Ich möchte mal das Dilemma hinsichtlich #Stuttgart und #frankfurt an einem ganz simplen Beispiel verdeutlichen (Spielplätze). Es heißt Jugendlich mit dem sog. Migrationshintergrund seien brutal, respektlos und desintegriert und würden aus Freude an der Sache randalieren. (1)
(2) ich bin als Kind in den frühen 90ern (ich weiß ich sehe viel jünger aus 💋) im Pallas (Schöneberger Norden in Berlin) aufgewachsen. Seinerzeit eines von vielen Migrant*innen-Ghettos in Berlin. Ich erinnere mich dass gefühlt wöchentlich Drogentote aus den Katakomben 
(3) getragen wurden. Vor unseren Augen. Ich erinnere mich sogar dass einer meiner Freunde (wir müssten so 9 oder 10 Jahre jung gewesen sein) einen Drogentoten in den endlosen Gängen gefunden hatte. Wir waren unzählige Kids, die sich in diesem Block getummelt haben. Wir hatten
(4) keine richtigen Spielplätze oder Freiräume wo wir hätten spielen können. Wir hingen auf der Straße rum und kickten auf den Beton-Parkplätzen bzw. im kargen Innenhof. Wir bewunderten die Abis, die älteren, wenn sie mit Adidas, Timberland, Kani oder Alpha Klamotten in schönen
(5) Autos durch die Hood fuhren. Was sollten wir auch tun...wir hatten nur die Straße zum Sein. Heute, 30 Jahre Später ist der Schöneberger Norden soweit Gentrifiziert. Standard Prozess: Künstler*innen, Student*innen und dann Performer und Akademiker*innen, die die Diversität in
(6) der Großstadt erleben wollen. Kaum übernehmen die besser Situierten das Viertel, werden alle 500 Meter Abenteuerspielplätze gebaut als gäbe es kein Morgen. Wir hätten als Kinder nicht davon zu träumen gewagt. Und an diesem Beispiel möchte ich das gesellschaftliche Dilemma
(7) hinsichtlich des aktuellen Diskurses beschreiben. Wir waren viele Kinder. Wir waren Kids die auf schlechte Schulen gingen. Wir waren offensichtlich Kids für die sich zu der Zeit Politik und Gesellschaft nicht intersessierten. Kinder sind unsere Zukunft. Manche mehr und
(8) manche offensichtlich weniger. Die stadtentwicklungstechnische Logik in Deutschland: Infrastruktur wird entsprechend der Milieus in den Vierteln entwickelt. Wenn prekarisierte migrantische Milieus verdrängt werden, steigt schlagartig die Wohn- und Lebensqualität in diesen
(9) Vierteln. Ob ihr es gkaubtnoder nicht: Ein spannender Indikator diesbezüglich ist die Entwicklung und Qualität der Spielplatz-Infrastruktur. Viele Generationen von prekarisierten und migrantisierten Menschen und Familien wurden links liegen gelassen. Sie waren immer auf sich
(10) gestellt und mussten in der Folge "Parallelgesellschaften" entwickeln, die ihnen oft auch als gemeinschaftliche informelle soziale Sicherheitsstruktur dienten. Man kann ganze Generationen von Gruppen nicht alleine lassen und herabwürdigen und dann erwarten dass aus diesen
(11) Menschen Bürger*innen werden, die in Anbetracht ihrer Erfahrungen, die übrigens von Generation zu Generation vererbt werden, die Wunschbürger werden, die leise und devot am Spielfeldrand stehen und zuschauen wie andere "leben". Heißt dass das ich die Gewalt rechtfertige oder
(12) relativiere? Nein! Aber ich habe gelernt dass man den Ursprung eines Problems erörtern muss, bevor man es angehen kann. Und der Ursprung ist nicht die Herkunft, Religion oder Kultur...sondern die sozialen Bedingungen in denen mehrere Generationen dieser betroffenen Familien
(13) sozialisiert wurden. Da hilft auch ein Ahnennachweis nix. Wir können also ganze Milieus, die Opfer sozialer Bedingungen sind kriminalisieren und noch weiter an den Rand drängen oder eine Stadtpolitik betreiben, die echte Chancengleichheit herstellt und keine Kids zurucklässt
