Als ich jung war, wurde ich auch für meinen Nagellack gehänselt. Mind you, zu der Zeit war ich weiblich sozialisiert und gegenderd. Trotzdem war es für die Umgebung nicht okay, dass ich Nagellack mochte. Besonders nicht in Knallblau.
Der Mobbing-Support meiner Familie war mir zu sagen, dass die "nur neidisch" seien und ich es ignorieren solle.
So habe ich mich nie gewehrt.
Tatsächlich erschaffen diese Gedanken ein richtig feindliches Weltbild. Alle sind normal, ich bin falsch und ich darf mich nicht wehren.
Es besteht ein großer Unterschied darin zu sagen:
"Du bist toll so wie du bist und das was du machst ist dich ausleben. Du musst nur damit rechnen, dass andere nicht so frei sind wie du und dir ihre Meinung aufzwingen werden. Das ändert aber nichts an dir und deinem Wert."
"Es ist wichtig, dass du tust, was dich glücklich macht. Jedes Lebewesen ist wertvoll in seiner Individualität. Rede mit den Menschen. Sei offen, freundlich und wertschätzend."
So in der Art hätte ein schöneres Weltbild entstehen können. Keines geprägt von Hass und Feindbildern.
Ich werfe meinen DDR Eltern das jetzt nicht vor. Woher hätten sie es denn wissen sollen, in Familien, die schon immer auf Manipulation aufgebaut waren.
Irgendwo zwischen zwei Weltkriegen, deren Nachhall, Überwachungsstaat, der kleinen öffentlichen Meinung und familiärem Trauma.
Ich bin froh, dass die Gesellschaft sich viel mehr mit Mobbing, Individualität und Freiheit auseinandergesetzt hat. Es gibt so viele Anlaufstellen für Probleme und Menschen, die sich einsetzen. So viel mehr Individualität.
Ich würde gerne jetzt nochmal aufwachsen. Mit dem Internet als Support System und Möglichkeit zur Information. Statt dem kleinen rückständigen Dorf, in dem die Welt sich so winzig anfühlte.
Vielleicht würde ich mich dann weniger verurteilen und für falsch halten.
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@annaleniel Absolut dabei. Es gibt Menschen, die sind wie ein schwarzes Loch. Du butterst als Top unendlich Energie hinein, schlägst zu so hart es geht, gibst Nähe/Distanz/Wärme/Kälte - doch die Reaktion ist minimal.
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@annaleniel Vielfach habe ich festgestellt, dass starkes Trauma in diesen Menschen steckt. Noch weit mehr als nur "alles einstecken/ertragen wollen". Da ist einfach so viel Grundschmerz, dass nur wenig durchdringt. Ohne Reaktion und Kommunikation lief da gar nichts.
(2)
@annaleniel Die Beschreibung, dass Reaktion Energie zurückgibt, finde ich interessant und auch logisch. Je mehr Flow ich bekomme, desto mehr nehme ich am Ende mit. Dabei würde Mensch erstmal denken, dass Tränenausbruch, Zittern und Atemveränderung Energie rauben - aber nein, gar nicht.
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