Bei @dlfkultur erschien heute ein Pro & Contra zu #Moria mit einer verstörenden Argumentation. Lasst uns das Ganze mal sortieren. Ich habe dazu fünf Gedanken vorbereitet:
1. Zur Zeit gibt es keinerlei Beweise, wer für das Feuer bzw. wer für die Feuer verantwortlich ist. 1/12
Als Brandursache kommen die verschiedensten Dinge in Betracht: Es kann sich um Brandstiftung durch überforderte und genervte Inselbewohner handeln. Die dort herum vagabundierenden „Nazi-Touristen“ könnten Feuer gelegt haben. 2/12
Der Brand kann auf einen Koch-Unfall zurückzuführen sein, der durch die katastrophale Enge befördert wurde. Und ja, es ist auch denkbar, dass Geflüchtete Feuer gelegt haben. 3/12
(Erstaunlich wie viele sich in der Hinsicht ganz sicher sind und von der gemütlichen Wohnzimmer-Couch aus ihre Brand-Gutachten abgeben.) 4/12
2. Aber unterstellen wir mal, es wäre wirklich so, und einige der Moria-Flüchtlinge hätten selbst Feuer gelegt:
Die Geflüchteten befanden sich in einer verzweifelten Notlage. 5/12
Eingepfercht in einem völlig überfüllten Lager für 2.500 Leute vegetierten 12.500 Menschen unter unsäglichen Bedingungen vor sich hin: Dichtgedrängt ohne Perspektive, ohne Schutz vor Wind und Wetter, ohne ausreichend Nahrung und Wasser und ohne ausreichende medizinische... 6/12
…Versorgung. Hilfsorganisationen berichten, dass das ganze Lager von Krätze befallen war, Corona fing an sich auszubreiten und an die hygienischen Zuständen mag man gar nicht denken. 7/12
3. Wer könnte es den derart Verzweifelten verdenken, dass sie sich aus dieser Notstandslage befreien wollten und in ihrer Verzweiflung eventuell das Lager angezündet haben?
Als eine Art verzweifelten Hilfeschrei oder als eine Art Befreiungsversuch. 8/12
Für die Befreiung aus einer Notstandslage gibt es im deutschen Recht übrigens eigene Paragraphen (§ 34 StGB, § 904 BGB). Und um es nochmal ganz klar zu sagen: Für den Notstand dort sind nicht die Geflüchteten, sondern die europäischen Länder verantwortlich. 9/12
4. Und selbst wenn einer der Geflüchteten das Lager angezündet hätte und es kein rechtfertigender Notstand wäre, dürfen nicht die übrigen 12.499 Geflüchteten Nachteile dafür erleiden oder abgestraft werden. So funktioniert Recht, so funktioniert Gerechtigkeit. 10/12
5. Wir als Europa haben in Moria gründlich versagt, und wir müssen dafür die Verantwortung übernehmen. Wenn die EU dafür zu träge ist, muss Deutschland in Vorleistung gehen und die Leute erstmal in Sicherheit bringen, sprich ausfliegen. 11/12
Danach kann dann unter den EU-Ländern gerne ausgeknobelt werden, wer wieviele der Geflüchteten aufnimmt und wie die Kostenverteilung vorzunehmen ist. So einfach könnte es sein. Nein, so einfach ist es. 12/12
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Ihr habt einen Fehler gemacht und wollt Euch nicht wirklich entschuldigen? Kein Problem! Ich hab Euch das mal so aufgeschrieben, dass Ihr am Ende wie der wahre Held dasteht: "Die Kunst sich nicht zu entschuldigen - In zehn Schritten zur perfekten Nonpology" 🧵
1. Semantische Verschiebung: Beginne mit "Es tut mir leid, wenn sich jemand verletzt gefühlt haben sollte…". Damit implizierst Du, dass die Schuld bei den anderen liegt, die möglicherweise unangemessen oder überempfindlich reagiert haben.
2. Strategisches Nebulositätsprinzip: Vermeide konkrete Details darüber, was genau passiert ist. Bewusste Vagheit schafft einen Schutzschild gegen direkte Kritik und lässt Raum für spätere Interpretationen. Je weniger Du sagst, desto weniger kann gegen Dich verwendet werden.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Steingart-Adventsgeschichte bei @uebermedien, meinen Twitter-Tag als Steingart und nicht zuletzt an die "Kreuzfahrt durch die Republik", in der ich Kapitän Steingart persönlich begegne. Links in den Kommentaren.
Kubicki hat sich inzwischen für seinen Habeck-Putin-Vergleich entschuldigt. So gerne man ihm das abnehmen würde: Nein! Der Mann ist ein alter Hase im Politikgeschäft, ein gewiefter Rhetoriker und Jurist obendrein. Solche Entgleisungen haben bei ihm Methode. 🧵👇
Kubickis Diffamierungen und Tabubrüche verschieben die Grenzen des Sagbaren und erweitern das sogenannte Overton-Fenster, also den Bereich der öffentlichen Meinungen und Ansichten, die als akzeptabel oder "normal" gelten.
Mit seinen Vergleichen trägt Kubicki dazu bei, dass sich das Overton-Fenster weiter verschiebt und Positionen, die bisher als extrem oder unangemessen galten, in den Bereich des Diskutierbaren rücken.
Man fragt sich, was die #CSU und Herrn Söder bewegt, so einen offenkundigen Unsinn zu verlautbaren, denn es geht der CSU natürlich weder ums Klima, noch um eine Koalition mit den Grünen. Ein Erklärungsversuch. 1/7
Im weitesten Sinn geht es mal wieder um Ablenkung, Verwirrung und Desinformation. Söder will die Wähler und Wählerinnen schwindlig spielen. Schwarz soll weiß sein. Weiß soll Schwarz sein. Fakten werden zu Fiktion, die CSU zur Umweltpartei und die Grünen zu Verhinderern. 2/7
Alles verschwindet in einem diffusen Nebel von Verdrehung, Umkehrung und Täuschung. Dazu passt die jüngste Erklärung des CDU-Parteivorstands, die CDU sei eine "Klimaschutzpartei". Leicht zu widerlegen & angesichts der verfehlten Umweltpolitik der Konservativen äußerst frech. 3/7
Wie atemberaubend daneben man in seiner Betrachtungsweise liegen kann. Ich versuche das mal für Sie aufzuräumen, lieber Bundesminister der Justiz. Keine Sorge, sind nur sieben Punkte... 🧵
1. Elon Musk hat keinen "Fehler" korrigiert, das setzt Einsicht über Fehlverhalten voraus. Diese liegt hier erkennbar nicht vor. Ganz im Gegenteil, er hat die (falschen Vorwürfe) mehrfach wiederholt.
2. Seine gehäuft auftretenden, willkürlichen und launenhaften Aktionen sind nicht nur Machtdemonstration, sondern auch Einschüchterungsbotschaft für alle anderen. Ein gelegentliches Einkassieren oder Umentscheiden gehört mit in sein System (wenn man es denn so nennen will).
Achtung, hier kommt der große TV-Planer für die 🇩🇪 Vorrunde (Gruppenphase) der Fußballweltmeisterschaft in Katar ⚽ 🏆 🌴
Mittwoch, 23.11.2022, 14:00 Uhr:
Rest von "Winter auf den Halligen" (3Sat), 14.15 Uhr umschalten zu "Rufmord", einem Filmdrama über ein Leben, das zum Spießrutenlauf wird (ARTE), optional Politikberichterstattung und aktuelle Bundestagsdebatte (Phoenix)
Sonntag, 27.11.2022, 20:00 Uhr:
"Tagesschau", danach "Ikonen des 20. Jahrhunderts" - Über das Leben von Emmeline Pankhurst, Mahatma Gandhi, Helen Keller und Martin Luther King Jr. (Phoenix) oder "Seychellen" + "Kuba" (3Sat) oder Rest von "Wüstenschule" + "The Immigrant" (ARTE)