Ruth Wodak: Wir erleben eine schamlose Normalisierung. Brüche von Konventionen sind akzeptabel geworden. Man kann lügen: es macht nichts; man kann Leute beleidigen: macht auch nichts; dieser neuen Schamlosigkeit müssen wir etwas entgegensetzen. Sprachlich aber auch praktisch.
Besonders klar wird diese Schamlosigkeit bei den Angriffen auf die Presse und die Justiz. Manche glauben, sie stehen über der Justiz – man kennt das von Berlusconi. Das hat sich auch bei uns eingeschlichen.
Es wird trivialisiert: macht ja eh jeder. Dinge werden heruntergespielt, die Aufmerksamkeit lässt mit der Zeit nach. Das ist eine gefährliche Schleife. Dem müssen wir mit Gesetzen entgegentreten. Aber auch im Diskurs selbst: man darf sich nicht in diese Dynamik hineinbegeben.
Es schleichen sich Dinge ein. Zum Beispiel am Tag der Befreiung in #Mauthausen. Ich war erschüttert, dass die ÖVP nicht vor Ort war. Das war für mich ein Tabubruch. Ein Ausdruck von Geschichtsvergessenheit.
Ein weiterer Punkt: ich finde es schamlos, dass Österreich nicht mal 100 Flüchtlinge von den griechischen Inseln aufnimmt. Das ist für ein reiches Land, wie Österreich es heute ist, eine Schande. Auch in diesen Fragen müssen wir Gegenpunkte setzen.
Das Gespräch zwischen Ruth Wodak und Paul Lendvai, moderiert von @sonjakato, könnt ihr hier nachsehen (es lohnt sich):
• • •
Missing some Tweet in this thread? You can try to
force a refresh