Thread by @ThePopolist

So, und als ALLERletzter Punkt zu diesem Thread:

Wo kam der her? War das nur ein Gag? Nö.

Das wird wieder bissl länger. Wenn ihr wollt, lest es als Liebeserklärung an eine, leider in meinem Fall dauerhaft erloschene, grosse Liebe.

https://twitter.com/ThePopolist/status/1413050915158888450

Ich hatte vor einigen Wochen Besuch. Purer Zufall. Ein (biologisch) sehr alter roter Ex-Nationalratsabgeordneter aus meiner Heimat, den ich von ganz früher (meine späte Schulzeit) vom Kicken kenne.

Zufällig sind wir uns in Wien über den Weg gelaufen, und ich hab ihn eingeladen, am Abend am Rückweg bei mir vorbeizuschauen.

Er ist tatsächlich stehengeblieben, und wir haben geredet.

So lange (3:30 glaub ich), dass er schliesslich bei mir übernachtet hat. Zuerst über alte Fussballgeschichten, dann über Politik und logischerweise die Partei.

Es war furchtbar zu sehen, wie deprimiert er war.

Gut, ich bin halt von Mitte der 90er bis Mitte der 10er StammWÄHLER gewesen (die Geschichte, wie mich der hochgelobte Kern mit dem Video mit der xenophoben steirischen Wirtin verjagt hat, kennt ihr noch), und jetzt nimmer, weil angefressen, aber was ist das schon?

Der Mann hat literally sein ganzes LEBEN lang seine Zeit und Kraft in diese Partei reingehauen. Von der Lehre bis zur Pension (und noch danach im "Vorfeld").

"Vor die Säue" hat er an dem Abend gesagt. Und von "ganz früher" geredet. Und von seinen Vorbildern als er SJ war.

Da waren viele Namen dabei, die hörte ich (und ich hab mich in den 90ern eher viel mit Geschichte und der Partei beschäftigt) zum ersten Mal.

Und ein paar hab ich mir gemerkt und dann "gegoogelt". So hat das angefangen mit dem Thread bzw der Idee dazu.

Primär wollte ich dabei nur verstehen, warum ich keine adäquate Antwort auf seine Frage: "Was müsste passieren, dass Du wieder rot wählst?" geben konnte.

Ich wollte die grossartigste politische Bewegung, die diese Erde je gesehen hat, ins Rampenlicht rücken.

Die Bewegung, die das Leben der Menschen bisher global betrachtet am positivsten beeinflusst hat (sorry, Libs, it is not your "Wohlstand").

Nehmt ein paar Antworten im Thread mit "ganz frühen" Sozialisten/Sozialdemokraten, sucht Euch - wenn ihr sie nicht kennt - zu denen Lebensgeschichten raus. Proft, Boschek, Bauer.

Was diese Leute erdulden mussten, und was sie trotz widrigster Umstände errungen haben, für ANDERE errungen nämlich - DAS ist Sozialdemokratie.

Was heute unter diesem Namen firmiert, ist nur noch ein fader Abklatsch mit einem früher klingenden, heute verblassenden Label.

Ich bezweifle, dass heutige Parteigranden nach dem Krieg (sucht euch einen aus) auch nur über Subkassier in einer Ortsgruppe hinauskämen, aus der die Jochmanns und die Leichters stammten.

Wenn man einen Ziegeleiarbeiter der Kaiserzeit mit einem Bauhackler von heute vergleicht, könnte man (Salomon lässt grüssen) fragen, ob es wirklich noch Sozialdemokratie braucht, ob es noch etwas zu "erkämpfen" gibt, wofür man solche Leute brauchen würde.

Simple Antwort: Natürlich gibt es das. Egal wohin man schaut.

Aber die Leute von damals würde angesichts von ausbeutenden Arbeitsmodellen nicht irgendwelche schwindligen Onlinepetitionen gestartet haben, nehme ich an.

Wo ist denn der "starke Arm" der alle Räder stillstehen lässt? Ich kann es euch sagen: Der rührt keinen Finger mehr, wenn es nicht um Leute geht, die brav Mitgliedsbeitrag zahlen. Und genau die, um die es ihm gehen sollte, sind qua Status von der Vertretung ausgeschlossen.

Das fände Hanusch sicher super, dass man die, um die es eigentlich gehen sollte, nicht mal mehr "aufnimmt", weil "nicht zuständig". Oder allenfalls in irgendeiner Teilorganisation versteckt.

"Das Kumulationsprinzip darf nicht wegfallen, es ist ur wichtig gegen Sozialdumping."

Jo, eh. Aber glaubt ihr, eine Seidel oder ein Schuhmeier hätte sich damit zufrieden gegeben?

Oder vielleicht doch drastischere Forderungen gestellt? Betriebsschliessungen/Strafverstaatlichung anyone? Nix?

DAS wäre Sozialdemokratie.

Oder Steuern: WO ist denn ein Steuermodell bzw. der Vorschlag dafür, das dem unteren Drittel WIRKLICH hilft, dem mittleren dabei aber auch ein bissl wehtut, und dem oberen Drittel sehr?

DAS wäre Sozialdemokratie.

"Ja, wir wollen ein bissl Erbschaftssteuer, aber eh erst ab einer Million, und dann auch ganz wenig am Anfang. Bla. Blubb."

DAS soll Sozialdemokratie sein? Da lachen ja die Hühner! Die Altvorderen ROTIEREN doch in ihren Gräbern, und ihr glaubt, ihr seid "progressiv".

Ich könnte ewig so weiter machen, gibt ja viele Themen, bei denen ihr eingelullt seid, bis zur Unkenntlichkeit.

Was ihr verloren habt, was ihr nicht mehr kapiert:

Sozialdemokratie wird NICHT stark, indem sie ein Programm macht, das "möglichst alle" bedient und "möglichst wenigen" weh tut.

Sozialdemokratie wird stark, wenn sie ein Programm macht, das möglichst die "bedient", die es am notwendigsten haben, und das richtige Personal, das dieses verkaufen kann.

Personal, das charismatisch genug ist, möglichst vielen klarzumachen, dass es das "Richtige" ist, dass die unteren mehr vom Kuchen "verdient" haben, auch wenn es diesen vielen, mittleren und oberen ein bissl was aus dem eigenen Kuchenstück schneidet.

Weil ein Kitten der SOZIALEN Risse in der Gesellschaft Grundvoraussetzung ist, die anderen Risse, die sie durchziehen, zu kitten.

Dass es denen "ganz oben" am meisten wehtun muss, ist dann das Tüpfelchen am "i", nicht die Quintessenz.

Sich in den Sack zu lügen, dass "nur die obersten x(einstellig)%" geschoren werden, und alle anderen profitieren, das führt halt von Wahlniederlage zu Wahlniederlage, von Selbstanalyse zu Selbstanalyse.

Regelmässige Selbstanalysen, wo man dann wieder und wieder betont, sich auf "die alten Werte zu refokussieren". Und es dann eben wieder nicht tut.

Offenes Geheimnis: Die "Mitte", die ihr "abholen" wollt, indem ihr ihr "nicht weh tut", die wählen längst den Basti. Und weil ihr es tut, wählen die unten den Strache oder wer auch immer grad der Oberblaune ist.

In diesem Sinne: So long, Sozialdemokratie. Ich fürchte, mit uns wird das nix mehr. Auch wenn es, und dazu sollten die im Thread vergebenen "neuzeitlicheren" genannten Zwillinge dienen, immer noch Leute gibt, die "brennen". Aber weiss der Teufel, warum die bei Euch gelandet sind

P.S.: Sollte jemand selbst ein wenig nachlesen wollen, welche Persönlichkeiten und welche Lebensgeschichten hinter erfolgreicher Sozialdemokratie steckten, hier (neben Wikipedia) ein paar spannende Links, wie ich finde:
frauenmachengeschichte.at
dasrotewien.at

Unfassbar. Exhibit A:

https://twitter.com/puls24news/status/1414600621378973697?s=20

Nur mehr persönliche Befindlichkeiten innerhalb der eigenen Lager. Um sonst nix geht es da mehr.

Dabei sollte es darum gehen:

https://twitter.com/KremLten/status/1414617432774295553?s=19

Exhibit B:
Menschenrechte? Nicht gegen die Umfragen
Zukunft mitgestalten? Nicht wenn "Dagegensein" parteitaktisch bessere Alternative ist.

Wenn du ein wirklicher Sozialdemokrat sein willst, überlege immer "was würde Dosko tun" und mach dann das Gegenteil

https://twitter.com/Andreas_Kovar/status/1413173036631613444?s=19