23:14. Ich stehe am Düsseldorfer Hbf am Bahnsteig und werde von der Seite angesprochen. Ein Mann um die dreißig. Wie viel Uhr es denn sei? Ich zeige auf die große Uhr direkt vor uns. Die Bahn kommt. Fast alle Plätze sind frei. Der Mann setzt sich direkt hinter mich.
Ich setze Kopfhörer auf und mache leise Musik an. So, dass ich gleichzeitig abweisend wirke aber dennoch alles um mich herum mitbekomme. Nur für den Fall. Er spricht mich von hinten an. Ich ignoriere ihn. Nochmal. Dann nochmal. Er fängt an gegen meinen Sitz zu schlagen.
Ich denke nur noch: Fass mich nicht an, bitte fass mich nicht an. „Entschuldigung?“ Nochmal. Diesmal so laut, dass ich erschrecke und antworte. „Ja?“ Ob er mit mir reden könne? „Warum denn?“ „Ich will dich kennenlernen.“ „Nein.“ „Du bist ein sehr hübsches Mädchen!“ „Nein!“
„Ich möchte nur mit dir sprechen..“ „Nein! Ich möchte lieber Musik hören.“ Ich drehe mich weg. Die Bahn leert sich langsam und jch habe nur noch Angst. Noch eine Station. „Entschuldigung?“ „Was?“ „Wo ist Benrath?“
Lieber zu freundlich sein, als zu verärgern, denke ich mir und erkläre ruhig, dass er in die richtige Richtung fährt. Innerlich schlägt mir das Herz bis zum Hals. „Kann ich dich kennenlernen?“
Er beugt sich zu mir rüber, seine Hände sind jetzt auf meinem Platz, berühren meinen Rucksack. „Nein.“ Ich will nur noch weg.
„Kannst du mir deine Telefonnummer geben?“ „Nein.“ „Warum denn nicht? Hast du einen Freund?“ Ich stehe auf, reiße meinen Rucksack an mich.
„Weil ich nicht will. Außerdem muss ich raus.“ Ich steige aus, endlich. Aber er? Er kommt mir hinterher.
Ich bin so am Limit. „Musst du nicht nach Benrath?“, fauche ich ihn nur noch an. Und dann renne ich einfach davon.
Von der anderen Straßenseite sehe ich, wie er in eine neue Bahn einsteigt. Die ganz woanders hinfährt, aber in die er auch am HBF hätte einsteigen können.
Aber er ist mir bewusst gefolgt. In die Bahn und wieder hinaus. Vielleicht noch weiter, hätte ich mich der Situation dann nicht so schnell entzogen. Auf dem restlichen Fußweg habe ich gezittert und fast geweint. Was ein Scheiß einfach nur.