Die Emma verbreitet mal wieder Falschbehauptungen in ihrem Kampf gegen selbstbestimmte und legale #Sexarbeit. Es gibt Gesetze gegen Menschenhandel und Zuhälterei. Wenn es dort Mangel gibt, liegt e snicjt am Prostitutionsgesetz. Informieren Sie sich beim @KOK_eV
Geführt hat die EMMA ein Interview mit Helmut Sporer, einem Ex-Polizisten aus Augsburg, der sich dem Kampf gegen Sexarbeit verschrieben hat. Ähnlich wie Manfred Paulus, auch pensionierter Polizist, nutzen sie ihre angebliche Expertise um Stimmung gegen Sexarbeit zu machen.
Sporer kritisiert das Prostituiertenschutzgesetz, weil z.B. keine "regelmäßige Gesundheitsuntersuchung oder die Altersgrenze von 21 Jahren" eingeführt wurde. Im Klartext heißt das: Er möchte Zwangsuntersuchungen wieder einführen, obwohl diese heute als menschenrechtswidrig gelten
Zwangsuntersuchungen an Prostituierten und der Prostitution verdächtigten Frauen gab es seit dem 19. Jahrhundert bis 2000, als man sich für eine progressive Gesetzgebung entschieden hat und Prostituierte nicht mehr nur als Kontrollobjekte betrachten wollte.
Sprich: Sporer kritisiert das Gesetz von 2017 nicht aufgrund tatsächlicher Wirkung, sondern weil es seinem konservativen Weltbild nicht entspricht, weil dort Sexarbeitende nicht ganz so krass wie Objekte staatlicher Kontrolle & Überwachung behandelt werden, wie er es sich wünscht
Des weiteren beklagt Sporer, dass man nicht wisse, wo sich die Sexarbeitenden nach der Anmeldung aufhalten. "Wir wissen also weder, wo sich die angemeldete Frau aufhält". Nun ja. Das ist ihr gutes Grundrecht. Es besteht nämlich Bewegungsfreiheit. Auch für Sexarbeitende.
An einer Stelle verbreitet Sporer eine Lüge: "Und Bordell­betreiber haben immer noch ein Weisungsrecht." Für selbständig Tätige gibt es das sowieso nicht, für angestellte Sexarbeitende gilt nach dem ProstG von 2002 nur ein eingeschränktes Weisungsrecht (Ort, Zeit, NICHT Sex!)
Sporer weiter so: "Es gibt auch keine Möglichkeit, einer Frau die Anmeldung zu verweigern, weil sie zum Beispiel Analphabetin oder behindert ist." Die gewollte Diskriminierung erklärt er nicht. Jedenfalls würde gerade diese Gruppe von Personen nicht mehr erreicht werden...
Sporer geht auf die aktuelle Situation in Bordellen ein, auf die hohe Anzahl von Migrant*innen, tut dabei aber so, als würde das bereits ein Anzeichen von Ausbeutung sein. Doch auch das kann man so pauschal nicht sagen.
Migrant*innen migrieren oft bewusst in andere Länder, um dort in der #Sexarbeit zu arbeiten. Weil sie besser verdienen, weil sie in legalen Bordellen (nicht in Wäldern oder auf dunklen Straßen) arbeiten können, weil die Polizei nicht (so?) korrupt ist.
Sporer sagt: "Es ist ein Irrglaube zu denken, wenn die Polizei ins Bordell kommt, schreien die Frauen alle „Ich bin ein Opfer, holt mich hier raus!“
Stimmt. Aber der Grund ist nicht unbedingt, dass sie Opfer sind. Sie vertrauen der Polizei oft aus guten Gründen nicht.
Weiter geht es mit den Zahlenspekulationen: "Gehen wir nur mal von rund 250.000 Frauen in der Prostitution aus". Wieder wird mit Hypothese und Zahlen umhergeschmissen. Hoffentlich zitiert kein*e Journalist*in dieses Gedankenexperiment als Fakt. Es wäre nicht das erste Mal...
Nun gut. Die Agenda der EMMA ist klar. Das Prostituiertenschutzgesetz muss diskreditiert werden, um für ein Verbot zu werben. Es soll als gescheitert dargestellt werden, wie schon 2013 das Prostitutionsgesetz. Das wird ganz systematisch gemacht. Und zwar ohne faktische Grundlage.
Obwohl Sporer selber gehört wurde, als das Prostituiertenschutzgesetz verhandelt wurde (und, das muss man dazu sagen, zum Glück nicht ernst genommen wurde), meint er: "Es gibt ganz eindeutige Indikatoren, die zeigen, wer das Gesetz beeinflusst hat: die Pro-Prostitutions-Lobby."
Die "Pro-Prostitutions-Lobby" - eine sehr interessante Wortschöpfung der Verbotsanhänger. Sie dient der Diskreditierung aller Personen (inkl. mir), die sich für die Legalität der Sexarbeit einsetzen. Sie verdrehen das Argument, dass Legalität Rechte stärkt in "Pro-Prostitution".
"Pro-Prostitutionslobby" ist vergleichbar mit "Abtreibungslobby" oder "Homo-Lobby". Es verdreht die tatsächlichen Positionen derjeniger, die sich für die Legalität von Sexarbeit, Schwangerschaftsabbruch und Homosexualität einsetzen. Es spricht Sexualkonservative an.
Wer von Pro-Prostitutionslobby spricht, will die sehr differenzierten Argumente und Gründe, warum Personen für die Legalität von Sexarbeit sind, unsichtbar machen. Sie wollen unterschiedliche Personen in einen Topf stecken. Sie erzeugen ein Feindbild, wogegen sie dann mobiliseren
Die EMMA & Sporer, die schon seit 2013 eng zusammenarbeiten, haben auch eine eigene Agenda: Ein Prostitutionsverbot nach dem schwedischen Vorbild.
Was dieses Gesetz beinhaltet und was daran problematisch ist, habe ich hier schon 2014 zusammengefasst menschenhandelheute.net/2014/07/01/pro…
Die Details des Gesetzes werden nicht erklärt. Es wird nur behauptet, dass "die Zahl der Prostituierten in Deutschland innerhalb kurzer Zeit um geschätzt 80, vielleicht 90 Prozent zurückgehen" würde. Um welchen Preis das (wenn überhaupt) geschieht, wird natürlich nicht erwähnt.
Sporer leugnet - entgegen der Ergebnisse wissenschaftlicher Studien - , dass Prostitution in den Untergrund gedrängt wird. Stattdessen kommt eine typische Floskel der Verbots-Lobby: "wenn der Freier die Frauen findet, findet sie die Polizei auch". Nun ja. So einfach ist es nicht
"wenn der Freier die Frauen findet, findet sie die Polizei auch" - ja, um welchen Preis? Polizisten überwachen Prostituierte einzeln, weil es gibt ja keine Bordelle mehr. Diese und ihre Kunden müssen einzeln & mühselig ausfindig gemacht werden. Eine Ressourcen-Verschwendung
Wenn Polizisten einzelne Kunden selbstbestimmter Sexarbeitender suchen müssen, um sie zu bestrafen, sind das Polizei-Ressourcen, die von den Teams, die gegen Menschenhandel und auch gegen kommerzialisierte sexuelle Gewalt an Kindern vorgehen, abgezogen werden. Sinnlos.
Und zuletzt greift Sporer die Polizei selbst an: "Denn in Deutschland passieren Zuhälterei und Menschenhandel vor den Augen der Behörden". Wenn das so ist, ist das ein Scheitern nicht des Prostitutionsgesetzes, sondern der Polizeiarbeit.
Die Polizei in Schweden geht übrigens auch nicht besonders nett mit Betroffenen von Menschenhandel und Sexarbeitenden um. Im Gegenteil euobserver.com/justice/122952

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Prostitutionspolitik - SexworkpoL mit klein L

Prostitutionspolitik - SexworkpoL mit klein L Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!

Follow Us on Twitter!