Kommentar zur Replik von @monikaturyna auf meinen @derStandardat Kommentar. Ich gehe auf die OECD-Zahlen und deren Interpretation ein in einem kurzen Thread: 1/9
Sie schreibt: 'Laut aktuellen OECD-Zahlen gibt es kein einziges Land in der EU, welches für einen ehemaligen Durchschnittsverdiener nach fünf Jahren Arbeitslosigkeit eine höhere Ersatzleistung zahlt als Österreich.' - Das ist richtig, aber größtenteils irrelevant. 2/9
Der Durchschnittsverdiener wird nämlich seltener arbeitslos. Stattdessen werden nachweislich Menschen arbeitslos, die weit unterdurchschnittlich verdienen. Deswegen sind die OECD-Zahlen mit 2/3 des Durchschnittsgehalts der relevante internationale Vergleich. 3/9
Dann sieht die Situation anders aus. Es gibt sehr wohl Länder, die Langzeitarbeitslosen nach 5 Jahren mehr zahlen als Österreich. Vergleichbare Länder mit Wohlfahrtsstaaten (Niederlande, Dänemark, Schweden, Finnland, Luxemburg) zahlen gleich viel bis zu (viel) mehr. 4/9
Zur Spitzenposition Österreichs kommt man nur wenn man Teile der Sozialhilfesysteme der anderen Länder herausrechnet (Wohnzuschüsse), die in manchen Ländern einen sehr großen Teil des Einkommens Arbeitsloser ausmachen, in Österreich aber nicht. 7/9
Natürlich stimmt es, dass Österreich im EU-Vergleich bei Langzeitarbeitslosen weiter oben liegt. Aber wieso ist der EU-Schnitt hier überhaupt relevant? Orientieren wir uns neuerdings an Bulgarien und Rumänien in unserer Sozialpolitik? 8/9
Nimmt man hingegen ausgebaute Sozialstaaten mit hoher Wirtschaftsleistung innerhalb der EU als Maßstab, die ihre Arbeitslosen nicht sich selbst überlassen, ist Österreich bei Langzeitarbeitslosen kein Spitzenreiter mehr, sondern mittendrin. Nothing to see here.. 9/9
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Arbeiten bis 67 schafft mehr Probleme, als es löst. Am Ende produzieren viele Arbeitslose und Kranke, die ihre Zeit bis zur Pension frustriert daheim absitzen. Was stattdessen tun? Ein Thread 1/13 derstandard.at/story/30000002…
Zunächst zum Finanziellen: Nach einer Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre müssten die Menschen zwei Jahre länger arbeiten. Dafür fallen zwei Jahre ihrer Pension weg und damit auch zwei Jahre Lebens-Pensionseinkommen. 2/13
Arbeiten bis 67 kostet Ärmere mehr Pension als Jüngere. Eine Führungskraft mit einem Einkommen im Fünftel der Leute mit dem höchsten Einkommen verliert nur 6 Prozent seiner gesamten Pension. Ein Mann im Niedriglohnsektor (unteres Einkommensfünftel) verliert 13 Prozent. 3/13
Ich tue mir schwer mit den Andeutungen von @GrimmVeronika und @HallaMartin dass Kinderarbeit derzeit ein notwendiges ökonomisches Übel sei, dass man nicht verbieten dürfe. Unsere Gesellschaften sind reich genug, um Kinderarbeit zu verbieten. Ein kurzer Thread 1/5
Hier eine Replik auf den als Argument vorgebrachten Artikel: Kinderarbeit zu verbieten schadet einem Land nicht. Eine Ausnahme gibt es: Wenn die Gesellschaft so ungleich ist, dass alles Vermögen und das Einkommen daraus in der Hand einiger weniger ist. 2/5
Damit ist Kinderarbeit aber ein reines Verteilungsproblem. Das (fiktive) Land ist ausreichend gut entwickelt, könnte die Kinderarbeit ohne Nachteile verbieten. Sie existiert, weil viele nichts besitzen außer ihrer Arbeitskraft, die sie verkaufen müssen - auch die der Kinder. 3/5
Der Steuerplan des Bundeskanzlers ist Harakiri für das Budget. Der Fiskalrat sagt: Es fehlen jährlich 9-13 Milliarden Euro. Der Finanzminister rückt zur Verteidigung aus: „Wir holen 3,5 Milliarden durch Kürzung bei Förderungen herein.“ Nur wo? Ein Thread 1/18
Zu Förderungen muss man wissen: Es gibt 13,5 Milliarden direkte und 24,4 Milliarden indirekte Förderungen (Stand 2022). Indirekte Förderungen sind hauptsächlich Steuervergünstigungen. Direkte Förderungen sind echte Ausgaben. Doch zuvor zu den Sondereffekten. 2/18
Das Förderbudget ist tatsächlich noch immer sehr groß, weil während Corona und der Teuerung hohe Förderungen ausbezahlt wurden – und teils immer noch werden. Die fallen in den nächsten Jahren komplett weg. Dennoch ist nicht mehr Geld da. 3/18
Bei den Lohnnebenkosten erzählen wirtschaftsliberale Ökonomen ein Märchen: Eine Senkung der Unternehmer(!)-Abgaben gehe an Arbeitnehmer (sic!). Die neueste Forschung sagt jedoch: Das Geld bleibt den Unternehmen. Arbeitnehmer schauen durch die Finger. Ein Thread 1/22
Zunächst. Es widerspricht schon dem Hausverstand. Wieso sollten sich Unternehmervertretungen und Wirtschaftsparteien für eine Senkung der Dienstgeber-Abgaben stark machen, wenn sie damit rechnen, dass sie als Gegenleistung eins zu eins die Löhne erhöhen müssen? 2/22
Rhetorisch erinnert das Argument an Trickle-Down-Economics von Ronald Reagan – Steuersenkungen für die Reichen kämen bei den Armen an. Die österreichische Version davon: „Geht's der Wirtschaft gut, geht's uns allen gut.“ 3/22
"Verdoppelung der Zinszahlungen" im Budget 2023. "4,3 Milliarden mehr Zinsen nächstes Jahr." Das schreiben heute manche Medien in Österreich. Stimmt das so? Nein, da werden ein paar Zahlen verdreht. Ein 🧵1/20
Von 4,3 auf 8,7 Milliarden Euro für Zinszahlungen? Das wäre ein Anstieg um rund 1% der jährlichen Wirtschaftsleistung. Das wäre tatsächlich dramatisch, wenn das in nur einem Jahr passiert. Dem ist aber nicht so. /2
Es ist unplausibel hoch, denn die aktuell steigenden Zinsen werden immer nur auf einen kleinen Teil der Staatsverschuldung fällig. Das meiste ist fix verzinst für mehrere Jahre. /3
Die Gutschrift-Aktion des Verbund ersetzt eine Steuer auf seine Übergewinne nicht. Sie macht nur rund ein Fünfzigstel (2%-2,7%) des erwarteten diesjährigen Gewinns des Verbund von 1,5-2 Milliarden aus. Thread 1/7
2 Monate Gratis Strom + 30 Euro Gutschrift für seine wenigen Haushaltskunden kosten den Verbund 40 Millionen Euro.
Ein Verbund Durchschnittskunde bekommt gerade einmal die Hälfte (120 Euro) der Preiserhöhung vom Mai zurück (240 Euro aufs Jahr gerechnet). 2/7
Nur für Haushalte mit ganz wenig Einkommen dürfte es sich ausgehen, dass die Gutschriften die vorherige Preiserhöhung im Mai aufs Jahr gerechnet fast ausgleicht (30 Euro fehlen). 3/7