Thread by @OpheliaBDSM

- Thread über Benachteiligung von Männern -

Vorab: Nein, ich verteidige in keiner Form die AfD in irgendeine Richtung oder würde einen von der AfD geforderten Antrag ungesehen unterstützen, weil ich hier die falschen Mechanismen, Intentionen und Hintergründe vermute, ABER: ~

https://twitter.com/berlinliebich/status/1408057955245694985

Es gibt Bereiche in unserer Gesellschaft, in denen Männer de facto benachteiligt sind, in denen Männern das Leben schwerer gemacht wird, weil sie Männer sind.

Wir haben Artikel im Strafgesetzbuch, die sich ausschließlich auf Männer beziehen.
Wir haben regelmäßig das Thema des ~

Sorgerechts, bei dem Männer selten die gleichen Chancen haben, obwohl nicht immer die Mutter kategorisch der bessere Elternteil ist.
Wir haben in der Sexualität Bereiche, in denen es für Frauen leichter ist, offen Neigungen zuzugeben als für Männer.
Wir haben in einzelnen ~

Bereichen des Lebens die Schwierigkeit, dass Männer generell nicht über ungerechte Behandlungen weshalb auch immer sprechen können, weil das bedeuten würde, sie gestehen Schwäche ein.
Wir haben häusliche Gewalt gegen Männer und sexualisierte Gewalt gegen Jungen, die so gut wie ~

nie zur Sprache kommt, weil es das Narrativ vom männlichen Gewaltopfer nicht gibt.
Wir haben männliche Sexworker und Homosexuelle, die Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt sind, aber kaum bis gar nicht darüber sprechen können, weil man als Mann kein Opfer sein kann.

Wir haben ~

das grundsätzliche und essentielle Problem in unserer Gesellschaft, dass von Männern, von Jungs bereits in jüngstem Alter gefordert wird, Leistung zu bringen, sich auf Erfolg und Status auszurichten, ihre Emotionen mit sich auszumachen, Weichheit zu untergraben und stattdessen ~

zu lernen, nach außen immer "stark" zu sein und keine Schwäche zu zeigen. Das Ergebnis sehen wir an Männern, die Doppelleben führen, weil sie zu ihren Frauen nicht ehrlich sein können. An Männern, die überkompensieren und aggressiv werden. An Männern, die unter Depressionen ~

leiden, ohne jemandem davon zu erzählen. An Männern, die nicht mehr in der Lage sind, ihrem engsten Umfeld, ihren Familien, ihren Freunden angemessen zu begegnen, weil sie nie gelernt haben, gesund mit Emotionen umzugehen.
Das sehen wir an jeder Statistik der letzten Jahre, ~

die zeigt, dass die Selbstmordraten bei Männern 2 bis 3x so hoch sind wie bei Frauen.

Ja, Männer sind auch benachteiligt.
Vielleicht in absoluten Zahlen, in den Bereichen, in der Präsenz, innerhalb von Strukturen nicht so wie Frauen, aber das macht es nicht weniger zum ~

Problem, das gelöst werden sollte. Und auch wenn es für viele unter dem retweeten Tweet eine absurde Vorstellung ist: Nur weil man sich mit dem Thema der Benachteiligung von Männern befasst, geht keine Kapazität für das Thema Benachteiligung von Frauen verloren. Das ist kein ~

Entweder/Oder. Es geht beides. Man kann feministisch sein und gleichzeitig für die Rechte von Männern einstehen. Noch krasser: Manche behaupten sogar, Feminismus steht genau dafür: Für die Gleichberechtigung ALLER Geschlechter.

Und ja, ich weiß - dieser konkrete Antrag kommt ~

von der AfD und wir ahnen alle, worum es dabei gehen würde. Und ob es ein Institut dafür bräuchte, sei auch dahingestellt, und überhaupt... - ich weiß, ist aber nicht der Punkt.

Das Thema "Benachteiligung von Männern" im Allgemeinen zu kommentieren (wie die meisten unter dem ~

Tweet) mit "Haufen Heulsusen" und anderen Kommentaren, schlägt halt GENAU in die Kerbe, die man eigentlich vermeiden sollte und auch wenn man sich dabei vermeintlich über die AfD lustig macht (alles fein), trägt die Art und Weise leider nur dazu bei, gewisse Klischees - nämlich ~

die vom "heulenden Mann, den Weicheiern, den Heulsusen" - zu reproduzieren.

Wenn ich eines gelernt habe, dann dass ich als Frau exakt GAR NICHTS davon habe, wenn Männer mit ihren Emotionen nicht gesund umzugehen lernen. Im Gegenteil - meistens sind es genau die, wegen denen ~

Frauen am Ende nach einer beschissenen Erfahrung "noch" feministischer werden.

Aber wer dieses Konzept der gegenseitig gewinnbringenden Gleichberechtigung nicht sieht, meint vielleicht einfach einen anderen Feminismus als ich.

- Rant Ende.