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Die Tönnies-Fälle aus Güterloh kommen langsam beim RKI rein; 342 in den letzten 7 Tagen, und 77 im benachbarten Warendorf. pavelmayer.de/covid/risks/
Unschöner ist, dass wir auf breiterer Front bei ca. 1/3 aller Landkreise steigende Zahlen haben, und zusammen mit den Hotspots kommen wir auch für Deutschland auf steigende Zahlen, R würde ich auf 1,05 schätzen. Nicht gut. Gleiches Bild auch bei den Bundesländern...
7 von 16 Ländern melden steigende Zahlen. Sachsen Anhalt schafft es auf Tabellenplatz 3, weil sich dort die Fälle in einer Woche verdreifacht haben, auch wenn es absolut nicht besonders viele sind.
Wirklich beunruhigend finde ich die Situation in Berlin. In fast allen Bezirken gehen die Zahlen hoch. Das sieht mir überwiegend nicht nach vereinzelten Clustern aus, sondern mehr wie ein breiteres, allmähliches Hochkochen.
Eigentlich wäre zu erwarten gewesen, dass der Anstieg Zahlen in Berlin wieder zurückgeht, wenn es wie meist behauptet einige wenige Cluster wären, die man unter Kontrolle gebracht hat. Ist aber offenbar bisher nicht der Fall. So drohen in 4 Wochen neue Einschränkungen.
Ärgerlich ist der Mangel an Information durch die Gesundheitsbehörden; abgesehen von einigen Sonderfällen wie Schulen oder der Corona-Block in Neukölln gibt es kaum Informationen, wie und wo es zu Infektionen kam. Langsam macht mich diese Ignoranz nur noch wütend.
Berliner Ärzte reden hinter vorgehaltener Hand von angeblichen Ramadan-Clustern, aber überprüfbar ist das nicht, weil sich Lageso und Bezirke weitgehend ausschweigen und man anekdotischen Erfahrungen von Ärzten schlichtweg nicht trauen.
Was wenig überraschen würde ist, wenn sich das Virus bei sozial schwachen, bildungsfernen und stark religiösen Bevölkerungsgruppen mehr ausbreitet, und da in diesen Gruppen viele Migranten zu finden sind, der Eindruck entstehen könnte, es sei ein ethnisches Problem.
Wir haben in anderen Ländern gesehen, wie der Corona-Ausbruch Fremdenfeindlichkeit geschürt hat, und solchen Tendenzen kann man nicht durch weitgehendes Verschweigen der breiteren Umstände des Infektionsgeschehens begegnen. Das schafft nur Raum für Gerüchte.
Ich erwarte ja keine Adresslisten, aber ich finde, es wäre mehr als angemessen, die Zahl der Cluster und die Umstände der Infektionen, ob sie im privaten Umfeld, in Schulen, beim Ausgehen, im ÖPNV oder bei beruflichen Aktivitäten erfolgen oder unbekannt sind, zu veröffentlichen.
Ich fürchte, die unterirdische Informationspolitik der Berliner Gesundheitsbehörden und der Landes- und Bezirkspolitik wird uns noch alle gewaltig in den Hintern beißen. Für mich sieht es gerade nicht so aus, als wäre die Ausbreitung unter Kontrolle. Ich hoffe, ich täusche mich.
Hier noch der Verlauf für Deutschland mit meinem 7-Tage R und dem R für die Zahl der Toten. Beide sehen nicht gut aus. Wir bewegen und seit Wochen eher seitwärts, wenn auch auf einem Niveau, das derzeit kein Problem für unser Gesundheitssystem darstellt.
Hier die aktuellen Testzahlen aus rki.de/DE/Content/Inf… Tests gingen von KW23 auf KW24 leicht zurück, um ca. 5%, die Zahl der positiven Tests um ca. 17%. Das ist erst mal erfreulich.
Unklar ist mir nach wie vor, wie viele der positiven Ergebnisse falsch sind. Bei so vielen Tests und so wenig positiven müssten sich eigentlich allmählich "False Positives" bemerkbar machen, und ich verstehe nach wie vor nicht, wie die erkannt und vermieden werden.
Der PCR-Test an sich ist praktisch zu 100% spezifisch, liefert also keine falsch positiven Ergebnisse, aber es müssten sich trotzdem in der Praxis Fehler durch Kontamination bei Probentnahme, Handling, Reagenzien oder sogar den Swabs selbst einschleichen, ...
... und Maschinen arbeiten auch nicht immer perfekt. Einiges davon, etwa wenn ein ganzer Batch positiv zurückkommt, dürften sofort auffallen, aber ich frage mich, ob man 10 oder 20% oder gar 50% "False Positives" bei den kleinen Zahlen überhaupt bemerken würde.
Das ist neben den Wochentagsschwankungen, den Änderungen im Testregime, bei der Dunkelzifferquote, der Demografie und den Meldeverzögerungen ein weiterer Unsicherheitsfaktor, der die Zahlen verzerren kann und den man speziell bei R-Berechungen berücksichtigen müsste.
Das heisst jetzt nicht, dass die Zahlen keine Orientierung bieten, und langfristig gleichen sich viele Einflüsse aus, aber speziell R-Werte sind sehr anfällig für solche Störgrössen. Ich orientiere mich eigentlich nur an 7-Tages Mitteln.
Stabiler ist die Zahl der Toten, weshalb ich in Schwarz auch ein R-Berechnung auf Basis der Gestorbenen mache, und die sieht gleichfalls nicht allzu gut aus. Bisher konnten wir uns auf von Woche zu Woche sinkende Zahlen verlassen, aber es könnte sich gerade eine Wende andeuten.
Ohnehin gehen die Zahlen relativ langsam zurück, aber die Hoffnung, dass wir vor dem Herbst durch sind, schwindet allmählich. Von offizieller Seite ist öfter zu hören, dass uns einzelne, gut kontrollierbare Cluster die Zahlen verhageln, aber dafür gibt es keinen Beleg.
Mag ja sein, dass die Ämter es besser wissen und es so ist, aber wir können es nicht unabhängig prüfen. Ich habe an sich ein relativ hohes Vertrauen in die Integrität amtlicher Stellen, aber sie scheinen mir von der ganzen Dynamik auch bisweilen massiv überfordert.
Dass wir uns jetzt in einer neuen Phase der Pandemie befinden, die nicht nur andere Maßnahmen, sonderen auch eine andere Bewertung des Geschehens und eine andere Kommunikation mit der Öffentlichkeit verlangt, scheint dort nur sehr langsam durchzudringen.
Seit Wochen oder nunmehr Monaten ist nichts besser geworden auf der Informationsseite, der Appel der Datenjournalisten ist ungehört verhallt, es gibt nicht mehr Daten als vor zwei Monaten.
Die offizielle Auswertung des RKI auf experience.arcgis.com/experience/478… lässt viele Wünsche übrig, ich sehe nicht, dass sich da in den letzten Wochen irgendwas getan.
Die tagesaktuelle Übermittlung der Testzahlen scheint noch immer nicht zu laufen, und öffentlich darf man einmal in der Woche ein .pdf durchsuchen, um zumindest die Zahlen pro Woche zu erhalten. Das können viele Länder besser.
Wenn die Zahlen jetzt wieder dauerhaft steigen sollten, dann ist das auch Folge von mangelhafter Information, die es ganz schwer macht, Risiken realistisch einzuschätzen und sein individuelles Verhalten darauf auszurichten. Mit pauschalen Empfehlungen ist es nicht mehr getan.
Noch eine Anmerkung zu den R-Kurven in diesem Bild: Der Anstieg des sieben Tages-Mittels auf ~1 vor drei Wochen war übertrieben, weil von der Ausweitung der Tests beeinflusst. Aktuell gehen die Testzahlen aber zurück, was auf ein echtes R > 1 hindeutet.
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