollte, wegen eines Fotos, das ich gemacht habe? Sie haben es nicht gemacht und es war echt eine lustige Sache. Demnächst mehr.
17 uhr
Angefangen hat alles am Mittwoch, den 2. Februar 1994 im Parlament: die 153. Sitzung der Gesetzgebungsperiode XVIII.
Während der Debatte über die Sozialberichte 1991 und 1992 hält der damalige Chef der FPÖ, Jörg Haider, eine Rede.
Es erschien am nächsten Tag folgendes Foto.
Während der Rede Haiders applaudierten die FPÖ- Abgeordneten begeistert an den Stellen, an denen die Sprachmelodie Haiders Applaus einforderte, dazwischen verfielen sie in eine Art Ruhemodus.
Mein Konzept war beides zu fotografieren und diese zwei Fotos in die Zeitung zu stellen
Allein: es war schon zu spät, zurück in der Redaktion war der Nachmittag fortgeschritten und es war nur ein Foto eingeplant auf der Seite und so entschieden wir uns für die Version: FPÖ Mandatare im Ruhemodus.
Haider dürfte dieses Foto nicht sehr getaugt haben und es dürfte auch Gespräche darüber gegeben haben mit den Akteuren des Fotos.
Jedenfalls kamen in die Chefredaktion zwei Faxe von drei der vier Leute auf dem Bild.
(Einer davon wurde später übrigens Vizekanzler der Republik)
Die Abgeordneten der FPÖ erinnerten sich ganz genau. Lest selbst.
Und so kam es, dass zwei Tage später dieser Kontaktabzug eines Filmstreifens abgedruckt wurde.
Dazu gab es einen Text vom hochgeschätzten Kollegen Günter Traxler. „Ein Sittenbild“
(der besseren Lesbarkeit wegen hier in zwei Teilen)
Schönen Tag noch.
Ich hoffe, ihr hattet Spass, soviel wie ich.
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„Sie glauben gar nicht, wie viel Lob ich vertragen kann“
hat Kreisky gesagt.
Er wäre wohl auch ins Trudeln geraten an meiner Stelle.
Hier ist sie, die Zeitung, die meine so unglaublichen Kolleg:innen
mir so liebevoll gemacht haben.
Lieber Johannes (disclaimer: wir kennen uns ewig und duzen uns schon immer)
Wie du schreibst, gibt es einen beträchtlichen Teil von "Handouts"
im Angebot der APA in ihrem Bilderdienst.
Du unterscheidest da den politischen Bereich und den chronikalen.
Einig sind wir uns wohl: Handouts von Polizei, Feuerwehr, Bergrettung und ähnliche sind nicht nur unproblematisch sondern dienen der Information.
Du schreibst, dass seit 2019 im APA Bilderdienst 2900 Kurz-Fotos geliefert wurden, 323 davon politische Handouts, die meisten aus dem Bundeskanzleramt.
Ich hab den gleichen Zeitraum im APA Textdienst gefragt:
7924 Eintragungen zum Stichwort "Sebastian Kurz"
Davon Handouts: 0
Ein paar grundsätzliche Bemerkungen zum Unterschied zwischen Pressefotografie und PR-Fotografie anläßlich einer Bemerkung des APA-Chefredakteurs Johannes Bruckenberger (thread)
Aus einem einem längeren Artikel/Radiobeitrag, nachzulesen hier:
Nein, es geht nicht darum, ob wer aktiv ist oder nicht.
Der journalistische Wert von Kanzler-Fotos hängt nicht davon ab, ob der Österreich-Bezug durch einen aktiv scheinenden Kanzler hergestellt wird. Es geht um das Bild, das Image, das mit solchen Bildern vermittelt wird.
Das ureigenste Interesse des Bundeskanzleramts kann es nur sein, ein gutes Image zu vermitteln, das ureigenste Interesse für ein journalistisch ernst zu nehmendes Medium hingegen kann es nur sein, sich um eine möglichst wahrheitsgetreue Abbildung der Wirklichkeit zu bemühen.