Mal was Grundsätzliches. Ich bin Sexworkerin. Das ist vielen ein Dorn im Auge, vor allem natürlich den Abolis. Sie mögen den Begriff nicht, sie mögen mich nicht, meinetwegen. Ich würde mir eher Gedanken machen, wenn sie mich loben.
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In ihrer Welt kann es nur schwarz oder weiß geben und oft versuchen sie, mit Whataboutismen zu argumentieren.
90% der Abolis vermitteln zum Beispiel gerne den Eindruck, es gäbe Sexworkerinnen, die Zwangsprostituierte oder Minderjährige seien. Ähm, nein, gibt es nicht.
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Sexworkerin, bzw. deutsch Sexarbeiterin ist nämlich nicht einfach nur ein besser klingendes Synonym für Prostituierte, sondern ein klar definierter Begriff.
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Sexarbeit bezeichnet „eine konsensuelle sexuelle oder sexualisierte Dienstleistung zwischen volljährigen Geschäftspartnern gegen Entgelt oder andere materielle Güter" und schließt nicht-einvernehmlichen Sex bzw. Sex mit Minderjährigen aus. (WP)
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Für Abolis übersetzt:
Wer unter Zwang arbeitet, ist kein Sexworker.
Wer gegen seinen Willen arbeitet, ist kein Sexworker.
Wer nicht volljährig ist, ist kein Sexworker.
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So simpel ist das. Trotzdem wird von Sexworkern in der Diskussion immer wieder verlangt, sich von Zwang und Missbrauch zu distanzieren und Lösungsstrategien für Missstände vorzulegen.
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Nach dem Motto, du übst freiwillig die gleiche Tätigkeit aus, also bist du auch verantwortlich für alles.
Vor der Tagesschau läuft oft Werbung für Trigema und der Inhaber ist zurecht stolz darauf, in Deutschland mit guten Standards und wohl auch Löhnen zu produzieren.
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Warum wird er nicht attackiert, die Ausbeutung in den Textilfabriken in Bangladesh zu stoppen oder zumindest zu akzeptieren, dass die Leute legal keine Kleidung von ihm mehr kaufen dürfen sollen?
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Weil's Blödsinn wäre und keinem nützt, dafür aber Schaden anrichtet.
Ist man jedoch Sexworker, dann kommen diese Fragen täglich von allen Seiten und sind nicht mal unbedingt feindselig gemeint.
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Aus dem Grund habe ich sie auch schon oft beantwortet, denn egal ist es mir keineswegs, wenn kriminelles läuft oder Menschen ausgebeutet werden. Dazu muss man auch keine Sexworkerin sein, sondern lediglich etwas empathisch.
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Und wo ich grade dabei bin, auch mal eine kleine Anmerkung zur angeblichen mächtigen Prostitutionslobby.
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Abolis führen einen mehrtägigen Kongress mit Politprominenz in Bonn durch. Abolis haben einen Parlamentskreis zum Thema Prostitution im Bundestag. Abolis haben von einer Agentur eine professionelle Kampagne gegen Prostitution entwickeln lassen.
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Alles nicht billig. Dieser Kampagne hat sich zudem mit Stuttgart eine bedeutende deutsche Metropole und Landeshauptstadt angeschlossen und unterstützt sie finanziell. Abolis sind vernetzt und zwar gut.
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Auf Seiten der Sexworker gibt es u.a. den BesD oder Hydra. Und sehr viel Eigeninitiative.
Aber wenig Kapital. Klar, dass dann schon mal Schlüpfer auf einer Wäscheleine hängen, um Aufmerksamkeit zu schaffen. Da kann man sich dann als Aboli wunderbar drüber lustig machen.
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Nur: Sexworkern vorzuwerfen, sie hätten eine Lobby und das große Kapital im Hintergrund, ist da doch etwas arg unglaubwürdig.
Danke fürs Lesen.
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Ich schreibe (extra für Abolis in ganz einfacher Sprache), dass "bezahlte Vergewaltigung" noch nie legal war, unerheblich ob es sich dabei um Minderjährige handelt oder nicht. Ist jetzt nicht so komplex, die Aussage richtig zu verstehen oder? 1/5
2/5 In Abolistan ist man dennoch entweder nicht in der Lage verstehend zu lesen oder will es schlicht nicht und dann wird sowas draus gemacht:
Ich werde mal wieder informativ, bevor sich alle in die Weihnachtsbesinnlichkeit verabschieden. Wisst ihr, was für mich ein echtes No-Go bei Kunden ist?
Aussehen oder Gewicht?
Nö, spielt keine große Rolle. Fast niemand ist so hässlich wie er/sie sich empfindet. Wirklich.
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Die Herkunft?
Selten. Manchmal gibt es Prägungen und Verhaltensweisen, die einen Termin unangenehm machen können. Aber das lässt sich nicht pauschalisieren, weshalb ich auch niemanden pauschal ablehne.
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Das Alter?
Auch nur zum Teil. Ich persönlich habe keine Grenze nach oben und nach unten auch nur insofern, dass ich keine minderjährigen Kunden möchte.
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"Im «Artemis» ist es sehr, sehr sauber. Der Besitzer des grössten Berliner Bordells, ein Mann namens Hakim Şimşek, ist auf diese Sauberkeit besonders stolz."
Aha, das Artemis. Jenes Bordell, wo es eine medienwirksam inszenierte Razzia gab, U-Haft, Vorverurteilungen...
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...und schließlich eine Ohrfeige der Justiz für das Land Berlin, welches sich entschuldigen und 250.000 Euro Entschädigung zahlen musste.
Das alles wird im Artikel mit keiner Silbe erwähnt. (tbf: das Artemis kommt eher als Positivbeispiel im Artikel vor)
2/9 ""Das Prostitutionsgesetz ist gescheitert", sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, @MariaNoichl, der Rheinischen Post mit Blick auf das 2002 in Kraft getretene Gesetz..."
Das angeblickte Gesetz wurde bereits 2016 vom ProstSchG abgelöst.
3/9 "Es sei legal, Frauenkörper zu verkaufen, die tiefe Not der Frauen indes sei geblieben."
Wann wurde § 232 StGB abgeschafft? Laut meinen Infos ist Menschenhandel noch immer strafbar.
Irgendwas sagt mir, dass das "Bündnis Nordisches Modell" nicht nur bei seinen Veranstaltungen zum Thema Prostitution auf lästige anwesende Prostituierte verzichten, sondern generell nichts mit uns zu tun haben möchte. Ich habe da Fragen. 1/6
2/6 Zuerst wäre da die Frage, was irgendwelche pensionierten Polizisten und Psychologinnen legitimiert, über unseren Beruf und Alltag zu referieren und selbstgerecht Dinge zu fordern, von deren Konsequenzen sie selbst null betroffen wären, wir Sexarbeiter*innen aber existenziell.
3/6 Dann, warum man mit der Frage, weshalb bei einer Diskussion über Prostitution keine Prostituierten mitreden durften, so umgeht: