Die @volkshilfe hat im Februar 2021 wieder mit 100 armutsbetroffenen Familien über ihre Situation in der Corona-Krise, ihre Probleme & die Gefühlslagen der Kinder und Jugendlichen gesprochen. Die Ergebnisse sind erdrückend und zeigen den Handlungsbedarf der Politik. Thread.
Für Eilige: Lebensqualität armutsbetroffener Kinder hat sich eklatant verschlechtert, doppelt so viele Eltern wie 2020 vergeben jetzt „Nicht Genügend“. Kinder sind trauriger & einsamer als andere, Maßnahmen der Regierung kommen bei armutsbetroffenen Menschen nicht an (2)
Zu den Details: 54% der Befragten beurteilen Lebensqualität ihrer Kinder aktuell mit der Schulnote 4 bis 5, jede*r Fünfte sagt sogar, Lebensqualität ist derzeit Nicht Genügend. Drei Mal so viele wie im Sommer.
6 von 10 Kindern (61%) sind einsamer als vor der Corona-Krise, 14% sind genauso einsam wie vor der Krise. Sozialer Ausschluss und Mobbing trifft armutsbetroffene Kinder und Jugendliche besonders stark, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt. (4)
6 von 10 Kindern sind trauriger. 57 Prozent der Eltern schätzen ihre Kinder als trauriger ein, bei 20% waren die Kinder bereits vor Corona traurig & dies habe sich durch die Krise nicht geändert. Auch hier ist die spezielle Situation von armutsbetroffenen Kindern mitzudenken. (5)
Vergleich mit der Studie der Uni Salzburg, zeigt, dass armutsbetroffene Kinder härter durch Corona-Krise getroffen werden: Während in der allgemeinen Befragung der Uni Salzburg 1 v 5 Kindern trauriger/einsamer ist, liegt der Anteil im Segment der Armutsbetroffenen 3x so hoch (6)
55% d Eltern sagen, ihre Kinder seien unruhiger & gestresster als vor der Corona-Krise. Dabei berichten auch einige Eltern von mehr Streit in der Familie. Beengten Wohnverhältnisse vieler armutsbetroffener Menschen bedeuten fehlende Rückzugsorte für alle Familienmitglieder (7)
40% der Eltern berichten, Kinder schlafen schlechter als vor der Krise. Auch hier liegt der Anteil bei armutsbetroffenen Kindern höher als im Ö-Schnitt (33%). Psychosomatische Belastungen waren schon vor der Corona-Krise bei armutsbetroffenen Kindern stärker, wie zB RKI zeigt (8)
Die Geschichten, die Eltern erzählten, waren wirklich bedrückend. Eine Mutter sagt: „Meine Kinder haben Angst, dass sie für immer so weiter leben müssen.“ Eine andere hat erzählt: „Meine Tochter lacht nicht mehr sehr viel, sie ist nicht mehr so fröhlich wie früher.“ (9)
Corona-Politik der Regierung: Mehr als die Hälfte der Befragten (53%) gibt der Regierung einen 4er oder 5er, durchschnittlich geben die Menschen der Regierung eine 3,6 für ihre Unterstützung von Kindern und Jugendlichen in der Corona-Krise. (10)
Familien spüren Unterstützung kaum: 42% haben Mehrkosten für techn. Ausstattung selbst getragen, 11% sind immer noch nicht gut versorgt, nur 7% wurden durch Regierung bei technischer Ausstattung unterstützt, Familienhärtefonds kennen leider 49 Prozent der Befragten nicht. (11)
Gerade im Hinblick auf #Osterlockdown bitter: Eine Familie erzählt: “Es ist zu laut bei uns zu Hause, um die Aufgaben konzentriert zu erledigen“ und eine andere sagt: „Wir müssen so viel für das Homeschooling ausdrucken, dadurch entstehen uns wirklich belastende Kosten.“ (12)
Oft wird auch das WLAN als Herausforderung genannt. Ein Vater sagt: „Der Video- Unterricht verbraucht sehr viel WLAN-Guthaben, die Kindern fallen dauernd aus der Videokonferenz und dann ging auch noch unser Drucker kaputt.“ (13)
Die armutsbetroffenen Kinder haben eine ganze Menge Sorgen. Sie sorgen sich besonders um Schule, Gesundheit und Geld. Fast 20% der Kinder machen sich finanzielle Sorgen, 17% der Kinder und Jugendlichen haben Zukunftssorgen, besonders vor Schulübertritt und Lehrstellensuche
Zur Befragung: 100 armutsbetroffene Eltern wurden von 1.2. und 25.2.2021 telefonisch von der @volkshilfe befragt, ihr Haushaltseinkommen lag unter d Armutsgefährdungsschwelle (aktuell bei 1.671 EUR für Haushalt mit einem Erwachsenen und einem Kind) (15)
Haben bei der Befragung auf eine österreichweite Verteilung geachtet, aber aufgrund der Sample-Größe kann die Umfrage nur bedingt als repräsentativ gelten. Sie bietet jedoch einen guten Indikator für die aktuelle Problemlage armutsbetroffener Familien (16)
In 87 v 100 Fällen haben wir mit der Mutter d Kinder gesprochen, in 11 Fällen mit d Vater. 50% der Befragten sind alleinerziehend. Dies bestätigt Erkenntnisse aus der Armutsforschung & aktuellen Corona-Studien, die erhöhtes Armutsrisiko für Alleinerzieher*innen belegen. (Schluss)

• • •

Missing some Tweet in this thread? You can try to force a refresh
 

Keep Current with Hanna Lichtenberger

Hanna Lichtenberger Profile picture

Stay in touch and get notified when new unrolls are available from this author!

Read all threads

This Thread may be Removed Anytime!

PDF

Twitter may remove this content at anytime! Save it as PDF for later use!

Try unrolling a thread yourself!

how to unroll video
  1. Follow @ThreadReaderApp to mention us!

  2. From a Twitter thread mention us with a keyword "unroll"
@threadreaderapp unroll

Practice here first or read more on our help page!

Did Thread Reader help you today?

Support us! We are indie developers!


This site is made by just two indie developers on a laptop doing marketing, support and development! Read more about the story.

Become a Premium Member ($3/month or $30/year) and get exclusive features!

Become Premium

Too expensive? Make a small donation by buying us coffee ($5) or help with server cost ($10)

Donate via Paypal Become our Patreon

Thank you for your support!

Follow Us on Twitter!