Thread by @BFaast

Weil das Merkel-Video gerade so fleißig geteilt wird, ein kleiner Vergleich in der Kommunikation zwischen Merkel und Kurz seit Sommer. Spoiler: Eine von beiden hat eine stringente Linie gehabt.
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Merkel im Juni besorgt (4.6)

Fangen wir mit der deutschen Bundeskanzlerin im Juni an. Am 4. Juni kritisiert Merkel die zunehmende Sorglosigkeit der Bevölkerung. Sie sei „unruhig“, wenn Leute zunehmend den Mindestabstand nicht einhalten würden.
faz.net/aktuell/politi…

Kurz konträr zu Merkel (13.6)
Kurz meldet sich Anfang Juni an die Bevölkerung via Facebook. Er ruft aus, dass „die gesundheitlichen Folgen der Krise überstanden“ sind. Im Frühling wurde noch mit 100.000 Toten gedroht, nun haben wir es überstanden. Schön.

Doch nicht überstanden (14.8)

Im Krone-Sommergespräch (14.8.) sieht es durch die Horuck-Reisewarnung gegen Kroatien plötzlich anders als im Juni aus: „Auf besorgniserregendem Niveau“ sind die Corona-Zahlen.

Merkel bleibt vorsichtig (18.8)
Merkel hingegen bleibt bei ihrer Linie. Am 18.8 sagt Merkel: "Wir stehen mitten in der Pandemie". Zur Erinnerung: Deutschland hatte zu diesem Zeitpunkt rund 1.500 positiv Getestete am Tag. Österreich rund 300.

bundesregierung.de/breg-de/themen…

Licht am Ende des Tunnels (28.8)

10 Tage Merkel weiterhin zur Vorsicht mahnt und 14 Tage nach dem Krone-SG, ruft Kurz aus: "Es gibt schön langsam Licht am Ende des Tunnels". Den Satz sollten wir noch öfters hören, auch beim ORF-SG (31.8).
diepresse.com/5859051/kurz-e…

Nach 2 Wochen Komplettumkehr (13.9)

Zwei Wochen später ist dann alles wieder völlig anders. Am 13. 9 sagt Kurz: "Was wir gerade erleben, ist der Beginn der zweiten Welle.“
derstandard.at/story/20001199…

Auch Merkel warnt (28.9)

Auch Merkel warnt im September ebenfalls vor der zweiten Welle, nur ist das im Vergleich zu Kurz eine logische Warnung, nachdem sie ihre Meinung nicht von überstandener Krise zu Todesszenarien im Wochentakt wechselt.
handelsblatt.com/politik/deutsc…

Dass sich in Österreich kaum einer mehr auskennt - nicht die hyperinformierte Twitterbubble, sondern die 0815-Medienkonsumenten- liegt an der Ö-Regierung. Anschober war zwar vorsichtiger als Kurz in seinen Formulierungen, aber das Schubladengerede hilft da auch nicht weiter.

Wer ständig seine Linie ändert, wirkt nicht glaubhaft. Wenn das Ganze dann auch noch scheibchenweise in APA-Statements oder PKs herausspielt, darf sich über einen Vertrauensverlust nicht wundern.

Wie man mit der Bevölkerung reden sollte sieht man hier. Und ich bin wirklich absolut kein Merkel-Fanboy. Die Kommunikation ist einfach klar bei ihr. Kein Fähnlein im Wind.

https://twitter.com/RegSprecher/status/1317374840194682881