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Sep 24, 2020 9 tweets 2 min read Read on X
Interessante Frage von @xion_dunkelbunt: Wie viele Stimmen braucht man mindestens, um US-Präsident zu werden? Das hat mir jetzt keine Ruhe gelassen, ich habe nachgerechnet. Es gibt verschiedene sinnvolle Antworten: Eine davon ist 22% der Stimmen. Eine andere ist 0%. (Thread)
Gedankenspiel: Wie erreicht man die Mehrheit der electoral votes ("Wahlmänner"), obwohl man nur einen relativ kleinen Stimmenanteil bekommt? Am besten, indem man die Staaten mit geringer Bevölkerungszahl gewinnt. Dort genügen nämlich relativ weniger Stimmen pro electoral vote.
Wyoming hat mit gut 0.5 Mio. Einwohnern 3 electoral votes - auf weniger als 200.000 Menschen kommt 1 electoral vote. In Kalifornien hingegen kommen über 670.000 Einwohner auf 1 electoral vote.
Extremszenario: Man gewinnt alle Staaten mit wenig Menschen/electoral vote, und zwar extrem knapp (50%+1 Stimme) und macht in den anderen Staaten überhaupt keine Stimmen. Dann kann man mit ca. 22% der Stimmen Präsident werden, obwohl der andere Kandidat 78% hat.
Allerdings: Nicht alle gehen wählen. Theoretisch würde es reichen, 12 Stimmen zu bekommen: Je eine in den 12 Staaten mit der größten Zahl an electoral votes - unter der Voraussetzung, dass dort sonst niemand abstimmt und man jeweils mit 1:0 Stimmen gewinnt.
In den anderen Staaten kann die Wahlbeteiligung dann bei 100% liegen, und dort kann man überall 0 Stimmen bekommen. Man könnte also mit 12 Stimmen gegen 125 Millionen Stimmen gewinnen - mit einem Stimmenanteil von ziemlich genau 0%.
Und das war alles nur unter der Annahme, dass es nur 2 Kandidaten gibt. Noch ein Extremszenario: Alle Amerikaner kandidieren, fast jeder wählt sich selbst. Nur in den 12 Staaten mit größter Zahl von electoral votes wählen je zwei einen bestimmten Kandidaten.
Der gewinnt somit alle electoral votes dieser Staaten und ist Präsident, mit 24 Stimmen. Fun fact: Bill Clinton wurde 1992 mit 43% popular vote Präsident, weil es einen dritten Kandidaten gab, der Stimmen absaugte, aber keine electoral votes gewann.
Wir sehen: Mathematisch ist fast alles möglich bei den US-Wahlen. Aber was soll's - die Wirklichkeit wird dann ohnehin immer viel verrückter als die wildesten Spekulationen.

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