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OB IHR MICH VERARSCHEN WOLLT, habe ich gefragt, die Zahlen passen doch hinten und vorne nicht, das ist nicht Wissenschaft, das ist Propaganda.

Die Heinsberg-Studie meine ich, aber vielleicht mache ich mal langsam: Ein Thread in hundert Seufzern.
Versteht mich nicht falsch, ich finde es wichtig, dass mal jemand nachschaut, wie die Ansteckungsketten funktionieren, was Risikoverhalten ist und was nicht. Sonst kommt jemand auf die Idee das einsame Lesen eines Buches auf der Parkbank zu verbieten.
Die Arbeit ist richtig und wichtig, aber der wissenschaftliche Sinn und Zweck geht in der geforderten Botschaft unter.
land.nrw/sites/default/…
15% der Leute in Gangelt (Bevölkerung 11634) seien immun. 1745 Menschen. Das sind rückgerechnet auf den Kreis Heinsberg (253.322) 0,69 Prozent.
Das RKI meldet für ganz Heinsberg 1521. Also 200 weniger. War das nicht eine meldpflichtige Erkrankung?
experience.arcgis.com/experience/478…
Aber weil der Soundbite zu geil ist, greift Spiegel Online das gleich auf. Im Titel: Jeder siebte Immun. Um Untertitel nur Bezug zu Heinsberg und nicht zu Gangelt.

Macht ja nichts. Sonst klickt ja keiner. So geht die Botschaft um die Welt.
spiegel.de/wissenschaft/m…
Und jetzt: Tolle Erkenntnis, die Lethalität ist viel geringer, wenn wir alle Fälle erfassen. Nur 0,37%. Nicht 5 mal höher, als die JHU berechnet. Also geht jetzt wieder Herdenimmunität, schon fast da, brauchen 60%, haben 15% wir können die Ausgangsbeschränkungen lockern. Yihaa.
Dabei wird verschwiegen, dass das nur für Gangelt gilt, noch nicht mal für Heinsberg, geschweige denn NRW oder Deutschland. Aber auch hier, die Message ist in die Welt und die Medien greifen es auf. Die @tazgezwitscher macht einen Expertenstreit draus, weil mal jemand nachfragt.
Nur zur Kontrolle: 0,39 Prozent machen für Gangelt auf die ganze Bevölkerung in Deutschland 323800 Tote aus für 15% Durchsuchung. 1,2 Mio für Herdenimmunität. Eine Herdenimmunität durch Erkrankung finde ich eine schreckliche und schrecklich dumme Strategie.
Und es gibt ja berechtigte Zweifel an den 0,39% Lethalität. Basiert sie doch auf einem IgG-Antikörpertest, für den zwar veröffentlicht ist, dass der Prototyp auf Erkältung kreuzregiert, aber nicht veröffentlicht ist, dass er jetzt so gut funktioniert wie behauptet.
Ich habe mir die Pressekonferenz angehört und hatte ein doofes Bauchgefühl dabei. Konnte aber den Finger nicht in die Wunde legen. Ich habe jetzt die Worte dazu.

Ich habe sie nochmal angehört und mitgeschrieben. Hier meine Meinung.
Laschet braucht nur 1:02 Minuten, um auf die großen Schäden durch den Lockdown zu sprechen zu kommen. Verweist auf die Bund-Ländersitzung am Mittwoch nach Ostern, bei der Entscheidungen gefällt werden müssen. Klar, wohin die Reise geht.
Überraschender, dass auch die Medizinischen Wissenschaftler immer wieder betonen, dass wir jetzt wieder lockern müssen und können.
In der Veröffentlichung (nicht im wissenschaftlichen Sinne) sind Zahlen zur Inzidenz und Immunität. Keine Daten zu Ausbreitungswegen. Keine Daten zu Hygienemaßnahmen.

Und enthält dennoch jede Menge Empfehlungen zu Lockdown-Lockerungen und Hygienemaßnahmen.
Nennt mich Spießer, aber ich kenne Wissenschaft so, dass Du Deine Methode und Daten zeigst und Dich dann mit Deinen Schlüssen auf die Datenbasis beziehst und nicht ausbrichst und Bereiche, für die du kein Fundament gelegt hast.
Das soll keine Nacherzählung werden. Wer will kann sich die Pressekonferenz ja selber anschauen.

Aber ich will Euch die Botschaften mitgeben, die ich herausgehört habe.
Die Dunkelziffer sei erheblich, die Durchseuchung viel weiter als wir denken. In Gangelt werde sie überschätzt, im Rest der Republik (bei weniger Testen) unterschätzt. @hendrikstreeck ist der Punkt so wichtig, dass er mehrfach in der Konferenz kommt.
Die wirkliche case lethality sei 0,37% oder niedriger. JHU und RKI würden hier 5-fach überschätzen. Der Punkt kommt immer wieder, wird schon nicht so schlimm.

Alles wird gut.
Von politischer Seite und medizinischer Seite kommt der Punkt:
Wir haben mit dem Lockdown früh und hart gehandelt, das sei richtig gewesen, war es doch eine Entscheidung unter Unsicherheit. Jetzt können wir ja wieder öffnen.

Daten dazu nicht ersichtlich.
Unter Berücksichtigung der Hygienemaßnahmen, könne man jetzt Läden wieder aufmachen, Schulen wieder aufmachen.
Die Bevölkerung habe ja gelernt, die hygienischen Maßnahmen zuverlässig anzuwenden.
Daten und Methodik Fehlanzeige. Aber große Forderungen.
Macht Euch mal den Spaß, die Konferenz mit diesen Punkten im Kopf anzuschauen. Die Punkte werden so oft wiederholt von verschiedenen Leuten, dass ich da an Message-Control glaube.
Und es fallen auch gleich ein paar drauf rein. @spiegelonline titelt
Jeder siebte könnte immun sein und bezieht das auf Heinsberg. Heinsberg ist aber zehnmal so groß wie das gemeinte Gangelt. Das geht im Titel u Untertitel unter und taucht erst im Artikel auf.
Prozente machen immer nur mit Bezugsgröße Sinn. Und ja, auch in der Pressekonferenz wird der Bezug verwischt und häufiger von den 15% gesprochen ohne das auf Gangelt zu beziehen. Ich verstehe also die Journalisten, wenn sie das saftige Soundbite aufschnappen und damit titeln.
Genauso macht es auch nur Sinn von einer repräsentativen Stichprobe zu sprechen, wenn klar ist, auf welche Grundgesamtheit sich das bezieht. Nämlich auf Gangelt. Die rep. Stichprobe gilt nur für Gangelt, nicht für Heinsberg, NRW oder den Bund.
Das ging in der Berichterstattung vielleicht auch deswegen unter, weil mit großer Regelmäßigkeit der Begriff repräsentative Stichprobe viel aber nur zweimal darauf hingewiesen wurde, dass das sich auf Gangelt bezog.
Der Landrat Pusch erwähnt noch, dass es ja noch freie Intensivkapazitäten gäbe, die seien nur zu 60-70% ausgelastet.

Das ist ja nicht falsch aber verkürzt.
Wir haben nach dem Kapazitätsausbau jetzt 40.000 Intensivbetten für 83 Mio Einwohner. Das sind 0,5 pro 1000.
Gangelt hat 1100 Einwohner also 5 Betten anteilig.

Sie haben auch 7 Tote. Und zu jedem Toten 2-4 Intensivpatienten. (Zahlen zu Patienten hochgerechnet)
Damit haben sie 3-6 mal mehr Intensivbetten gebraucht, als sie anteilig selber haben. Sie sind so heile da durchgekommen, weil die Region geholfen hat und helfen konnte.

Heinsberg als Modell für Deutschland zu sehen ist hart, weil das nicht alle gleichermaßen machen können.
Und dennoch tun sie es in den Empfehlungen.
Hartmann sagt, Vakzine dauere zu lange, wir seien uns da alle einig. Lockdown ginge nicht so lange bleibt Herdenimmunität.
Und mit der geringeren Lethalität sei das doch tolerabel, vor allem, wenn die L noch sinkt, wenn wir bessere Hygiene walten lassen und die Viruslast bei Ansteckung senken würden.
Keine Methode, keine Daten, wir erkennen ein Muster.
Exner sagt noch etwas spannendes:
Wir sollten die Schulen wieder öffnen. Die Kinder hätten kaum schwere Verläufe und könnten Herdenimmunität bieten. Jetzt im Lockdown würde sich ja keiner anstecken, da käme man nicht voran.
Und die alten schützen wir in ihren Heimen.
Und ich Dummerchen dachte, dass die Schulen geschlossen werden, damit wir die Infektionsketten durchbrechen, die Netzwerke klein machen und damit die Epidemie für alle verlangsamen und zurückdrängen.

Und dadurch alle, auch die vulnerable Gruppen schützen.
Stattdessen lerne ich, für die Kinder sei das egal, die sollen sich ruhig anstecken.

Nur die gehen nach Hause, stecken ihre Familien an, die sind vielleicht Altenpfleger und nehmen das dann mit auf Arbeit. Wie schützen wir dann die Alten? In Plastikfolie einschweißen?
Ich bin sauer. Sauer auf das zynische Vorgehen, Wissenschaftler Deckung geben zu lassen für eine Richtung, die vorentschieden wurde.
Sauer auf die Wissenschaftler, die das Spiel mitspielen.
Sauer auf das zynische Spiel, auf Herdenimmunität zu setzen, weil die Impfung zu lange hin ist und damit Menschen sterben zu lassen. Hunderttausende sterben zu lassen, damit andere wieder zurück in ihr altes Leben können.

Zynische Kackscheiße. Faschisten wären stolz auf Euch.
Sauer auf diejenigen Medien, die die Story geschluckt haben. Und das nicht nur ein bisschen, sondern Hook, Line and Sinker wie der angelnde Angelsachse sagen würde.
Andere machen Hoffnung. @zeitonline setzt sich mit der Studie auseinander und findet weicher Worte als ich, legt aber die Finger in ähnliche Wunden.
So Dampf raus.
Ich hoffe, dass Laschet am Mittwoch eine Mindermeinung darstellt.
Ich hoffe, dass die Autoren der Studie noch die wissenschaftliche Kurve bekommen und ihre Schlüsse noch untermauern.
Denn die Hoffnung hatte ich, dass wir in Heinsberg lernen mit dem Virus umzugehen. Nur noch die notwendigen Eindämmungsmaßnahmen machen, um Leben und Lebenswürdigkeit zu schützen. Für alle Betroffenen von Corona, Lockdown oder wirtschaftliche Zukunft.
Weil es ein paar Mal schon hochkam: Hier habe ich Mist gebaut. Ich lass den Tweet drin, damit der Thread nicht bricht. Richtig ist:
0,37% Sterblichkeitsrate pro Fall.
60% Durchseuchung bis sich das Infektionsgeschehen ausläuft.
83 Mio Einwohner.
184.260 Tote.
Die ursprüngliche Zahl war auf die gesamte Bevölkerung gerechnet.
Dann habe ich fehlerhaft das auf die 15% bezogen und gedacht, ich müsste nochmal mit 4 multiplizieren.
Mein Fehler. Gibt keine Ausrede dafür. Nur meinen Dank an die, die es angesprochen haben.
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