#Gendersprache und Geschichtswissenschaft: Ich habe einen Vortrag zur Shoah gehört, in dem von "Täter*innen" einerseits und von "Jüdinnen und Juden" andererseits gesprochen wurde. Es ging an keiner anderen Stelle um die Geschlechterdimension des Untersuchungsgegenstands.
Untersuchungsgegenstände und Methoden sind in der Geschichtswissenschaft im Wandel. Die Projektion unserer Wünsche nach Diversität in die Vergangenheit zählen nicht dazu. Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie Impulse aus den gender studies sind wichtig.
Zwei Methoden und ihre Gendersprache scheinen mir auf Anhieb sinnvoll: Die einen fragen danach, welche Geschlechtszuschreibungen und -Zugehörigkeiten es zeitgenössisch gab, die anderen behaupten pauschal die Bedeutung von globalen Unsicherheiten binärer Ordnung.
Geschichtswissenschaft muss sich auch die Bedeutung des eigenen Untersuchungsgegenstands klar machen. Waren Brüche in der binären Geschlechtermatrix in mörderischen NS-Organisationen so bedeutend, dass sie in einer Studie sprachlich durchgehend konstatiert werden sollten?
Ähnlich: Vortrag zu Erziehung in der Weimarer Republik. Die Darstellung einer Omnipräsenz von "Lehrer*innen" und "Schüler*innen" ist irreführend. In der sexistischen Erziehung war dafür kein Platz. Die Frage, wo sich dagegen Freiräume bildeten, ist allerdings ein Desiderat.
tl;dr: #Gendergaga stellt die richtigen Fragen. Geschlechterordnung war immer prekär, aber nicht immer und überall so sehr, dass eine geschichts- und gender-unsensible Pauschalisierung gerechtfertigt wäre.
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