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Wieder bricht eine Glyphosat-Diskussion über uns herein, und wieder geht sie in die falsche Richtung. In der Öffentlichkeit herrscht offenbar ein völlig unrealistisch-romantisches Bild von Landwirtschaft. (Thread)
Zunächst: Es geht hier nicht um eine Abwägung Profit vs. Umweltschutz. Wir alle wissen, dass wir Umweltschutz, Klimaschutz und Artenvielfalt wollen. Es geht also nur darum, wie wir eine möglichst umweltfreundliche Landwirtschaft bekommen. Und das ist nicht so einfach.
Mit "alles verbieten, was Chemie ist" kommen wir nämlich nicht weiter. Die Diskussion beschränkt sich derzeit auf die Frage "hat Glyphosat schädliche Auswirkungen" - und das ist die falsche Frage. Ja, klar hat Glyphosat schädliche Auswirkungen - wie alles andere auch.
Die Frage ist also: Haben wir etwas Umweltfreundlicheres? Eigentlich wurde Glyphosat ja erfunden, weil es Tiere schont, also als umweltfreundliches Herbizid. Wenn die Alternativen schädlicher sind, ist es Unsinn, auf Glyphosat zu verzichten.
Und wenn es dann heißt: "Wir brauchen keine Alternativen! Wir verbieten einfach alles! Ackerbau nur 100% natürlich!" dann ist das erst recht gefährlich. Je weniger technisiert die Landwirtschaft betrieben wird, umso mehr Fläche braucht sie, die der Natur weggenommen werden muss.
Wir müssen aufhören mit dem Traum einer unberührten Natur, aus der wir Menschen uns ab und zu ein bisschen Nahrung herausholen. Wir Menschen sind so viele, dass wir uns nur durch massive Eingriffe in die Umwelt ernähren können. Das ist auch ok so.
Wir müssen also auf Basis der Wissenschaft möglichst umweltfreundliche Methoden der Landwirtschaft entwickeln. Das ist möglich, aber es ist nicht einfach. Es kann gut sein, dass Glyphosat ein sinnvolles Mittel ist, um in diese Richtung zu gehen.
Vielleicht finden wir auch etwas Besseres und in 10 Jahren interessiert sich niemand mehr für Glyphosat. Aber reflexartig etwas abzulehnen, weil es "künstlich" oder "chemisch" ist, bringt niemandem etwas.
Hören wir also auf mit dem romantischen Narrativ, dass präindustrielle Landwirtschaft wie aus dem 18. Jahrhundert so toll wäre. Der Umwelt helfen wir nur mit mehr Wissenschaft, nicht mit weniger.
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