Ich habe meine Katze mit (Katzen-) Gras erwischt. Man beachte den betretenen Blick. Ich glaube, sie braucht einen Anwalt. 
Die Katze wurde in Gewahrsam genommen. Bei einer Durchsuchung ihrer Wohnung (Kratzbaum) fand die Unterzeichnerin eine weitere Tüte grüner, pflanzlicher Substanz auf (0.6g netto, positiv auf Cannabis gemäß Vortest).
Die Katze wurde durch die Unterzeichnerin als Beschuldigte im Strafverfahren belehrt. Sie leckte daraufhin die Hand der Unterzeichnerin ab.
Die Beschuldigte machte von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Auf Nachfragen nach ihren Personalien legte sie sich auf den Boden der Räumlichkeit.
Über einen Abgleich mit der polizeilichen Fahndungsdatenbank konnten die Personalien der Beschuldigten festgestellt werden. Eine Verifizierung erfolgte per Vergleichspfotenabdruck.
Während der Wartezeit auf den Rückruf der Bereitschaftsstaatsanwaltschaft verblieb die Beschuldigte im Beisein der Unterzeichnerin in einem Büro hiesiger Dienststelle. Der Beschuldigten wurden die Formulare gemäß WÜK (auf Katze) ausgehändigt; eine Unterschrift wurde verweigert.
Die Beschuldigte wurde erkennungsmiezlich behandelt. Es wurden Lichtbilder gefertigt und Pfotenabdrücke erhoben.
Während ihrer Anwesenheit auf hiesiger Dienststelle wurde die Beschuldigte sieben Mal verpflegt. Sie beschwerte sich trotzdem, man ließe sie verhungern.
Da die Katze am folgenden Morgen vorgeführt wurde, verblieb sie für die Dauer der Wartezeit im polimiezlichen Gewahrsam.
Die Verbringung zum Gericht erfolgte in einem katzengerechten und über unzählige Versuche als ausbruchsicher zertifizierten Transportmittel.
Die Richterkatze lauscht ruhig mit undeutbarer Miene den Ausführungen der Staatskatzschaft. Sie wirkt auf ihrem thronartigen Stuhl majestätisch und unnahbar.
Die Beschuldigte macht es sich im Büro des Richters, in dem die Anhörung stattfinden soll, bequem. Da bekommt der Begriff "Kuscheljustiz" eine ganz neue Facette.
Auftritt des Staatsanwalts. Sein stechender Blick schweift über die Anwesenden bis hin zur Beschuldigten; dort verharrt er kurz. Das auffällig freundliche Gebahren der Beschuldigten scheint er sofort zu durchschauen.
Nachdem die Beschuldigte sich zu den Tatvorwürfen geäußert hatte, warf sie dem Staatsanwalt das Redestöckchen zu. Der Staatsanwalt ist nun außer Gefecht.
In dem entstandenen Durcheinander segeln die gesammelten Berichte, Vorwürfe und Schriften der Polizei und Staatsmiezschaft langsam zu Boden. Alle Blicke richten sich gebannt auf die Papiere, während sich die Beschuldigte langsam bewegt und entspannt auf die Papiere setzt. Stille.
"Freispruch!", ruft die Pressemiez. "Fehlende Haftgründe", differenziert die Richterkatze mit ernstem Blick. Der Beschuldigten ist das egal. Sie zeigt den Anwesenden ihren blanken Hintern und stolziert hinaus.
Seitdem die Katze wieder zuhause ist, gammelt sie nur noch auf dem Boden herum und streckt mir die Zunge heraus, wenn sie mich sieht.
Jetzt, wo das Gras weg ist, versucht sie es mit Legal Highs und "natürlichen Alternativen". Sie rutscht immer weiter ab.
Sie hat sich nun einen Instagram Account W33D_K1tten_312 angelegt und postet immer wieder Bilder ihres Konsums.
Sie hat weitere zweifelhafte Bilder online gepostet. Ich probiere derweil mal das Online-Anzeige-Portal aus ...
Die Situation eskaliert. Die Katze versucht einen Mitwisser loszuwerden. Ich schreie. "Neinnnn!!! Mufasaaaa!!"
Soko Miez kratzt an der Tür. Ich füttere sie mit Informationen, anschließend begibt sie sich sofort zur Tatörtlichkeit. Die Katze wird (wieder einmal) festgenommen.
Katze hinter Gittern. Ich aktualisiere für sie ihren Whatsapp Status und das aktuelle Profilbild. Es soll ja passen.
Sie wird mit den ersten Beweismitteln gegen sich konfrontiert. Die Kommissarin, die sie vernimmt, erhofft sich ein Geständnis.
Die Beweislast ist erdrückend. Die ermittelte Indizienkette ringt die Katze darnieder.
Soko Miez bleibt dran. Wird die Katze aussagen?
Das Geständnis steht. Sie muss es nur noch unterzeichnen.
Die Beschuldigte bekommt die Möglichkeit, die komplette Vernehmung nochmals zu lesen. Anschließend wird ihr ein Kugelschreiber gereicht. Sie muss nur das Wörtchen "selbst" (gelesen) und ihre Unterschrift unter die Vernehmung setzen.
Da sich die Beschuldigte mit ihrer Mauwältin beraten möchte, zieht sie sich zurück und wartet auf dem polimiezlichen Kratzbaum auf deren Ankunft.
Die Mauwältin konnte eine Freilassung erwirken, da Haftgründe verneint wurden. Die Beschuldigte stimmte einer freiwilligen häuslichen Quarantäne zu.
Kaum wieder zu Hause, belegt sie eine Seite des Bettes. "Mainz", schnurrt sie und döst vor sich hin.
Kriminalität hat nichts mit Aussehen, Herkunft oder Nationalität zu tun.
Wer könnte dieser Süßen jemals etwas Böses zutrauen?
Wer könnte dieser Süßen jemals etwas Böses zutrauen?
Auch in Zeiten einer Pandemie ruht die Katze nicht. Sie ist oft unterwegs ohne mir mitzuteilen, wo sie hingeht und was sie macht. Aber wenigstens trägt sie Maske!
Ich habe ihr in ihrem Zimmer eine kleine Höhle aus Büchern gebaut. "Damit du dich schonmal an das Knastfeeling gewöhnst, wenn du so weiter machst", gifte ich sie an. Sie guckt motzig.
Anschließend dreht sie sich um und macht einen Abgang. Natürlich nicht, ohne mir vorher ihren Hintern ins Gesicht zu strecken.
Ich weiß auch nicht. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie sauer auf mich ist.
