Was kann man aus #Werder-Sicht eigentlich noch positiv erwähnen? Dazu: How I stopped worrying and learned to love Mbom. Oder auch: Welche vielversprechenden Nachwuchsspieler ab Jahrgang 1998 profitieren kurzfristig davon, dass der Verein kaum noch Spieler hat? Eine Übersicht.
Marco Friedl (1998) wäre wohl auch ohne Corona Stammspieler geworden. Der Österreicher rückt nach der Genesung des lange verletzte Ludwig Augustinsson endgültig in die Innenverteidigung, wofür sich sein Skillset langfristig auch besser eignet: Die Beweglichkeit eines AV geht...
...Friedl mit 1,87 Metern Körpergröße ein wenig ab. In der Innenverteidigung hilft das Gardemaß im Kopfballspiel, wenngleich Friedl physisch kein Koloss ist. Positionskonkurrent Niklas Moisander ist er dahingehend dennoch voraus, dazu kommen Geschwindigkeitsvorteile. Am Ball...
...besitzt Friedl vielversprechende Anlagen, auch, wenn ihm die Beidfüßigkeit und das Strategische von Moisanders Aufbauspiel abgehen. Dennoch taugt Friedl für den Spielaufbau, beherrscht diagonale Verlagerungen ebenso wie das Andribbeln ins Mittelfeld.
Friedl dürfte Stammspieler bleiben - und sollte es so kommen, wird Werder gewiss Interesse daran haben, seinen bis 2022 laufenden Vertrag frühzeitig zu verlängern in der Hoffnung, Moisander nicht nur positionell, sondern auch in seiner Rolle als Abwehrchef intern zu ersetzen.
Felix Agu (Jahrgang 1999) wurde in der Saisonvorbereitung eher stiefmütterlich behandelt. Anstatt als Rechtsverteidiger Gebre Selassie abzulösen, vertrat Agu Leistungsträger Augustinsson links. Ob Werder sich das ohne Klaassen weiterhin leisten kann, bleibt abzuwarten.
Denn: Manuel Mbom, über den später noch zu sprechen sein wird, spielte gegen Bielefeld auf der rechten Außenbahn. Sollte Mbom nun an Klaassens Stelle ins Zentrum rücken, wäre die RAV-Position erneut vakant - sollte man Gebre Selassie nicht nach vorn ziehen, wäre Agu 1. Kandidat.
Der U21-Nationalspieler hat einen großen Offensivdrang, kann dribbeln, flanken und kombinieren. Damit ist sein Repertoire im Vorwärtsgang bedeutend größer als das Gebre Selassies, der vor allem Lauf- und Kopfballstärke sowie viel Routine mitbringt. Gerade aufgrund des neuen...
...Bremer Spielstils, indem das Zentrum eine kreative Wüste ist, aus der heraus sich bestenfalls noch zweite Bälle jagen und ballführende Gegenspieler hoch pressen lassen, liegt es nahe, die zur Schlüsselposition gewordenen Außen mit spielstarken Optionen zu besetzen.
Ob Agu das zugetraut wird, bleibt abzuwarten. Aber gerade, wenn Gebre Selassie anstelle des oft verletzten Ömer Toprak in der Dreierkette aushelfen muss, kann man sich häufigere Einsätze Agus für Werder vorstellen. Defensiv bleiben Fragezeichen, die Einbindung aber sollte passen.
Kommen wir zu drei Positionskonkurrenten: Manuel Mbom (Jahrgang 2000), Romano Schmid (Jahrgang 2000) und Nick Woltemade (Jahrgang 2002). Drei sehr unterschiedliche Spieler, die sich gemeinsam mit dem rekonvaleszenten Kevin Möhwald und Patrick Erras um einen Platz im ZM streiten.
Die besten Karten hat offenkundig Mbom. In der Vorbereitung als Rechtsverteidiger ausprobiert durfte Mbom sowohl auf ebendieser Position als auch als rechter Achter in der Bundesliga ran, und auf der Acht liegt auch seine Zukunft. Mbom ist ein klassischer Box-to-Box-Spieler, ...
...robust, dynamisch, laufstark und in dieser Hinsicht trotz seiner Jugend bereits ein Herrenspieler. Zeitgleich ist er zwar ein solider Fußballer, manchmal gar ein guter, aber weder allzu kreativ noch allzu strategisch. Mbom gehört ebenfalls zu den Profiteuren des veränderten...
...Spielstils, der es kaum vorsieht, dass er sich im Mittelfeld für eine flache Spieleröffnung anspielbar machen oder unter Druck aufdrehen muss, sondern viel zweite Bälle jagen kann.
Schmid bringt einen ähnlichen Pressingeifer, aber weniger körperliche Härte mit. Insgesamt denkt Schmid deutlich offensiver, ist technisch besser und stärker in engen Räumen. Ebenfalls kein Stratege, aber ein Dribbler mit tiefem Körperschwerpunkt und einem Auge für...
...Schnittstellenpässe im Angriffsdrittel. Beim Wolfsberger AC spielte Schmid vor allem in der Hinrunde wirklich gut, war Stammspieler und überzeugte in der Europa League. Nach sehr guten ersten Testspieleindrücken fiel Schmid bei Werder dann in ein kleines Leistungsloch.
Damit ist Schmid - trotz nominell interessanter Fähigkeiten - erst einmal ebenso Herausforderer wie Nick Woltemade. Der misst 1,98 Meter und damit solide 24 Zentimeter mehr als sein österreichischer Teamkollege, hat aber einen ähnlich feinen Fuß. Als unorthodoxer, dribbelnder...
...Kreativspieler ist Woltemade noch sehr roh, muss im Kopf ein wenig schneller werden, seine Physis besser einzusetzen lernen, konstanter und im Abschluss gefährlicher werden. Aufgrund seiner speziellen Fähigkeiten ist Woltemade als Einwechsler schon jetzt interessant, wird...
...aber recht sicher noch ein paar Jahre brauchen, bis er einen Stammplatz ins Visier nehmen kann. Zudem ist seine Vertragssituation ungeklärt - Werder hofft auf eine Verlängerung, Woltemade zögert noch.
Tahith Chong (Jahrgang 1999) ist in einer verzwickten Situation. Hinter Milot Rashica und Josh Sargent (mehr zu ihm später) ist der Niederländer nur die Nummer drei als beweglicher zweiter Stürmer neben Niclas Füllkrug oder Davie Selke. Sollte Werder mit einem 4-3-3 spielen, ...
...hätte Chong bessere Karten auf einen Startelfplatz - aber auch hier würde der überraschende Rashica-Verbleib wohl zum Problem. Der Leihprofi von Manchester United ist neben Rashica der schnellste Spieler im Kader, dribbelt gern und hat einen starken linken Fuß.
Chong hat allerdings auch wenig Übersicht, Probleme in der Defensive und keinen rechten Fuß. Insofern ist er ein Spieler, der auf eine Weltklasse-Aktion schonmal neun einfache Ballverluste folgen lassen könnte. Chongs Pfad in die Startelf ist kaum zu erkennen, als Einwechsler...
...taugt er mit seiner High Risk/High Reward-Spielweise aber allemal. Interessant wird sein, ob Werder sich ein Beispiel an seiner späten Zeit bei United nehmen wird und Chong als linken Flügelverteidiger ausprobiert, falls Augustinsson mal nicht kann.
Josh Sargent (Jahrgang 2000) ist neben Friedl das etablierteste und in seiner Entwicklung weiteste Werder-Talent. Sargent ist ein recht ausgewogen talentierter Stürmer - schnell, zielstrebig, fleißig, durchaus für Kombinationen zu gebrauchen und mit einem Gespür für Tiefenläufe.
Sargent kommt bereits regelmäßig in gute Abschlusspositionen, seine Erfolgsquote ist nicht schlecht, aber ausbaufähig. Verbessern muss er sich mit dem Rücken zum Tor, neben dem starken Wandspieler Niclas Füllkrug ist er aber gut aufgehoben und klarer Stammplatzkandidat.

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