In #Magdeburg beginnt in einer Stunde der 6. Verhandlungstag des #HalleProzess. Heute sollen mehrere Polizeibeamte als Zeugen angehört werden. Bislang haben sich im Prozess zahlreiche Widersprüche und offene Fragen ergeben. Ein Überblick: 1/17 
Die Erkenntnisse zum Online-Verhalten des Angeklagten basieren vor allem auf dessen Selbstdarstellung. Unzählige Anspielungen in den Dokumenten und der Auswahl der Musik nehmen Bezug auf rechten Terror oder die Incel-Szene. 2/17
Die Aussagen des Angeklagten sind aber keineswegs glaubwürdig: So schweigt er zu seinen Kontakten, redet nebulös vom “Darknet”, wenn es keinen Sinn ergibt, und macht immer wieder widersprüchliche Angaben. 3/17
In einem Text des Attentäters und vor Gericht war die Rede von einem „Mark“, von dem er eine Bitcoin-Spende erhalten haben soll, die er für den Anschlag genutzt habe. Das BKA tappte offenbar lange im Dunkeln, wer dieser “Mark” sei. 4/17
Ein BKAler, der den Angeklagten knapp sieben Wochen nach der Tat vernommen hatte, sagte vor Gericht, ihnen sei unklar gewesen, wer oder was “Mark” gewesen sei. Auch danach wartete man dazu wohl Monate auf eine Info des FBI. 5/17
Wir haben am Wochenende mit Mark M., einem ehem. Moderator des Imageboards 8chan, gesprochen: Der 28-jährige US-Amerikaner bestreitet, sich je mit B. oder anderen über Waffenbau unterhalten zu haben und ihm Bitcoin gespendet zu haben. 6/17
Auch mit 8chan-Gründer Fredrick Brennan haben wir über Mark M. gesprochen. Er vermutet, dass der Angeklagte M. in die Sache hineinziehen wollte, u. a. weil dieser als Jude bekannt ist. 7/17
Falls M. die Wahrheit sagt, gäbe es möglicherweise einen bislang unbekannten Unterstützer des Anschlags. In diesem Bereich gab es offenbar nur sehr unzureichende Ermittlungen. 8/17
Der BKA-Beamte vermutete vor Gericht zudem, die Spende von 0,1 Bitcoin sei möglicherweise im Sommer 2015 für einen Waffenkauf in etwa 1.000 Euro Bargeld umgesetzt worden. Das kann nicht sein. 9/17
Der Bitcoin-Kurs zeigt: Wenn der Angeklagte tatsächlich 0,1 Bitcoin für 1.000 Euro verkaufte, muss der Verkauf im Zeitraum zwischen Dezember 2017 und Januar 2018 oder im Zeitraum zwischen Juni und August 2019 stattgefunden haben. 10/17
Vor Gericht stellte sich der Angeklagte als politisch und sozial völlig isolierten Einzelgänger dar. Bekannte der Familie bestätigten dieses Bild. An dieser Darstellung muss gezweifelt werden: 11/17
In der Familie sei sich sehr wohl über Politik ausgetauscht worden. Seiner Mutter soll der Angeklagte etwa Schriften des Christchurch-Attentäters gegeben haben, die er interessant fände. 12/17
Seine Mutter äußerte in einem SPIEGEL TV-Interview am Tatnachmittag sowie in einem Abschiedsbrief, den sie während eines Suizidversuch am Tatabend verfasste, selbst antisemitische und rassistische Vorstellungen. 13/17
Nebenklagevertreterin @RPietrzyk zudem auf Ermittlungsergebnisse hin, denen zufolge der Angeklagte ein Messer an die Adresse seiner Halbschwester geliefert bekam und seine Mutter eine SIM-Karte auf einen falschen Namen registrierte. 14/17
Außerdem soll aus den Ermittlungsakten hervorgehen, dass eine Freundin der Mutter dieser einmal berichtete, sie habe den Angeklagten auf einem Foto in der Lokalzeitung entdeckt, das eine NPD-Veranstaltung zeigte. 15/17
In der Haft hatte der Angeklagte Briefkontakt mit fünf namentlich bekannten Personen. Vier dieser Kontakte wohnen in direkter Nähe zum ehemaligen Wohnort des Angeklagten. Er will sie alle vor dem Anschlag nicht gekannt haben. 16/17
Die ganze Recherche und Analyse zum bisherigen Prozessverlauf: democ.de/analyse-besten… 17/17
