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Die Empörung über die ausfallenden Prämien, die Verstetigung der niedrigen Löhne in der so genannten Sorge-Arbeit kann frau als eine Inversion ansehen, die eine Verdrehung der realen Verhältnisse zur Voraussetzung hat. In den realen Verhältnissen des Kapitalismus haben
alle Reproduktionsarbeiten zwar eine gewisse Systemrelevanz, aber nur so lange sie der Wiederherstellung der Arbeitskraft zukommen. Alle Bereiche der Reproduktion - Gesundheit, Pflege, Altenversorgung, Kinder, Behinderte, Arbeiter in ihren versifften Wohnungen in den meist
lautesten Wohngegenden und sogar die Arbeiteraristokratie mit VW vor der Tür - hängen an den kapitalproduktiven Stellen und nur an diesen. Die können auch in profitablen Dienstleistungsfeldern liegen (Krankenhäuser). Aber nur unter der Bedingung der
Profiterzeugung kann überhaupt ein Rückfluss aus den Geldfonds in die "Sorge" geleitet werden. Wir zitieren: "Profit ist die kapitalistische Form des Mehrwerts". Und weiter: Der "Geldbesitzer muss die Waren zu ihrem Wert kaufen, zu ihrem Wert verkaufen und dennoch am Ende des
Prozesse mehr Wert herausziehen, als er hineinwarf." Für den Arbeiter in den Gesundheits"fabriken" heißt das: "Der aus Mehrwert bestehende Teil des Warenwerts kostet dem Kapitalisten nichts, eben weil er dem Arbeiter unbezahlte Arbeit kostet." Ökonomisch bedeuet Profit:
"Solange" der "Verkaufspreis" der Ware Dienstleistung (Beatmung, Spritzen, Verbände legen, WC putzen) "über ihrem Kostpreis liegt, (...) wird stets ein Teil des in ihr enthaltenen Mehrwerts realisiert, also stets ein Profit gemacht." Mehrwert macht die "Schwester".
Marga Krav
Ergänzung: Die Argumentation wie sie z.B. von Barbara Thiessen geführt wird, es handele sich bei den SAHGE-Berufen (SA für Soziale Arbeit, H für Haushaltsdienstleistungen und GE für Gesundheitsberufe) um monetär relevante Arbeit (Interview "Dieses Klatschen ist fast zynisch" in
der _Zeit_ vom 25.3.20) stimmt nur soweit der stumme Zwang zum Profit nicht ernst genommen wird. Eine Hochschulprofessorin kann die Kapitalverhältnisse nicht grundsätzlich (radikal nennen das Liberale) debunken. Dieser Strang ökonomischer Logik zieht die "Carearbeit"
sogar noch mehr in die Professionalisierung, seit Luther und mit der protestatntischen Ethik genannt "Beruf"; in die Lohnsystematik und damit in die "Kosten" fürs Proletariat, die diese Berufe 1. aus Abgaben von Löhnen bezahlen und 2. deren Kosten vom (wenn es sich um
Sozialabgaben der "Arbeitgeber" handelt) vom Profit abgehen. Hier nochmal: Profit ist der aus Mehrwert gewonnene Teil im Verwertungsprozess; Mehrwert ist eine Differenz in dem Prozess, der aus wenige mehr Wert macht, was auch verwirrend als Inwertsetzung bezeichnet wird.
Nur wenn Dienstleistungen (etwa als SAHGE-Arbeit) profitabel sind, sind sie letztlich monetär relevant. Thiessen führt einen Moraldiskurs zur Aufwertung der Lohnarbeit im Sektor "Care". Die genauen Geld-"Ströme" in diesem Sektor müssten auf den Tisch, die Quellen des
monetären Moments bei den "Kostenträgern" und den Bezahlerinnen der Renten selbst, schließlich die Frage, inwieweit historisch die Sozialkassen dem abstrakten politischen Profit in summa oder strukturell nutzten oder eher schadeten, um klären zu können, wer genau den Reichtum
in Form von Geld den tatsächlichen Produktiven dort enteignet, wo die Care-Forscher nur Relevanz sehen.
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