im impfzentrum tegel ist fotografieren leider verboten, deshalb musste ich heimlich zeichnen (auch verboten aber nicht so auffällig), weil mir sonst niemand glaubt was da los war. die impfreihenfolge scheint komplett aufgehoben: alte, junge, säuglinge, sogar kühe (1/x) 
wurden geimpft, ein älterer herr hatte seinen papagei dabei und forderte lautstark eine impfung für den vogel, ein kind seine 6 oder 7 meerschweinchen! die stimmung ist kaum zu beschreiben: angespannt, konzentriert, ausgelassen, alles in einem. auf den gängen herrscht ein 2/x
unvorstellbares gedränge, es ist laut, viele trinken schon vor der ersten impfung hemmungslos, liegen sich in den armen, manche haben sex auf den gängen oder in den kabinen, ich habe in weniger als 90 minuten zwei schwere schlägereien gesehen. das personal versucht, 3/x
die menge unter kontrolle zu halten, aber ist heillos überfordert. an den schürzen der mitarbeiter*innen kleben blut-, urin-, schnaps-und spermaflecken, scherben von bierflaschen und kanülen bedecken den boden, auf manchen gängen knirscht es bei jedem schritt 4/x
der boden ist rutschig von allen möglichen flüssigkeiten, und immer wieder sieht man leute, denen spritzen in der schulter oder im knie stecken, viele stolpern einfach in eine der achtlos weggeworfenen nadeln und ziehen sich schmerzhafte verletzungen zu. 5/x
die menschen scheinen sich die monate des lockdowns aus den körpern schütteln zu wollen, sie sind völlig außer rand und band und jedesmal, wenn ein mannschaftswagen der polizei durch die halle fährt, wird das gejohle noch lauter, einige hämmern mit den händen gegen die autos 6/x
rufen beleidigungen oder applaudieren, worauf dann wieder neue streitereien entbrennen. als ich mich endlich zum ausgang durchgeschlagen hatte, sah ich noch einen frisch geimpften mann, vielleicht ende zwanzig, seine hose runterziehen und unter den anfeuernden rufen seiner 7/x
stark betrunkenen freunde eine silvesterrakete aus dem hintern quer durch den wartesaal abfeuern. irgendwo schien auch ein feuer ausgebrochen zu sein, irgendwer sang mehr schlecht als recht dolly partons "jolene". es war ein beeindruckendes erlebnis, und ich habe wirklich 8/x
respekt vor allen, die dort arbeiten und die trotz allem weitgehend ruhig und freundlich bleiben und versuchen, einfach irgendwie ihren job zu machen. ich freue mich schon riesig auf meinen zweiten termin im juli! 9/9
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