Am 10. Fachtag zu #Sexualität & Psyche spreche ich über:
"Sexualität und #Trauma in der #Sexarbeit"
Beim Schreiben brodelt es in mir, wenn ich den Mist lesen muss, den Kraus, Breimayer & Co zu diesem Thema verzapfen.
Doch es ist wirklich Zeit das Thema selbst zu besetzen!/1.
Ich fordere eine feministische, betroffenenkontrollierte Therapie für Sexworker:innen (SW) statt zu gestatten, dass selbsternannte Retter:innen SW pathologisieren und entmündigen.
SW entscheiden selbst, über Empowerment & Art der Therapie, wenn sie sich für eine entscheiden./2.
Derzeit wird ein Teil der Traumatherapie instrumentalisiert, SW zu erpressen, dass sie erst NACH dem Ausstieg Zugang zu TraumaTherapie (nur Trauma-, und nicht die Form, die SW wünschen) erhalten. Oder sie sollen durch die Freierkriminalisierung zum Ausstieg gezwungen werden./3.
Ich möchte verdeutlichen, dass der Ruf nach Verboten gepaart mit dem Versprechen Therapieangebote zu schaffen nur moralistische Augenwischerei ist. Es ändert nichts an Stigma, struktureller Gewalt und Diskriminierung von SW, auch nichts an Armut und Arbeitsmigration./4.
Nicht eine Traumatherapie ändert die Stellung von Sexarbeitenden in der Gesellschaft und beendet ihren Ausschluss und Stigmatisierung. Hier zeigt sich ein sehr neoliberales Verständnis von Therapie als gesellschaftliche Eingliederung. Unter dem Vorwand von Schutz und Hilfe /5.
geht es den Anti-Sexarbeits-Traumatherapeut:innen um die Korrektur von ihrer Meinung nach schädlichem Verständnis von Sexualität + darum, den Klientinnen einzutrichtern, sie seien ausnahmslos unmündige Opfer. Denn anders kann es in der Welt dieser Personen gar nicht sein. /6.
Das Groteske, Verwerfliche ist, dass diese Leute Dr-Titel u. die Aura von Expertise instrumentalisieren um ihren Feldzug gegen Sexarbeit zu begründen. Es passt perfekt, dass unter diesen Grundannahmen eine Person, die sich zur Sexarbeit entscheidet nur irregleitet sein kann./7.
Voyeuristisch wird geschildert, dass Penetration mit Fremden Dissoziation zur Folge hätte.
Ein Blick in die Literatur zu feministischen, betroffenenkontrollierten Therapien zeigt schnell, dass dort Klient:innen im Zentrum stehen, nicht der wertende Blick der Therapierenden./8.
Am Ende ein "Geständnis": Ich habe sexualisierte Gewalt erfahren, nie in der Sexarbeit, sondern in Familie, Job & Studium. Die Sexarbeit, der praktizierte Konsens und die klare Kommunikation von Grenzen zeigt mir, dass ich heute handlungsfähig bin, kein passives Opfer. /9.
Ich verbitte mir die Abwertung, die jene Menschen praktiziert, die Trauma instrumentalisieren um Sexarbeitende zu pathologisieren. Ich verbitte mir pauschale Urteile über Sexarbeitende, statt endlich zuzuhören, wenn wir Arbeitsrechte & Entstigmatisierung FÜR ALLE fordern./10
Und ich verbitte mir die Diskreditierung als "Prostitutions-Lobby" gerade von dieser Bevölkerungsgruppe, die überwiegend aus weißdeutschen medizinischem Fachpersonal und Politiker:innen besteht. Schämt Euch für Eure Kurzsichtigkeit und Voreingenommenheit./11.
CN: Ableism
N' Paar Gedanken zur sich selbstbewahrheitenden Erzählung der Mehrheitsgesellschaft:
Sie entscheidet darüber, ob Dir das Attribut "behindert" überhaupt zusteht.
"Es geht Dir doch eigentlich gut, Du lebst selbstbestimmt!" Nicht "genug" Opfer sein - in ihren Augen.
Zuviel Privilegien als dass Dir Emphatie oder Respekt zustünde. Als Mensch mit Behinderung sollst Du gefälligst dankbar sein+still. Du sprichst über Deine Erfahrung? Rechne mit Silencing, wenn es nicht den Erwartungen der Mehrheit entspricht. Du kannst gar nicht "echt" sein.
Dann erzählen sich Nicht-Autist:innen gegenseitg ihr angelesenes Wissen über Autismus statt der Autist:in zuzuhören und zu lernen. Dir wird die Expertise aberkannt, sie finden Dich zu funktional und nennen Dich Fake. So geht die Erzählung, an deren Ende Diskriminierung steht.