Spannende Nachrichten aus Italien: derzeit erfolgen Mafia-Festnahmen in Italien und Deutschland, es geht um Drogenhandel und im Fokus steht die Familie G.. Die Familie gehört zu den ndrangheta-Größen auch in Deutschland. Um sie ging es auch in dem Ermittlungsverfahren Fido.
Dieses Verfahren ist Gegenstand eines Untersuchungsausschusses im Landtag Thüringen, der sich hoffentlich bald konstituieren kann. Die Ermittlungen des @bka wurden aus noch unklaren Gründen eingestellt, die gewonnenen Erkenntnisse führten nicht zu Maßnahmen.
@bka In Italien wurden alle vier Brüder G. festgenommen, es soll zu insgesamt 30 Verhaftungen gekommen sein. Das Geschehen in Deutschland ist derzeit noch unklar. Um 11 Uhr gibt es eine Pressekonferenz in Turin, u.a. mit dem Oberstaatsanwalt Johannes George Roth aus Konstanz.
Eine Pressemitteilung der italienischen DIA spricht von insgesamt 500 beteiligten Polizist*innen der Kripo in Baden-Württemberg (Ulm wird hier genannt) sowie in Rumänien und Spanien.
Hintergrund der Festnahmen ist der Handel mit Drogen im Bodenseeraum, der von zwei 'ndrangheta-Familien aus San Luca und Platì organisiert worden sein soll. Von den handelnden Personen gibt es aber tatsächlich auch Bezüge nach Thüringen und zur Operation Stige aus dem Jahr 2018.
In Italien kam es auch zu Beschlagnahmungen von Vermöge: mehrere Unternehmen, Immobilien, Fahrzeuge, Bankkonten, darunter eine Kaffeerösterei, im Gesamtwert von mehreren Millionen Euro. Ob auch in Deutschland Vermögen beschlagnahmt wurde, ist noch unklar.
Einer der von den Maßnahmen Betroffenen ist ein Gastwirt im Bodenseeraum, der ein Restaurant mit Seeblick betreibt, das eine weitere Filiale in Baden-Württemberg hat. An dieser Adresse war auch Sebastiano G. gemeldet, gegen dessen Familie sich die Aktion richtete.
Interessant ist, dass die Ermittlungen zur #OperazionePlatinum ihren Ausgang in Turin nahmen. Interessant deshalb, weil es zeigt, dass auch Ermittlungen gegen Satelliten der Clans wichtig sind. Das kann auch Vorbild für deutsche Ermittlungen sein.
Kleine Korrektur: Operation Platinum-Dia ist die richtige Bezeichnung.
Aussagen eines Kronzeugen gaben wohl den Anstoß für diese Ermittlungen gegen ein Drogenhandels-Netzwerk der 'ndrangheta, das bis nach Kolumbien reicht.
In Turin beginnt jetzt die Pressekonferenz zur Operation Platinum Dia. Beteiligt ist auch der nationale Antimafia-Staatsanwalt Cafiero de Raho, der oberste Antimafia-Ermittler. Die Ermittlungen haben einen längeren Vorlauf und begannen 2016, wird berichtet.
Es ging ursprünglich um Mitglieder einer ndrangheta-Zelle in Volpiano bei Turin. Die Personen dort investierten Gelder aus kriminellen Aktivitäten. Eine weitere Person führt nach Deutschland, zum Oktoberfest in München. Telefonabhörmaßnahmen ergaben Kontakte zur Familie G.
Auch in Deutschland sollen Gewinne aus kriminellen Aktivitäten investiert worden sein: unter anderem in Restaurants und in den Autohandel. Daraufhin hat die StA Konstanz Ermittlungen eröffnet. Auch weil Lieferanten und Banken geschädigt wurden.
Die Zusammenarbeit mit Deutschland sei sehr gut gelaufen.
Die Turiner Oberstaatsanwältin Anna Maria Loreto sagt, diese Investments der 'ndrangheta schädigten die Unternehmen, die korrekt wirtschafteten, und dienten den Clans der 'ndrangheta. Loreto dankt der Kriminalpolizei Friedrichshafen, die ebenfalls zugeschaltet ist.
Nun spricht Cafiero de Raho, der oberste italienische Antimafia-Staatsanwalt. Die erfolgte Kooperation habe Modellcharakter, sagt er, und dankt @Eurojust, der Kripo Friedrichshafen und der Steuerfahndung in Ulm. Die Unternehmen schufen Kontakte zu Nachbarn, Unterschlupf
für Kriminelle und Arbeitsmöglichkeiten für ehemals Inhaftierte. Dabei geht es vor allem um die Unternehmen in Turin. Die Ermittlungen erfolgten als JIT, Gemeinsame Ermittlungsgruppe. De Raho nennt die Restaurants Paganini in Baden-Baden und Überlingen als Aktivitäten der Clans
wie auch Import-Export-Unternehmen. Ein kriminelles System, das sich in der Wirtschaft festsetzt und deshalb sehr gefährlich ist. Auch weil Restaurants und Bars Kontakte zur Gesellschaft erlauben. In diesem Kontext lobt de Raho die Ermittlungen in Konstanz und am Bodensee .
Zwei Personen wurden auch in Brasilien wegen Drogenhandelsaktivitäten verhaftet.
Jetzt spricht Filippo Spezia von @Eurojust. In Den Haag gab es 2018 ein Meeting und jetzt, drei Jahre später, schließen sich die Ermittlungen. Traditionelle Ermittlungsinstrumente reichten nicht, sagt er, deshalb habe man etwas Neues vorgeschlagen: 1 gemeinsames Ermittlungsteam.
@Eurojust Quasi in Realzeit habe man die Ergebnisse einer Abhörmaßnahme in Alghero, Sardinien, weitergegeben. In einem Telefongespräch ging es um eine Drogenlieferung an der Grenze zwischen Holland und Deutschland. Diese Information ging quasi direkt an die Ermittler in Deutschland.
Das sei früher anders gewesen, schließt Spezia von Eurojust, und dankt allen Beteiligten. Jetzt spricht Johannes-Georg Roth, Oberstaatsanwalt in Konstanz. Er spricht auf Italienisch.
Er spricht über den deutschen Beitrag: Es gehe um diverse hunderte Kilo Drogenhandel (Kokain aus den Niederlanden, das nach Italien gebracht wurde) und Steuerhinterziehung zu lastend es deutschen Staates. Ein Subjekt am Bodensee habe die Aktivitäten von dort gesteuert.
Der Mann wurde von italienischen Kräften heute festgenommen. Roth erklärt, warum die deutschen Verdächtigen der Steuerhinterziehung beschuldigt werden, in Höhe von 2 Millionen Euro. Bisher ging man davon aus, dass einzelne Restaurants Steuerhinterziehung betrieben.
Die Ermittlungen hätten aber ergeben, das tausende Restaurants in Deutschland systematisch Steuerhinterziehung betrieben.
Nun spricht Maurizio Vallone, Chef der DIA in Rom, Italiens Antimafia-Ermittlungsbehörde, in der Carabinieri, Polizei und Finanzpolizei im Kampf gegen die Mafia gebündelt sind. Er spricht über die verbesserten Ermittlungsmöglichkeiten in Europa gegen die Organisierte Kriminalität
Der Finanzpolizist Nicola Altiero von der @GDF sagt, die Organisatoren des internationalen Drogenhandels würden aus ihrem Eingangsinvestment einen sechsfachen Gewinn ziehen.
Altiero kommt auf die Europäische Staatsanwaltschaft zu sprechen, die bisher nur für Straftaten zum Schaden der EU zuständig ist. Er evrweist auf den Steuerschaden, der den Staaten der EU durch die Konstruktion von verschachtelten Firmenkonstrukten entsteht.
Jari Liukku, Direktor von ESOCC European Serious organised crime center @Europol, warnt vor dem Wachtum der Organisierten Kriminalität in der EU, sie sei kein nationales Problem mehr, sondern ein europäisches oder auch globales Problem.
@Europol 60 Prozent der Gruppen der Organisierten Kriminalität in der EU nutzten Korruption und Gewalt und auch legale Unternehmen für ihre Zwecke. Das höhle die Gesellschaft aus, so Liukku von @Europol.
@Europol Die Ermittlungen haben mit der Aussage eines Kronzeugen begonnen. Den Ermittlern ging es dann darum zu sehen, wohin die Familie A. ihre Gelder investiert. Dann wurde ihre Zugehörigkeit zur 'ndrangheta deutlich. Über den Verdächtigen As. kam dann die Verbindung zur Familie G. un
damit auch nach Deutschland. Derzeit liefen noch Durchsuchungen in Kalabrien. 30 Personen sind festgesetzt worden, alle im Haftbefehl aufgeführten Personen. Die beschlagnahmten Vermögenswerte lassen sich noch nicht beziffern.
Die Familie G. betreibe in D schon seit einigen Jahren eine Reihe von Restaurants mit dem Namen Paganini. Der Betreiber Sebastiano G. sei verhaftet worden, einer von vier Brüdern. Er war auch Betreiber von Import-Export-Unternehmen und Antenne Richtung Nordeuropa.
Es gebe auch Hinweise darauf, dass Lebensmittellieferungen auch benutzt worden seien, um Kokainlieferungen durchzuführen, so kam etwa Kokain aus Spanien mit einer Zwiebellieferung im Hafen von Civitavecchia an.
Auch hier spielten wieder Telefone mit gecrackten #encrochat eine Rolle.
Es geht jetzt noch um Beschlagnahmen in Deutschland. Ein ital. Journalist fragt nach dem Missverhältnis zwischen Beschlagnahmen von Vermögen in Italien und in D. Es habe in D 50-60 Durchsuchungen gegeben, Beschlagnahmen müssten noch folgen, sagt der ital. Ermittler.

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