Eins vorweg: Dass unsere Erinnerungen so fehleranfällig sind, liegt auch daran, dass schon bei unserer Wahrnehmung einiges schiefläuft. Vergleicht mal die Felder A und B. A ist dunkler als B – oder??
Wenn man die Felder aus ihrem Kontext reißt, sieht man: Beide Felder haben die gleiche Farbe. Wie wir die Außenwelt wahrnehmen, hat weniger mit unserer Außenwelt zu tun als damit, was in unserem Gehirn passiert. Ein Beispiel hab ich noch ...
Erinnert ihr euch noch an #thedress ? Das weiß-goldene Kleid, das 2015 die Runde machte? Ja, ich weiß, viele von euch sehen es als schwarz-blau. Ich nicht. Und wir haben alle recht. Unser Gehirn spielt uns einen Streich. Wie genau, lest ihr in meinem verlinkten Text oben.
Unsere Wahrnehmung trügt uns also, und das oft. Genauso unsere Erinnerungen. Julia Shaw nutzt diese Schwächen aus. Mit diesen acht Schritten implantiert sie falsche Erinnerungen ins Gehirn unschuldiger Probanden:
Schritt 1: Sie sucht erwachsene Menschen, die an einer „Studie über emotionale Erinnerung“ teilnehmen wollen und lässt sich die Kontaktdaten zu vertrauten Personen geben (zum Beispiel die Eltern).
Schritt 2: Sie bittet die Eltern darum, ihr von emotionalen Erfahrungen aus der Kindheit (11 bis 14 Jahren) der Probanden zu erzählen und fragt nach Freunden und dem Wohnort.
Schritt 3: Stellt sich heraus, dass Studienteilnehmern eines der fiktiven Verbrechen tatsächlich begangen haben, dürfen sie nicht mehr an der Studie teilnehmen.
Schritt 4: Die Teilnehmer wissen nicht, worum es in der Studie geht. Shaw fragt sie nach Erinnerungen an eines der emotionalen Ereignisse, die sie tatsächlich erlebt haben und gewinnt so Glaubwürdigkeit als jemand, der von den Ereignissen weiß.
Schritt 5: Shaw beruft sich auf Insiderinformationen und spricht über ein Ereignis, das die Versuchsperson erlebt haben soll (aber in Wirklichkeit nicht erlebt hat) und fragt nach den Erinnerungen an dieses Ereignis.
Schritt 6: Weil sich die Personen bei der ersten Erwähnung nicht an das fiktive Ereignis erinnern (wie auch?), bietet Shaw Übungen an (Augen schließen, vorstellen, wie das Ereignis abgelaufen sein könnte, sich die Handlung vorstellen, von der Shaw ihnen gerade erzählt hat).
Zu Hause sollen sie diese Übungen wiederholen, und sie machen bereitwillig mit, schließlich ahnen sie nicht, dass es sich um eine fiktive Erinnerung handelt. Sie glauben, sie erinnern sich nur noch nicht.
Schritt 7: Eine Woche später bittet Shaw die Versuchspersonen, ihnen von den echten Ereignissen zu erzählen – und anschließend auch vom fiktiven Ereignis. An dieser Stelle fangen die Probanden an, sich zu erinnern Shaw gibt ihnen wieder Erinnerungs-Übungen als Hausaufgabe.
Schritt 8: Eine Woche später, gleiches Setting. Die Teilnehmer erzählen Shaw nun beeindruckend detailliert, wie sie sich an das fiktive Ereignis erinnern.
Das führt dann zu solchen Aussagen: „Ich weiß noch, wie schockiert ich war, als die Polizei kam. Das war schlimm. Das war schlimm.“ Von wegen.
Warum unser Gedächtnis so fehleranfällig ist, warum das unschuldige Menschen wegen falscher Zeugenaussagen ins Gefängnis bringen kann – und inwiefern das alles trotzdem nützlich ist, lest ihr hier: krautreporter.de/3117-warum-men…
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#Trump ist zurück. Und ich? Springe stundenlang von einer Nachrichtenseite zur nächsten.
Mein Gehirn ist im Krisenmodus. Das Problem? Dieser Modus verstärkt die Angst, anstatt sie zu mindern. Doch es gibt Strategien, die uns helfen, Trump aus unserem Kopf rauszuhalten. THREAD 🧵
Eine Hauptfunktion unseres Gehirns ist es, Vorhersagen zu treffen. Bei allem, was wir sehen oder lesen, erwartet es die nächsten Schritte. Das hilft, Ungewissheit zu reduzieren – besonders wichtig in Krisen.
Aber was, wenn nichts mehr vorhersehbar ist?
In Krisen stellen wir uns Fragen wie: "Ist dieses Virus gefährlich?" oder "Wird Trump seine Versprechen halten?" Diese Unsicherheiten erhöhen unseren Stress, weil sich die Lage ständig ändert und Vorhersagen schwer fallen.
Die Gesellschaft spricht heute offener über mentale Probleme. Das kann dazu führen, dass die Zahlen der Diagnosen steigen – auch bei Kindern und Jugendlichen.
Diese 3 Studien zeigen, was dahinter stecken könnte. Mit teilweise paradoxen Ergebnissen. THREAD 🧵
Studie 1: In einer Studie aus dem Jahr 2023 wurde einer Gruppe von Studierenden (im Durchschnitt 20 Jahre alt) Social-Media-Beiträge gezeigt, in denen Ängste als normal und weit verbreitet dargestellt wurden.
Diese Gruppe diagnostizierte anschließend bei sich selbst häufiger eine Angststörung als die Kontrollgruppe. Wichtig: Diese Beiträge verursachten bei den Studierenden keinen besonders starken Stress.
Ihr kennt alle den „Kinder- und Jugendreport“ der DAK. Er wird praktisch überall zitiert, wenn es um die psychische Krise der Jugend geht.
Krasse Anstiege bei Depression, Angst, Essstörungen.
Ich habe mir den Report mal genauer angeschaut. Ihr solltet da was wissen. THREAD 🧵
Kurz, worum es geht: In die bundesweite Analyse der DAK flossen die Daten von gut 800.000 DAK-versicherten Kindern & Jugendlichen bis 17 Jahren ein.
In praktisch allen Artikeln, in denen es um die psychische Krise der Jugendlichen geht, gelten die Daten aus dem Report als Beleg.
Zeit Online schreibt zB: „Laut dem Report der DAK ist die Zahl der Neuerkrankungen psychischer Krankheiten bei 15- bis 17-jährigen Mädchen seit 2019 bei Depressionen um 24 Prozent gestiegen, bei Angststörungen um 44 Prozent und bei Essstörungen um 51 Prozent.“
Juhu! Bald ist Schulstart! Aber Moment mal, ein Schulranzen kostet heute 300 Euro!?!?
Mehr als das: Das Geschäft mit Schulranzen ist mittlerweile so absurd, dass sich schon das Bundeskartellamt eingeschaltet hat. THREAD 🧵
Zur Einordnung: Allein zum Schuljahr 2023/24 wurden in Deutschland 830.600 Kinder neu eingeschult. Ungefähr genauso oft klingelte es in den Kassen deutscher Schulranzenhersteller. Und das nicht zu knapp.
Warum sind die Teile so teuer?
Fangen wir vorne an: beim Ranzenkauf. Er ist so etwas wie die Einführung der Kinder in die unendliche Welt der Marken. Bei Schulranzen heißen die unter anderem: Scout, McNeill, Scooli, Tatonka und – nicht zu vergessen – Ergobag (dazu später mehr, das wird pikant).
Wir sollten junge Menschen wie eine Minderheit behandeln.
Aus einem einfachen Grund: Sie sind eine. Das schreibt selbst ein Expertengremium der Bundesregierung. Und nennt drei Gründe, die ihr kennen solltet. THREAD 🧵
Kurz vorab: Um welches Gremium geht es? Um das Bundesjugendkuratorium. Das BJK ist ein Sachverständigengremium der Bundesregierung, dem bis zu 15 Fachleute aus Politik, Verwaltung, Verbänden und Wissenschaft angehören.
Allein, dass der Soziologe @AladinMafaalani Teil des Gremiums ist, zeigt: Da steckt ziemlich viel Kompetenz drin.
In einem neuen Papier weisen die Expert:innen auf drei Probleme hin, die man kennen sollte, wenn man sich eine Meinung zu Generationengerechtigkeit bilden möchte.
Um zu verstehen, was dahintersteckt, habe ich in den vergangenen Monaten mit Eltern, Lehrkräften und Wissenschaftler:innen gesprochen. Ich habe mir gängige Vorurteile angeschaut.
Diese 5 Dinge solltet ihr über Privatschulen wissen. THREAD 🧵
1. Der Boom ist höchstens ein Boomchen.
Klar, der Anteil an Privatschüler:innen ist seit Jahrzehnten gestiegen. Das liegt aber zum größten Teil am Nachholeffekt der ostdeutschen Bundesländer. In der DDR waren Privatschulen verboten. Mittlerweile ist der Anteil im Osten höher.
2. Die Leistungen sind an Privatschulen nicht besser als an öfftl. Schulen.
Wenn man die Leistungen von Schüler:innen an Privatschulen und öffentlichen Schulen miteinander vergleicht, sieht es erstmal so aus, als würden die Privatschüler:innen besser abschneiden.