Ich halte es nicht für sinnvoll, den CO2-Ausstoß von Alltagshandlungen auszurechnen: Wie viel CO2 verursacht ein Tweet? Eine Tasse Tee? Eine Stunde fernsehen? Das ist die falsche Art, darüber nachzudenken. (Thread)
Natürlich kann man etwa untersuchen, wie viel Strom die gesamte Internet-Infrastruktur mit allen Servern von Google oder Twitter benötigt, und versuchen, das in einen CO2-Ausstoß umzurechnen. Und das kann man dann mit der Zahl der Google-Searches oder Tweets in Beziehung setzen.
Dann hat man eine Zahl, die man als "CO2-Ausstoß eines Tweets" betrachten kann. Dasselbe kann man mit allen anderen Dingen tun, die Strom verbrauchen. Aber ich finde das falsch und irreführend. Ja, es stimmt: Der CO2-Ausstoß der weltweiten Stromproduktion ist katastrophal.
Wir müssen raus aus fossilen Brennstoffen. Wir brauchen CO2-neutralen Strom. Daran besteht kein Zweifel. Aber durch solche Rechnungen wird aber das Problem des CO2-Ausstoßes in der Energiewirtschaft in kleine Stückchen geteilt und den Konsumenten umgehängt. Das ist höchst unfair.
Wenn ein Bäcker beim Brotbacken die ganze Nacht bei offenem Fenster tobt und schreit, sodass die Nachbarn nicht schlafen können, könnte man auch ausrechnen, dass jede Semmel mit 30 Sekunden Geschrei produziert wurde und die Konsumenten ihren Semmelkonsum einschränken sollen.
Semmelkonsum produziert aber per se kein Geschrei. Und Stromkonsum produziert per se kein CO2.
Teetrinken oder Internetsurfen ist per se kein Klimaproblem. Das Problem liegt nur in der falschen Stromerzeugung. Es ginge auch anders.
Wir ändern unseren Strommix nicht, wenn wir Wasser statt Tee trinken, oder weniger Internet surfen. Wir ändern den Strommix nur, indem wir uns gemeinsam dafür entscheiden, Kohle- und Gaskraftwerke stillzulegen. Betreiben wir bitte keine Schuldumkehr!
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Ein lange herbeigesehnter Durchbruch: Einem Team von TU Wien und PTB Braunschweig ist es erstmals gelungen, einen Atomkern mit Laser gezielt "umzuschalten". Warum das revolutionär ist, und was man damit nun tun kann: (Thread)
Full disclaimer: Ich bin ein Fan dieser Forschung und somit nicht unbedingt objektiv. Ich beobachte das Projekt seit Jahren und habe für die TU Wien das Pressematerial für diese Entdeckung geschrieben. Aber zurück zur Physik. Was wir bereits wussten:
Mit Lasern Atome oder Moleküle zu manipulieren ist völlig alltäglich. Der Laser überträgt Energie auf die Elektronen und versetzt sie dabei in einen anderen Zustand. Das klappt bestens, man verwendet das für viele wichtige Technologien, etwa für chemische Sensoren.
Es ist eine Verschwörungstheorie, die nicht nach Verschwörungstheorie klingt: Die Erzählung von satanistischen Organisationen, die Menschen entführen, foltern, manipulieren, töten. Echte belege fehlen, diese "Satanic Panic" ist unbegründet.
Ein Thread, warum das gefährlich ist.
"Satanic Panic" wird leicht mit Kriminalfällen vermischt, die es tatsächlich gibt: Ja, Entführungen, grausige Gewalttaten, sexuelle Gewalt - das kommt schrecklicherweise alles tatsächlich vor. Das kleinzureden oder als Phantasie abzutun, wäre natürlich furchtbar.
Seit Jahren aber wird auch die Erzählung verbreitet, satanistische Organisationen würden systematisch Verbrechen begehen, Opfer mit "Mind-Control" zum Schweigen bringen, die Dunkelziffer sei hoch. Das klingt zunächst vielleicht ja durchaus glaubwürdig.
Bei Berichten über das Havanna-Syndrom wäre ich vorsichtig. Auszuschließen ist nichts, aber man untersucht solche Behauptungen schon lange, ohne je eine "smoking gun" gefunden zu haben. Physikalisch finde ich die Behauptungen unplausibel. Manches klingt nach Esoterik. (Thread)
Dass Russland skrupellos Menschen schädigt oder tötet, wissen wir. Wir kennen z.B. gut dokumentierte Vergiftungs-Fälle. Beim Havanna-Syndrom geht es aber um die Frage: Gibt es geheime Strahlenwaffen, mit denen man gezielt und unbemerkt ganz bestimmte Symptome verursachen kann?
Menschen aus Diplomatenkreisen klagen über Kopfschmerzen, Ohrenschmerzen, Schwindel, Tinnitus, Wahrnehmungsstörungen und mehr. Lässt sich das z.B. durch Bestrahlung aus dem Nachbargebäude hervorrufen?
Solche Bilder von Eisbergen finden wir oft: Ein Stück ragt aus dem Wasser, der Großteil zieht sich vertikal weit nach unten. Das ist physikalisch aber falsch. Warum sollte so ein Eisberg aufrecht balancieren?(Thread)
Sehen wir uns zuerst eine Situation an, die für uns alltäglicher ist: Wir stellen eine leere Plastikflasche aufrecht ins Wasser. Der Großteil der Flasche ist über dem Wasser, nur der untere Bereich taucht ein. Was passiert?
Naja, klar: Die Flasche kippt um und schwimmt waagrecht im Wasser. So ungefähr:
Gravitation gibt es nicht - das ist eine Behauptung, die tatsächlich ernsthaft vertreten wird, oft von Leuten, die an die Theorie der flachen Erde glauben. Wie bringen diese Leute ihre täglichen Beobachtungen mit dieser Idee in Einklang? Es ist etwas merkwürdig (Thread)
Flacherdler glauben, die Erde ist eine Scheibe, Sonne und Mond ziehen darüber ihre Kreise, ganz außen ist eine Art Himmelskuppel, auf der die Sterne befestigt sind. Das passt natürlich nicht zu den Naturgesetzen, wie wir sie kennen.
Newtons Gravitationsgesetz (oder Einsteins Relativitätstheorie) beschreibt zwar, wie Planeten um Sterne kreisen, aber eine Sonne, die Kreise über einer Erdscheibe zieht - das ist nach der Gravitationstheorie unmöglich. Flacherdler müssen somit die Gravitationstheorie ablehnen.
Lautstärke misst man in Dezibel. Das haben wir alle schon mal gehört. Aber was ist das für eine seltsame Einheit, und warum führt sie (sogar in der medizinischen Fachliteratur) ständig zu Verwirrung? Schaffen wir das Dezibel ab!
(Thread)
Wie misst man, wie laut etwas ist - also wie kräftig eine Schallwelle ist? Physikalisch betrachtet könnte man einfach sagen: Messen wir doch einfach die Energie der Schallwelle. Aber was man dann bekommt, passt nicht zu dem, was wir als "Lautstärke" empfinden.
Dieselbe Schall-Energie-Menge kommt uns nämlich manchmal laut und manchmal leise vor - abhängig von der Frequenz, also der Tonhöhe. Wir Menschen hören am besten im Bereich von ein paar 1000 Hertz (Schwingungen pro Sekunde). Das entspricht ungefähr der Tonhöhe einer Flöte.