Challenge accepted @florianklenk 🙂
Unter meinem letzten Tweet ist eine Diskussion entbrannt wie es um eine mögliche Covid19 Übertragung in öffentlichen Verkehrsmitteln steht. Da ich von Twitter-Aufregung ohne Substanz nichts halte, beginne ich nun etwas zu recherchieren 1/n
Hu et al. 2020 haben 2.334 Index Patienten inkl. 72.093 nahen Kontakten betrachtet, die in der Zeit von Dez 19 bis Mar 20 in China mit Schnellzügen gefahren sind (Conclusion siehe anbei). Sie haben ein hohes Ansteckungsrisiko festgestellt ... 2/n
... (innerhalb von drei Reihen 0 bis 10.3% Ansteckungsrisiko (95% confidence interval [CI], 5.3%–19.0%), with a mean of 0.32%) wobei man darüber diskutieren ob das hoch ist und ob Masken dieses Risiko z.B. deutlich reduzieren. 3/n
Zheng et al., 2020 haben sich angeschaut ob eine Korrelation zwischen Verbindungen des öffentlichen Verkehrs und der Ausbreitung der Krankheit in China festzustellen war. Sie haben festgestellt, dass ein hoch signifikanter Zusammenhang besteht ... 4/n
... und der Transport wesentlich zur Verbreitung beigetragen hat, wobei nicht geklärt wird ob der Transport der Patienten oder die Übertragung in den Transportmitteln dafür die Treiber sind. 5/n
Buja et al. 2020 haben einen Preprint in The Lancet. Leider finden sich dort noch vergleichsweise wenig Informationen. Die Studienautoren haben jedoch für Norditalien eine klare positive Korrelation zwischen Krankheitsverbreitung und Öffentlichem Verkehrsangebot festgestellt. 6/n
Jetzt wissen wir, dass Korrelation nicht gleich Kausalität bedeutet und ich natürlich weder Medizinerin noch Epidemiologin bin. Den Übertragungsweg öffentliches Verkehrsmittel vom Tisch zu wischen, geht aber sicher nicht. 7/n
Cordes & Castro 2020 haben sich die Faktoren für die Verbreitung von COVID19 in New York angeschaut. Das ist auch die Studie, die zeigt wie sehr People of Colour überproportional betroffen waren. Da steht auch der Satz ... 8/n
..."Low testing and high positivity were associated with public transportation use." Es bleibt jedoch wieder die Korrelations vs. Kausalitätsfrage offen. Vielleicht fahren marginalisierte Gruppen, die sich mehr infizieren mehr mit Öffis oder sie infizieren sich in den Öffis. 9/n
Abschließend: wieviele Fälle können überhaupt zugeordnet werden. Dazu schreibt die AGES
"Mit 23.10.2020 können 39.504 Fälle der insgesamt 75.439 Fälle einem der 7.507 Cluster (Fallhäufungen) zugeordnet werden." 10/n ages.at/themen/krankhe…
D.h. inzwischen sind 52% der Fälle keinem Cluster zuordenbar (!!) Wobei ich noch immer nicht sicher bin ob das bedeutet, dass man garnicht weiß woher die Fälle kommen. Ausgewiesen ist jedenfalls nichts. 11/n
Von den 39.504 Fällen haben 41% Haushalt als Ursache. Das halte ich ja grundsätzlich für fragwürdig weil wie ist das Virus (oder der Virus ;-) da überhaupt hingekommen. D.h. 30% sind noch Übertragungswegen außerhalb des Haushaltes zuordenbar. Der Rest liegt im Dunklen. 12/n
Conclusio: Ich weiß es auch nicht wie groß die Übertragungen in öffentlichen Verkehrsmitteln sind. Bei den wissenschaftliche Indizien und hohe ungeklärte Fallzahlen ist es aber jedenfalls hochgradig unseriös ohne tiefergehende Recherche zu sagen, dass es keine Übertragungen gibt.
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