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In die Zusammenhänge von Herrschaft und herrschenden Verhältnissen (siehe: ) dringt _Die Geschichte der Arbeiterbewegung_ auf arte nur sehr kalkuliert oberflächlich ein. Man lässt Jacques Rancière sprechen. Er spricht in der Tradition einer
idealistischen Philosophie in die Kamera, zu uns, und versucht die Arbeiter-Masse aufzulösen in die verschiedensten Berufs-Fragen wie Zeitsouveränität, die auf die Lebenszeit verweist und Platons Vorstellung des Arbeiters an seinem Platz in der "Politeia", einer
theoretischen Abhandlung über den Staat. Damit bestätigt er die wie wahnsinnig erscheinende Frage die diese Vier-Teile-TV-Serie stellt, woher die Proletarier kommen würden. Und die Frage, was ihr Platz in dieser Welt sei, "die sie mitgeschaffen haben". Rancière
mit seinem idealischen In-die-Kamera-Sprechen, meistens jedoch mit dem Blick schweifend und im Studierzimmer umherdenkend und -suchend, nimmt die Perspektive des Bürgers ein, der gemessen an 1886 und gemessen an den Entwicklungen in Frankreich nach 1789 inzwischen
zum citoyen, zum Staatsbürger geworden ist, und darum nicht dem "Großbürgertum", der Bourgeoisie angehört, welches Kapital wirklich sein Eigentum nennt, des Bürgers, der als Angestellter oder Beamter nun vor diesem Image des Streichens der Tätigkeit steht. Das auch noch zu
einem Feiertag verwurstet und verbiert, veralafelt und vercoca-colat wurde. Diese Welt, von den Arbeiterinnen "mitgeschaffen", ist die Welt, welche die Arbeiterbewegung garantiert nur erzählt. Es fehlt ihr jeder Kontakt zu ihrem Gegenstand. Das Militär und die Polizei bewachen
diese keine Welt der animierten Ballonmützen. Das Deutsche Historische Museum hatte zum Streik noch im Untertitel "Realität und Mythos" fragend verkuppelt. Wirklichkeit und Mythos würden diese Pole sein, die aufgeklärt das reale Bild des "Konflikts" zwischen den Klassen,
die erläutert und falsifiziert die tatsächliche Gestalt der "soziale Frage" erfassen würden. Im Buch wird geschrieben, mit dem Wort an uns gerichtet, das Bild der _Der Streik_ von Koehler wende sich an ein Publikum, "das nicht dem dargestellten Milieu entspricht". Die
Verstrickungen in die ökonomisch tödlichen und existenziell tödlichen Katastrophen des Kapitalismus müssen ja zeigenössisch und historisch an Personen festgemacht werden. Der Philosoph, der die herrschende Sicht der Dinge nicht bedienen möchte, woran macht er sich fest?
Jörg Immendorff, ein Maler, der am Ende nur noch dazu fähig war, den Kanzler zu malen, fragte 1973 noch "Für wen?" er denn male, so der Titel eines Bildes. Zum Beispiel für die Rote Hilfe. Von wo aus eine das Bild macht, gehört zur Standardfrage in dieser milieugetriebenen
Selbsterforschung. Die Selbstbebilderung des Arbeitskampfs durch die teil-bürokratisierte Arbeiterschaft widersprach im frühen 20. Jahrhundert dem Tumult, dem Aufstand. Geordnete Vorgänge werden gezeigt, posiert wird im Anzug zur Erinnerung. Der Bruch mit diesen Stilisierungen
und die Aufnahme des Riot-Marketings in das Portfolio des "Imaging" der professionalisierten Arbeiter-"Bewegung" macht alles nur noch spießiger.
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