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May 31, 2021 17 tweets 6 min read Read on X
Die Vermögenssteuer wird aus vielen Gründen immer wieder intensiv diskutiert. Bis heute gab es jedoch keine Studie über die Rolle der langfristigen Berichterstattung zur Vermögenssteuer in den österreichischen Medien. Das holen wir hiermit nach. Ein Thread. 1/17
Es zeigt sich: Vermögenssteuern werden in den untersuchten Medien überwiegend ablehnend beurteilt, während die Bevölkerung in Meinungsumfragen das Besteuern von Vermögen mehrheitlich befürwortet. Die gesamte Studie gibt es hier: momentum-institut.at/news/vermoegen… 2/17
Die Grundlage unserer Analyse bilden alle Kommentare aus fünf großen österreichischen Tageszeitungen im Zeitraum von 2005 bis 2020: Der Standard, Die Presse, Kleine Zeitung, Oberösterreichische Nachrichten und Tiroler Tageszeitung. 3/17
Die Intensität der Berichterstattung hängt eng mit innenpolitischen Auseinandersetzungen und sozio-ökonomischen Krisen zusammen. Die Debatte nahm nach der Finanz- und Wirtschaftskrise an Fahrt auf und hatte ihren Höhepunkt in der Steuerreform-Debatte 2014. 4/17
Nach 2014 nimmt die Berichterstattung rapide ab. Ein wichtiger Grund dafür: die Einigung auf eine Steuerreform 2015 u. a. mit Erhöhung der Steuer für Einkommen >1 Mio. EUR und ohne Vermögenssteuer. Die Corona-Krise hat bislang zu keinem großen Anstieg der Diskussion geführt. 5/17
Wer schreibt über Vermögenssteuern? Es sind vor allem einige wenige KommentatorInnen, überwiegend JournalistInnen und Männer. Von den 295 AutorInnen schrieben 27 (also ca. 9 %) etwa 50 % der Kommentare, 162 nur je einen Kommentar. 6/17
Von den 1045 Kommentaren stammen etwa ein Viertel von 167 GastkommentatorInnen, ein Großteil davon von Universitäten und Wirtschaftsforschungsinstituten (25 % der Gastkommentare). Parteien, NGOs, Think Tanks und Interessenvertretungen schrieben zus. rund ein Drittel der GK. 7/17
Nur ein Viertel der 295 AutorInnen ist weiblich, sie schrieben insgesamt 14 % der Kommentare. Das Geschlechterverhältnis ist etwas ausgeglichener bei Gastkommentaren (20 % der GK von Frauen) als bei JournalistInnen (12 % der JournalistInnen-Kommentare von Frauen). 8/17
Die Kommentare wurden weiters mit einer Inhaltsanalyse (vgl. link.springer.com/article/10.100…, academic.oup.com/cje/article-ab…) untersucht. In 455 Kommentaren wurden den AutorInnen zurechenbare Argumente u. Wertungen (AuW) zu einer regelmäßigen Vermögenssteuer gefunden. 9/17
Insgesamt überwiegen in 69 % der 455 Kommentare Argumente und Wertungen gegen eine Vermögenssteuer, in 22 % überwiegen AuW für eine Vermögenssteuer und 9 % der Kommentare sind ausgeglichen. 10/17
Es zeigt sich gleichzeitig eine deutliche Variation zwischen den Zeitungen: In z. B. Der Standard überwiegen in 52 % der Kommentare ablehnende Argumente und Wertungen gegenüber Vermögenssteuern und damit deutlich weniger als in Die Presse (82 %). 11/17
Die Berichterstattung steht damit in Kontrast zum Großteil der von 2009 bis 2020 durchgeführten Umfragen, in denen sich eine Mehrheit der österreichischen Bevölkerung für eine Vermögenssteuer auf das (Netto-)Vermögen (inklusive Freibeträgen ab EUR 500.000) ausspricht. 12/17
JournalistInnen schreiben häufiger ablehnend gegenüber Vermögenssteuern (77 % der Kommentare sind ablehnend) als GastkommentatorInnen (55 % ablehnend), auch hier wieder mit deutlicher Variation zwischen den Tageszeitungen. 13/17
Bei den GastkommentatorInnen zeigt sich erwartungsgemäß ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Ausrichtung des Kommentars und dem institutionellen bzw. politischen Hintergrund der AutorInnen. 14/17
VertreterInnen von Parteien links der Mitte, sozialliberalen Think Tanks, Interessenvertretungen (IV) von ArbeitnehmerInnen und NGOs schreiben positiv ggü. Vermögensst. Umgekehrt für AutorInnen von konservativen Parteien, marktliberalen Think Tanks und IV von Unternehmen. 15/17
Frauen schreiben insgesamt positiver ggü. Vermögenssteuern als Männer: In 53 % der Kommentare von Frauen werden Vermögenssteuern überwiegend befürwortend bewertet. Auch hier wieder: Gastkommentatorinnen schreiben befürwortender als Journalistinnen. 16/17
Die Ergebnisse decken sich mit den Resultaten vergleichbarer Studien für die langfristige Berichterstattung anderer Länder mit einem ähnlichen Mediensystem wie z. B. Deutschland (epub.wu.ac.at/7098/, researchgate.net/publication/33…). 17/17

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