Ja, ja, ich weiß, über Paywalls vor wissenschaftlichen Artikeln habe ich schon oft geredet und Ihr wisst alle wie scheiße das ist, gerade jetzt. Aber wisst Ihr auch schon was für einen Spaß man mit Büchern haben kann, wenn man in einer wissenschaftlichen Bibliothek arbeitet?
Ein Beispiel? Heute gab es den folgenden Dialog in meinem Postfach:
Nutzer: "Ich hätte gerne Buch X von Verlag Y als PDF/E-Book."
Ich: "Es tut uns leid, Verlag Y stellt Buch X nicht als PDF/E-Book für Bibliotheken bereit."
Nutzer: "Ich hätte gerne Buch X von Verlag Y als PDF/E-Book."
Ich: "Es tut uns leid, Verlag Y stellt Buch X nicht als PDF/E-Book für Bibliotheken bereit."
Ja, richtig gehört, denn wenn die von Verlag Y angebotene Lizenz es nicht hergibt, können wir es nicht kaufen und unseren Nutzern bereitstellen. Meist gibt es nur Einzelplatz-Lizenzen, also nur ein Mensch darf es lesen, d.h. wir dürfen es nicht zentral speichern und verlinken.
Jetzt wird Verlag Y zurecht sagen, dass das ja wohl gehe, man müsse es halt im Paket kaufen. Aha, ein Paket also.
Ein Paket, das enthält hunderte wenn nicht gar tausende oder zehntausende E-Books. Man zahlt für diese einen Komplettpreis. Man kauft alle, egal ob nützlich/passend oder nicht oder man kauft keines. Pick & Choose einzelner Titel ist eine wahre Seltenheit.
Stattdessen gibt es manchmal so Modelle wie EBA oder PDA, damit man nicht allzu viel Beiwerk kauft. Ach, die Modelle sind unendlich, aber keins hilft beim aktuellen Problem. Zurück zum Nutzer von heute.
Da ist die einzige Option, die wir genau jetzt haben, dass wir das gedruckte Buch bestellen, uns liefern lassen und dann ihm ins Homeoffice schicken.
Wirklich, liebe Verlage, wirklich? Es müssen Menschen physisch dieses Buch transportieren und bearbeiten, inmitten einer Pandemie, weil Ihr keine Einzelkäufe und zentrale Bereitstellung wissenschaftlicher E-Books durch Bibliotheken erlaubt?
Es ist übrigens ein Buch zur mathematischen Ausbreitungsberechnung von Epidemien. Oh. The. Fucking. Irony.
