Thread by @narkosedoc

Auslastung der Intensivstationen Köln 93%, Aachen 96%, Remscheid 100% (!) aber uns und @DIVI_eV wird Alarmismus vorgeworfen.
Der Gesundheitsminister sucht endlich das Gespräch mit überforderten Pflegekräften... ach nee, mit Künstlern, die frei drehen weil Ihnen der Applaus fehlt.

Klar, wir haben leicht reden, für uns wurde nämlich applaudiert! (Das war Satire, gemerkt? *Zwinkersmiley*)
Und was ist jetzt?
Wir werden wahlweise belächelt, ignoriert oder beschimpft. Ja, es ist eine kleine Minderheit, aber sie bekommt durch solche Aktionen Aufwind.

Ich schwanke zwischen Mitleid weil sie wissen ja nicht was sie tun und dem missionarischen Eifer sie zu überzeugen, Ihnen zu zeigen, was hier gerade los ist. Was es heißt nach Hause zu gehen in dem Wissen nur das Schlimmste verhindert, aber nicht das mögliche geschafft zu haben.

Ihr wisst ja gar nicht, was es heißt, wenn wir akzeptieren müssen, dass unser Tun nicht reicht, dass wir auch mit allem Engagement und den hunderten gegangenen Extra-Meilen den Patienten schon lange nicht mehr gerecht werden zu können.

Nächstenliebe, der Mensch im Mittelpunkt, wahlweise auch "Excellence in care", das steht draußen an der Tür, drinnen heißt es oft nur noch "hauptsache, keiner stirbt" und natürlich gelingt selbst das nicht immer.
Es ist eine nicht enden wollende Fließbandarbeit geworden.

Patienten werden im Regelfall sofort auf die Normalstation verlegt, sobald sie kein lebensnotwendiges Problem mehr auf der Intensivstation hält.
Starke Schmerzen? Wird schon.
Luftnot? Wird wieder, machste bißchen Sauerstoff.
Blutdruck knapp? Nicht so oft messen.

Ein Toter wird in die Kühlung gefahren, die Notaufnahme fragt an. "Wann ist der Bettplatz geputzt? Macht ihr Grunddesi?? Dann macht bitte die Fenster auf, damit das schneller trocken ist!"
Im Schockraum liegt der nächste, muss ja weiter gehen.

Oh sorry, war das jetzt zu hart für jemanden, der sich in seiner Villa in Steglitz im Selbstmitleid ergeht?
Wenn man nirgendwo mehr über den roten Teppich flanieren kann, wenn der Applaus ausbleibt, das ist bestimmt auch ein schweres Päckchen was sie da zu tragen haben.

Sie hätten mit Ihrer Band einen Song machen können. "Mütend", den Pandemiesong. Schön laut, zum aufdrehen und mitgrölen auf dem Nach-Hause-Weg. Das hätte vielleicht dem einen oder anderen von uns geholfen. Mal die Wut, die Ohnmacht, die blank liegenden Nerven rausschreien.

Das wäre vielleicht sinnvoll gewesen, aber was weiß ich schon von PR. Hat ja scheinbar geklappt, das Blitzlicht ist wieder da, Liefers und Makatsch auf jeder Titelseite. Der Applaus kam auch.
Aus den finstersten, hässlichsten Ecken die dieses Land zu bieten hat.

Zuspruch für Pflegekräfte, Unterstützung für Krankenhäuser, Durchhalteparolen, Impfwerbung. Wäre alles sinnvoller gewesen, als dieser Unsinn und das fast noch erbärmlichere Gestammel der nachträglichen Rechtfertigung.
Wir werden weiter machen.
Leider ohne Eure Unterstützung.