Zum Thema "Freier sind Abschaum" mal ein paar persönliche Gedanken. Zu Beginn der C-Pandemie war schon recht schnell - wie bei vielen Kolleg*innen - dank Arbeitsverbot mein Geld knapp. Passend zu einem Monat in dem einige größere Rechnungen fällig wurden.
Dann schrieb mich ein Gast, der mich schon im Studio besucht hat und auch da sofort positiv aufgefallen ist (das Geld für die Session in einem hübschen Umschlag, als Mitbringsel eine Stofftasche vom BesD, großzügiges Trinkgeld, super angenehmer Mensch!) an.
Er würde mir gerne helfen. Und hell, hat er mir geholfen! Ohne eine Gegenleistung zu erwarten, hat er mir 500€ überwiesen. Ich hatte erst mal einen erleichterten Heulkrampf und ungefähr 3 Tage Schnappatmung. Sowas kennt man doch allenfalls aus Filmen!
Tatsächlich ist das zwar bei mir ein Einzelfall bisher, aber nicht grundsätzlich. Ob das jetzt finanzielle Unterstützung, kleine oder größere Aufmerksamkeiten, tatsächlich besorgte Anrufe im Studio, wie es denn Kollegin X gehe, als sie lange krank war usw sind...
...unsere Gäste sind keine Verbrecher. Sie sind kein Abschaum. Viele Sexarbeitende haben Stammgäste mit denen sich über die Jahre eine respektvolle zwischenmenschliche Beziehung entwickelt. Auf deren Besuche man sich durchaus freut.
Zum einen natürlich, weil sie entfernt so etwas wie "festes Einkommen" darstellen. Manche Gäste kommen pünktlich wie ein Uhrwerk alle 2 Monate, manche kurz aber dafür alle 2 Wochen, andere für lange Sessions dreimal im Jahr, aber man kann sozusagen "mit ihnen rechnen".
Zum anderen sind Stammgäste sicheres Terrain. Man kennt sich, die Vorlieben, die no gos und ggfs körperlichen Einschränkungen oder personal quirks und muss sich nicht komplett neu einstellen. Das Beste was Sexarbeitenden passieren kann, ist ein solider "Stammgast-Pool".
Natürlich gibt es auch schwierige Gäste. Welche, die einem vielleicht auf den Keks gehen, welche die zu neugierig an privaten Details sind, die einen zu Tode quatschen, mit denen man nicht warm wird oder - mein personal pet peeve - in Aftershave duschen. 🤢
Unangenehme Kundschaft gibt es in jedem Beruf, damit lernt man umzugehen. Wenn nun aber auch hierzulande das sog. "Nordic Model" eingeführt würde, dann hätten wir alle große Mühe Stammgäste aufzubauen. Die meisten der jetzigen Gäste würden eher nicht gegen das Gesetz verstoßen.
Diejenigen, die das ohne mit der Wimper zu zucken tun, hätten möglicherweise(!) eine ohnehin etwas...laxere Einstellung zu gesetzlichen Vorgaben oder würden öfter den/die Sexarbeitende wechseln, um nicht erwischt zu werden. Unterstützung finanz. od. materiell. Natur würde weniger
da man alles vermeiden würde, was Rückschlüsse zu der eigenen Person ziehen lässt. Meine Vorstellung ist, dass für uns genau die potentiellen Gäste übrig bleiben, die ein größeres Risiko darstellen und die respektvollen, höflichen Gäste sich reduzieren würden.
Abgesehen davon, würden ganze Branchenzweige platt gemacht. Alle, die bestimmte räumliche Voraussetzungen oder Equipement brauchen wie zb SM-Studios, Tantrastudios etc, hätten es schwer eine versteckte location zu finden und nicht aufzufliegen
Was denkt ihr dazu?
Was denkt ihr dazu?
