Am 21.08. sagte Trump in einem Interview etwas, das hier ein bisschen untergegangen ist: Er plane, staatliche Sicherheitskräfte an Wahllokalen einzusetzen, um angeblichem Wahlbetrug vorzubeugen. 10€+ Patrons finden eine #ardentanalyse dazu hier: patreon.com/posts/41464721
Denn auch wenn es nach Bundesgesetz nicht erlaubt ist, Polizist*innen und Bewaffnete an Wahllokalen platzieren, und Trump keine Befehlsgewalt über die lokale Polizei hat, gibt es einige wenige Ausnahmen.
Außerdem ist es die erste Präsidentschaftswahl, bei die Republikaner nicht mehr an eine richterliche Verordnung von 1982 gebunden sind, die ihnen verbot, ohne richterliche Erlaubnis derartige "Wahlbeobachtung" durchzuführen.
Damals hatten Republikaner in New Jersey bewaffnete Polizist*innen, die nicht im Dienst waren, an Wahllokalen platziert - und zwar vor allem in BPOC Gemeinden. Die Demokraten klagten damals gegen diese versuchte Einschüchterung von Wähler*innen.
Die Verordnung, die damals das Ergebnis der Klage war, gilt seit 2018 nicht mehr. Und die Republikaner haben bereits angekündigt, in großem Stil Wahlbeobachter zu mobilisieren.
Es würde die Republikaner wenig bis nichts daran hindern, Polizeibeamte, die nicht im Dienst sind, zu mobilisieren - ganz wie 1982. Die Demokraten können dagegen zwar gerichtlich vorgehen - ob das reicht, ist fraglich.
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh
Ich habe für @tazgezwitscher darüber geschrieben, wie die US-Rechte plant, im Falle eines Wahlsieges von Trump Abtreibung landesweit zu verbieten. Dazu müssen sie nicht mal ein neues Gesetz verabschieden - sondern wollen eines von 1873 anwenden. taz.de/!6004544/
Der Jurist und SCOTUS Experte @AndrewLSeidel hat mir gegenüber die Pläne von Trumps Verbündeten eingeordnet - und erklärt, weshalb man in dieser Frage (wie in so vielen anderen) nicht auf diesen SCOTUS zählen kann.
@AndrewLSeidel Die Gesetze, die als Comstock Act bekannt sind, verbieten den Postversand von „obszönen“ Materialien. Verabschiedet wurde das erste nach dem religiösen Fanatiker Anthony Comstock benannte Gesetz 1873. als „obszön“ galten u.a. Pornographie, Verhütungsmittel & Abtreibungsutensilien
Die aktuelle Verhandlung vor dem SCOTUS lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Es wird diskutiert, ob Schwangeren in Notaufnahmen eine lebensrettende Abtreibung verweigert werden darf. Und die Verzweiflung der drei liberalen Richterinnen lässt Schlimmstes ahnen.
Medienversagen? Diese Überschriften sind bestenfalls missverständlich, irreführend, fahrlässig - bzw schlicht falsch. Trump hat sich NICHT gegen ein landesweites Abtreibungsverbot ausgesprochen. Er hat lediglich die aktuelle juristische Situation wiedergegeben - mehr nicht.
Warum? Weil die GOP weiß, dass Abtreibungsverbote selbst in konservativen Staaten (wie Florida! Wo es im November genau darum geht!) verdammt unbeliebt sind. Trump hat NICHTS dazu gesagt, ob er ein Gesetz unterschreiben würde, das Abtreibung landesweit verbietet.
Das wäre noch nicht mal nötig: Denn die GOP plant, ein seit mehr als 50 Jahren nicht mehr angewandtes, aber noch gültiges Gesetz von 1873, den Comstock Act zu benutzen, um Abtreibung landesweit zu verbieten. Nein, nicht "nur" Medikamente. Sondern alle Abtreibungen.
Nach dem Fall von Roe hatten Expert*innen gewarnt, dass die amerikanische Rechte sich als nächstes auf künstliche Befruchtung und Verhütungsmittel einschießen wird. Das wurde oft als hysterisch abgetan. Jetzt ist genau das eingetreten:
Der Alabama Supreme Court hat geurteilt, das Embryonen (befruchtete Eizellen) den rechtlichen Status von Kindern haben. Die University of Alabama hat deswegen die IVF-Behandlung/künstliche Befruchtung pausiert - aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen.
Die New York Times zitiert das Uniklinikum: „Wir sind traurig, dass dies Auswirkungen auf den Versuch unserer Patienten hat, ein Kind durch künstliche Befruchtung zu bekommen", heißt es in einer Erklärung, nytimes.com/2024/02/21/us/…
Das Lächerlichmachen und die Hetze gegen @RomaMMukherjee und ihre Warnung vor rechter Unterwanderung von Handarbeitsgruppen zeigt, wie wenig vielen Leuten bewusst ist, dass Rechtsextremismus nicht nur in Gestalt von Neonazi-Schlägertrupps daherkommt.
Rechtsextreme Ideologien brauchen Frauen, die sie stützen - und traditionell „weiblich“ konnotierte Bereiche wie Handarbeit etc. sind sich eignende Einfallstore. Siehe rechte Influencer, Tradwives und „Homesteading“ auf Social Media.
Das hat lange Tradition - schon den Ku Klux Klan organisierte Handarbeitszirkel für Frauen, nach Lynchings traf man sich zum Familienpicknick. Und auch heute versuchen Rechtsextreme über ihren Vorstellungen von Genderrollen entsprechende Hobbys, Frauen zu radikalisieren.
Der Texas Supreme Court hat geurteilt - und verweigert Kate Cox, einer Schwangeren, deren Schwangerschaft für sie lebensgefährlich und deren Fötus nicht lebensfähig ist, eine Abtreibung. Es ist genauso, wie wir gewarnt haben: die angeblichen „Ausnahmen“ sind nicht durchsetzbar.
Kate Cox erhält die Abtreibung jetzt in einem anderen Staat. Wenn sie das nicht hätte finanzieren können, hätte die Schwangerschaft tödlich verlaufen können. Ihr Baby wird laut Ärzt*innen kurz nach der Geburt unter Schmerzen sterben. „Pro Life“ geht es nicht um Leben.
Cox wollte schwanger werden - und die grausame Entscheidung des SCOTUS in Texas sollte sie zwingen, eine Schwangerschaft auszutragen, die ihr Leben und ihre Fruchtbarkeit gefährdet hätte. Es geht nicht darum, Mütter oder Kinder zu schützen. Es geht um die Kontrolle von Frauen.