Warum es unvernünftig ist, Inzidenz, Todesfälle und Intensivbelegung als separate Kriterien für Lockerungen / Verschärfungen der Maßnahmen zu verwenden, die 648.425ste.
Quellen für meine Kalkulationen: @risklayer. DIVI-Intensivregister.
Für die Berechnung der Inzidenz habe ich~
der Einfachheit halber mit genau 83 Mio. Einwohnern kalkuliert.
Das ist nicht ganz korrekt, das RKI kalkuliert mit 83,19 Millionen Einwohnern, ich halte die geringe Abweichung allerdings für verschmerzbar.
Was habe ich getan?
Simpel.
Inzidenz und Beatmungsfälle bzw Todesfälle~
jeweils gegeneinander aufgetragen.
Weil sich die jeweiligen Größenordnungen deutlich unterscheiden, habe ich jeweils "eigene" Y-Achsen verwendet.
Ich hoffe, ich füge keinem Statistiker damit körperlichen Schaden zu, so wird allerdings die Korrelation deutlicher.
Beweisstück A:
Inzidenz und beatmete Patienten.
(Die Lücken in der Grafik entstehen dadurch, dass das Intensivregister zu Beginn nicht exakt jeden Tag aktualisiert wurde.)
Beweisstück B:
Inzidenz und Todesfälle. Genauer gesagt, Inzidenz und gleitender Mittelwert über die letzten 7 Kalendertage.
Was fällt nun auf?
Dass Inzidenz und sowohl Anzahl der beatmeten Patienten als auch der COVID-19-bedingten Todesfälle sich zumindest in einer guten Annäherung gleichsinnig bewegen.
So weit, so gut.
Wie hoch ist der Korrelationskoeffizient?
Für Inzidenz und Todesfälle liegt der Korrelationskoeffizient bei ca. 0,7.
Für Inzidenz und beatmungspflichtige Patienten sogar bei 0,8.
(Zumindest KORREL() in Excel. Für SPSS war es mir zu spät, dafür bitte ich auch nicht um Entschuldigung.)
Jetzt bitte alle im Chor: "Correlation is not causation."
Danke.
Selbstverständlich ist das streng formal kein Beweis dafür, dass eine hohe Inzidenz *mehr beatmungspflichtige Patienten* verursacht.
Aber es fehlt aus meiner Sicht an einer auch nur plausiblen Alternativhypothese
Und so oder so, wenn die Parameter Inzidenz, beatmungspflichtige Patienten und COVID-19-Todesfälle so stark miteinander korrelieren, ist es unvernünftig, sie als "separate" Parameter für die Bewertung zu verwenden, ob wir eher lockern sollten oder nicht.
Aber jeder, der bis hierhin gelesen hat, wusste das eh schon vorher.
Ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass die lockerungsbegeisterten Politiker, die sich "nicht allein an der Inzidenz orientieren wollen", von schnöder Statistik umstimmen lassen.
TL;DR:
Doch, die Inzidenz eignet sich mit hinreichender Genauigkeit als einziger Parameter, um den Verlauf der Pandemie zu bewerten. Todesfälle und Anzahl beatmungspflichtiger Patienten korrelieren recht stark mit der Inzidenz.
Fin.
Anhang:
Ich freue mich über kritische Anmerkungen, als Mediziner ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich statistische bzw mathematische Feinheiten übersehen habe, bedauerlicherweise eher hoch.
Vielleicht habe ich auch totalen Mist gebaut, dann wäre ich für eine Korrektur dankbar.
Anhang 2:
Vielleicht mal zur Klarstellung: Ich bin kein Epidemiologe. Ich bin auch kein Statistikgenie. Ich forsche nicht an COVID-19.
Ich bin Facharzt für Anästhesiologie und Notfallmedizin. Ich bin Kliniker.
Wie ich mir einbilde, ein recht guter.
Aber das hier ist nicht ...
meine "Komfortzone".
Und trotzdem sind mir diese Zusammenhänge relativ früh in der ersten Welle bereits klar geworden.
Und es zerreißt mir Kopf und Herz, dass wir IMMER NOCH darüber diskutieren müssen und dass Wissenschaftler sie ernsthaft bestreiten wollen.
Es ist eines aus meiner Sicht vollkommen offensichtlich.
Wenn wir vermeiden wollen, dass die Intensivstationen überlaufen, muss die Inzidenz runter.
Wenn wir vermeiden wollen, dass mehr Menschen an COVID-19 sterben, muss die Inzidenz runter.
Es GEHT nicht anders.
Noch ein Nachtrag:
Man sieht m.E. in den Grafiken relativ gut, dass sowohl Anzahl der beatmungspflichtigen Patienten als auch Anzahl der Todesfälle erst verzögert ansteigen.
Wenn man erst auf die reagiert, ist man viel langsamer.
Die Inzidenz ist der schnellere Parameter.
Noch eine Ergänzung aus klinischer und intensivmedizinischer Sicht:
Ich würde davon ausgehen, dass das Intervall zwischen Infektion und Beatmungspflicht bzw. Versterben in den nächsten paar Wochen eher deutlich länger wird.
Und das hängt damit zusammen, wer sich jetzt infiziert
In der ersten und zweiten Welle waren es tendenziell eher ältere Menschen.
Die einfach im Schnitt weniger "Reserven" haben dürften. Sich schneller erschöpfen. Sich schlechter erholen.
Jetzt erkranken eher Jüngere.
Die, wenn man so will, "länger durchhalten" werden.
Was natürlich im Umkehrschluss bedeutet:
Intensivbetten werden, so zynisch der Gedanke jetzt ist, im Schnitt länger belegt sein.
D.h. bei vergleichbarer Inzidenz brauchen wir *mehr* Intensivbetten.
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Ignorante, hasserfüllte Arschlöcher tanzen auf der Straße.
Und der Staat schaut mal wieder völlig indifferent zu.
Einzelne Polizisten verbrüdern sich mit diesen ignoranten, hasserfüllten Arschlöchern. Die anderen schauen zu. Korpsgeist.
Morgen werden die politisch verantwortlichen ignoranten Arschlöcher wieder rumblubbern, dass das ja nicht vorhersehbar gewesen wäre.
Und bei jeder weiteren Demo werden diese ignoranten, hasserfüllten Arschlöcher sich mehr trauen.
Weil die Politik sie bewusst ermutigt.
Und das ist halt die Quintessenz deutscher Pandemie"politik".
Man hätte SO VIELE MÖGLICHKEITEN.
Und man baut wider besseres Wissen am laufenden Band nur kontraproduktive Scheiße.
(Und die *könnten* es besser wissen. Wenn sie nur wollten. Bewusste Ignoranz ist keine Ausrede.)
Während wir noch damit beschäftigt sind, Leuten zu erklären, wie genau diese mRNA-Impfung funktioniert, hauen die Impflügner die nächste Lüge raus: Die Impfung könne unfruchtbar machen. Natürlich komplett frei erfunden, und mit Sicherheit wissen die das.
Ich bin es so müde.
Wie kann es eigentlich sein, dass die freie Meinungsäußerung es zulässt, solche gemeingefährlichen Lügenmärchen in die Welt zu setzen?
Und ja, der Tweet war schon mal da.
Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die ursprüngliche Formulierung möglicherweise juristische Probleme beinhalten könnte, und auf die Sorte Weihnachtswunder kann ich verzichten.
@Anaesthet1 Da das Thema Langzeitfolgen beim Impfstoff immer in den Vordergrund gestellt wird:
Wir wissen auch nicht so viel über Langzeitfolgen der COVID-19-Erkrankung.
Aber wir sehen einen ziemlich großen Anteil der Infizierten auf Intensivstationen. (Über 3 % bisher.)
@Anaesthet1 Wenn man sich die aktuellen Zahlen aus dem Intensivregister der DIVI anschaut:
Etwa die Hälfte von denen muss beatmet werden.
Die Langzeitfolgen DAVON kennen wir nach Jahrzehnten der Intensivmedizin recht gut.
Angststörungen, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen.
@Anaesthet1 Und die Lunge selbst erholt sich auch häufig nicht vollständig davon.
Nerven- und Muskelerkrankungen (critical-illness-Neuropathie/-Myopathie) kommen vor.
Intensivstationen hinterlassen in aller Regel deutliche Spuren.
Vor allem bei schweren, komplexen Erkrankungen.