Die Stadt #Antwerpen hat gestern gehandelt & eine Statue von König Leopold II entfernt. Unter seiner Herrschaft errichtete #Belgien im #Kongo ein Kolonialregime, das als eines der gewalttätigsten in der Kolonialgeschichte gilt. Bis zu 10 Millionen Kongoles*innen wurden ermordet.
Wir müssen im Journalismus davon abkommen, Pseudo-Expert*innen eine Bühne zu bieten und ihre Meinung (getarnt als Wissen) zu verbreiten. Es ist manchmal die pure Faulheit, dass vermeintliche Expert*innen überall zu Wort kommen und dabei echte Expertise auf der Strecke bleibt.
Wer sich zB Wissenschaftler*in auf einem bestimmten Gebiet nennt, muss in wissenschaftlichen Datenbanken mindestens drei aktuelle Peer-Review-Artikel zum Thema vorweisen können. Ein "Dr." reicht mE nicht, in Deutschland kann man sich diesen bekanntermaßen durchaus erschleichen.
Oft werden zB "Migrationsforscher" eingeladen, die seit Ewigkeiten keine Uni mehr von Innen gesehen, an keiner wiss. Konferenz teilgenommen oder wiss. publiziert haben. Solche Gespräche laufen dann eher auf "Meinung von random Person" heraus & sind wenig ertragreich.
Wenn jemand stirbt beginnt nicht selten ein Ringen um die Deutungshoheit über die Lebenszeit der verstorbenen Person. Nun ist die Queen nicht irgendjemand.
Über ihre eigenen Verdienste und Verfehlungen hinaus ist sie schon immer Projektionsfläche für Millionen von Menschen gewesen. Der royale Hype geht bekanntermaßen über das eigene Königreich hinaus.
Projiziert wurden auch die kolonialen Verbrechen des britischen Staats auf sein Oberhaupt: Britische Kolonialisten überfielen *** im Namen ihrer Majestät *** andere Gesellschaften, teils Tausende Kilometer entfernt.
Denke ich an die „Deutsche Einheit“ erscheint vor meinem inneren Auge nicht das Feuerwerk am Brandenburger Tor während Helmut Kohl „blühende Landschaften“ verspricht. Ich muss – so wie viele in diesem Land – an das brennende Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen denken 🧵
Vor 30 Jahren reisten aus ganz Deutschland Neonazis nach Rostock. Vor der „Zentralen Aufnahmestelle für Asylbewerber“ & einem benachbarten Wohnheim für vietnamesische Vertragsarbeiter*innen skandierten Rechtsextremisten „Ausländer raus“, kurze Zeit später flogen Molotowcocktails.
Deutschland kümmerte sich danach wenig um die Erinnerung an dieses für die rassifizierten Menschen in Rostock und darüber hinaus traumatisierende Ereignis. Wenn nun erinnert wird, blenden Deutsche gerne wichtige Aspekte aus, die den tagelangen Pogrom überhaupt ermöglicht hatten:
Die EU-Richtlinie 2001/55/EG war mir als Reporter, der sich mit Flucht und Migration seit Jahren auseinandersetzt, gänzlich unbekannt. Ich habe mich mit ihr in diesen Tagen befasst und bin, gelinde gesagt, ein wenig fassungslos 👇🏽
Diese durch die Mitgliedstaaten der Europäischen Union am 20. Juli 2001 verabschiedete Direktive sollte nach dem Balkankrieg in den Neunzigerjahren dafür Sorgen, dass Flüchtende ohne bürokratische Hürden auf die ganze EU verteilt werden können.
Bei Aktivierung sorgt die Richtlinie dafür, dass Schutzsuchende aus einem bestimmten Land unkompliziert Aufenthaltstitel, Arbeitserlaubnisse und soziale Absicherung erhalten, sich ihren Aufenthaltsort in der EU auswählen und somit das Dublin-Verfahren umgehen können.
War heute zu einem Podcast für Erstwähler*innen in #Sachsen eingeladen. Geplant war ein Talk über Partizipation. Das Projekt wird mit Mitteln der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung gefördert. Nun kam die Info, dass die @slpb_dd Druck ausgeübt habe, mich auszuladen.
Als Gast hätte ich kein Honorar bekommen. Mich juckt – Hamdellah – generell die Sächsische Landeszentrale nicht. Diese False-Balance (im Sinne von rechtsextremen Kreisen aus Springer-Presse, Heimat-Ideologie, Sachsen-CDU, AfD und Co) ist dennoch gefährlich.
Sie nimmt die Arbeitsgrundlage für viele wichtige, lokale Initiativen. Queer-feministische, antirassistische & emanzipatorische Projekte werden so verunmöglicht. Zivilgesellschaftliches Engagement ist in #Deutschland leider auf staatliche Förderung angewiesen.