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Sep 23, 2020 15 tweets 3 min read Read on X
Hier ein Text, auf den mich ein Leser meiner gestrigen @LiberaleModerne Kolumne dankenswerterweise hinwies, der in der Tat ganz gut erklären kann, warum manche Konservative die Welt anders sehen als @anneapplebaum und ich.
Die Bottom line Story ist folgende: die Konservativen (Rod Dreher ist ein Vertreter der konservativen katholischen Rechten in den USA) und Liberalen waren sich als bürgerliche Koalition jahrelang einig und wurden zusammengehalten durch reale Kommunistenfurcht und objektiv
notwendige Kommunistenabwehr. Dieses Bündnis verlor natürlich nach dem Kalten Krieg seinen Existenzgrund. Der neue Graben ist nun konservativ-national-christlich-traditionalistisch (bei Rod Dreher zT auch leicht antikapitalistisch) versus progressiv -global-säkular-plural
und dann gibt es wohl zwei Camps kapitalistisch/demokratisch und antikapitalistisch/antidemokratisch(die Neomarxisten).
Die Rod Drehers dieser Welt denken nun: ok, ihr habt uns geholfen den Kapitalismus, aber eben auch die christliche, traditionelle Gesellschaft gegen den Kommunismus zu retten, aber euer anderes Zeugs wollen
wir nicht. Das mit den LGQBT und den braunen Leuten und so. Die Liberalen sagen das gleiche: für eine katholische Theokratie haben wir auch nicht gekämpft. Das Problem war also wohl schon immer, dass die beiden Camps damals schon immer zwar gegen den gleichen Feind aber für was
ganz anderes gekämpft haben. Wir Liberalen für eine prinzipielle Fortführung des Projektes der Aufklärung auch global, die Rod Drehers dieser Welt für eine Welt der Voraufklaerung. Was wir Liberalen gemerkt haben: was die Rod Drehers dieser Welt wollen, ist zur Zeit viel
gefährlicher als die Neomarxisten mit ihrer Identitätspolitik, die wir allerdings auch für gefährlich halten. Ganz einfach weil es die Rod Drehers dieser Welt sind, die zur Zeit die politische Macht in vielen Ländern der Welt halten. Hier wird schön klar, dass es diesen Leuten
nicht um die Demokratie geht (warum auch, sie ist ja ein Kind der Aufklärung). Es geht vielmehr um eine Restauration voraufklaerischer Gesellschaften, und da ist dann auch ein autoritäres System Recht.
Das ist natürlich eine gefährliche Wette, denn sollten doch mal die akademischen Neomarxisten an die politische Macht kommen, werden sie zu uns Liberalen sagen: die haben das auch gemacht, fuck Demokratie.
Und zT tun sie es ja schon dort wo sie Macht haben, an den Unis, in den Medien, etc.

Und am Ende ist Aufklärung, Demokratie, offene Gesellschaft, wohl aber auch Kapitalismus am Ende (letzteres ist noch unklar; denn die Kapitalisten haben immer Ressourcen zu ueberleben).
Sagen wir mal der wettbewerbliche Konsumentenkapitalismus ist am Ende.

Und ich bin auch am Ende.
PS: let me add in English for @roddreher this experiment trying to keep Catholicism alive by aligning yourself with authoritarianism has already failed many times in history. The great Pope B16 could tell you something about it. Every single time, Catholicism loses.
Catholicism has also a bit of an anarchical decentralized, small-state side to it. Something that’s completely intolerable to the autocrat. They will eventually betray you. @anneapplebaum and I and the liberals in the European sense won’t.
So if you just want to live your Catholic live in peace, your best chances are with us, the secular liberals. If you want to live in a Catholic theocracy then you have us as an enemy but don’t believe the autocrat will be much nicer when all is said and done.

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May 11
Ja, die Welt wird multipolarer werden. Aber: im Gegensatz zu vielen glaube ich 1) diese Welt wird ganz anders aussehen, als das friedliche Kumbaya zwischen Globalem Norden und Globalem Süden, zwischen Ost und West, Weißen und PoC, das sich manche darunter vorzustellen scheinen.
2) Sie ist auch nicht das Produkt chinesischer oder indischer Stärke, sondern einzig und allein den außenpolitischen Fehlern der USA (ja, dazu zählt auch der unsinnige Irakkrieg und das zu lange Verbleiben in Afghanistan) und deren Fehlen an strategischer Weitsicht zu verdanken.
Was sind diese Fehler? Wenn ich heute ein Staat wäre, der sich unter dem Schutz der USA befindet, also mit umfangreichen Militärabkommen, mit Waffenlieferungsverträgen, etc., ich würde sofort diversifizieren. Ich würde mich nuklearisieren.
Read 5 tweets
Apr 8
Thread zur Diskussion heute zwischen @c_lindner und @jsuedekum bei @CarenMiosgaTalk , der das oekonomische Problem etwas besser klaeren soll.

Letztlich geht es um Folgendes: wie gestaltet man Transformationspolitik in Zeiten einer voll oder nahezu ausgelasteten Oekonomie?
Darauf insistierte ja Lindner immer wieder, wenn er (1) auf Inflationsbekaempfung und die Rolle der Fiskalpolitik dabei hinwies; (2) auf r>g verwies, was Staatsschulden anders macht; (3) auf die unabgerufenen staatlichen Investitionsmittel aufmerksam machte.
Zwei Bemerkungen vorneweg: (1) Das Problem stellt sich offensichtlich in einer unterausgelasteten Oekonomie anders, denn dann investiert der Staat eben oder setzt private Anreize, es gibt hoehere Beschaeftigung UND einen besseren/neueren oeffentlichen und privaten Kapitalstock.
Read 26 tweets
Mar 22
Ich bin @jsuedekum dankbar fuer die Frage, denn viele in Deutschland scheinen mir die positiven Wirkungen der Bidenomics zu ueberschaetzen; Teil der Antwort ist aber auch, dass "It's the economy stupid" vielleicht nicht mehr in dem Masse gilt. Ein Thread:
Ja, die USA haben ein starkes reales BIP Wachstum. Ja, der Arbeitsmarkt in den USA ist nach wie vor stark, wenn man ihn an der Arbeitslosenrate misst. Aber, das ist eben nicht alles.
Beginnen wir mit der wirtschaftlichen Stimmung der Konsumenten, also der normalen Leute in den USA. Die hat sich seit Covid nicht wirklich erholt. Image
Read 29 tweets
Jan 7
Thread zur #ASSA2024 Session zu "The Economic and Political Ramifications of the Russian Invasion of Ukraine" von heute morgen mit @YGorodnichenko (Chair) (sprach ueber die Ukraine), @sguriev (zu Russland und Sanktionen), @sgehlbach (politische Situation in den USA) und mir.
Ich brachte die deutsche/(west)europaeische Perspektive ein. Im folgenden ein paar Dinge (ohne persoenliche Attribution) aus der Session bzw. der anschliessenden Diskussion, die ich interessant und mitteilenswert finde.
1) Unsicherheit: die makrooekonomische Unsicherheit in der Ukraine ist massiv. Einer der Gründe dafür ist die Unsicherheit bzgl. Hilfen aus Europa und den USA. Das führt zu Investitions- und Kaufzurückhaltung in der Ukraine. Man sollte der Ukraine durch schnelle Klarheit helfen.
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Dec 10, 2023
Ich will mich hier weder auf die Seite von @jsuedekum noch auf die von @GrimmVeronika schlagen, sondern einen kleinen Erklaerthread schreiben, damit man verstehen kann, aus welcher Ecke die beiden argumentieren. Vielleicht hilft das ja dem einen oder anderen zur Einordnung.
Zuerst zu @jsuedekum . Jens hat letztlich ein klassisches keynesianisches Multiplikatorargument im Sinne. Erhoehte (schuldenfinanzierte) Staatsausgaben fuehren zu hoeheren verfuegbaren Einkommen und damit auch zu mehr privaten Konsumausgaben.
Moderner formuliert: diese Einkommen loesen Liquiditaetsbeschraenkungen im privaten Sektor, was auch zu hoeherer privater Nachfrage fuehrt.

Damit das allerdings voll wirkt braucht man irgendeine Form der keynesianischen Unterbeschaeftigung.
Read 19 tweets
Dec 7, 2023
Wir erleben einen Krise der/mancher Wissenschaften, die nicht nur (aber auch) eine moralische Krise, vor allem aber eine intellektuelle Krise ist.

Zunächst in der Ukrainekrise, als wir die intellektuellen Verrenkungen der sogenannten Realisten in der politikwissenschaftlichen
Subdisziplin Internationale Beziehungen erlebten. Das Tat mir zT körperlich weh.

Und jetzt nach dem 7. Oktober die Pseudoargumente mancher Philosophen und Kulturwissenschaftler, die unklare Abgrenzungen gegenüber Antisemitismus zumindest in Kauf nehmen.
In beiden Fällen erlebten wir, dass moralisch und intellektuell unhaltbar gewordene Ideen oder Aussagen oder Verhalten verteidigt wurden aus rein akademischen Gründen, um Paradigmen zu retten. Man glaubt sich, beinahe verschwörungstheoretisch, unter Beschuss und schließt Reihen.
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