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Jul 21, 2021 12 tweets 2 min read Read on X
Ein paar Gedanken/Fragen zu den Daten abnehmender Effektivität der Impfungen in Israel und warum ich es schwer finde, deren Relevanz derzeit wirklich abzuschätzen:
* Da auch in Israel zuerst Risikogruppen geimpft wurden, unter denen aber auch eben einige Menschen mit alters- 1/n
oder krankheitsbedingt geschwächtem Immunsystem waren: Welcher Anteil der verringerten Effektivität geht darauf zurück, dass wir hier die "reale" Effektivität in eben diesen Gruppen messen?
* Welcher Anteil der verringerten Effektivität geht auf einen normalen Übergang von 2/n
akut aktivierter Immunantwort auf eine dauerhafte etwas schwächere zurück, d.h. Haben wir eine einmalige Abhnahme z.B. 80%->60% oder sinkt es weiter?
* Welchen Anteil an der sinkenden Effektivität macht die wandelnde Prävalenz anderer Varianten aus? 3/n
All das sind super wichtige Fragen, die essentiell für die Einschätzung der Daten sind, zu denen ich bisher aber wenig Handfestes gelesen habe (Und natürlich erst Recht nicht bei den neuesten Ankündigungen).
Für bestimmte Risikogruppen (Noch eine Frage: Können wir die schon 4/n
klar genug benennen?) ist das alles egal, sie würden von einem Booster ziemlich sicher profitieren. Für die gesamte Impfstrategie (besonders auch international, wo Knappheit noch eine große Rolle spielt!), sind solche Fragen aber wichtig.
Für mich ist die wichtigste Schluss- 5/n
folgerung aus solchen Meldungen daher, dass wir vorsichtig bleiben müssen, nicht annehmen dürfen, dass die Impfungen (nach aktuellem Schema) für alle Gruppen dauerhaft den optimalen Schutz bieten UND vor allem, dass es hier Datenpunkte gibt, die sich Leute vom Fach sehr genau 6/n
anschauen sollten, um am Ende die richtigen Schlüsse ziehen zu können.
Für Wissenschaftler gehört es zum täglichen Brot die Verlässlichkeit von Datensätzen und die Verlässlichkeit von Schlussfolgerungen abzuschätzen. In der Kommunikation wissenschaftlicher Befunde geht das 7/n
leider oft verloren.
Vielleicht bräuchten wir da mal sowas wie eine Art "Ampel", die versucht anzuzeigen, was wir gerade kommunizieren:
📝Vorläufiger, unvollständiger Datensatz
📋Neuer Datensatz, frisch notiert (z.B. Preprint)
📰regulär publizierte Daten
📖Lehrbuchwissen 8/n
🤔Eigene Spekulationen dazu
🤓Ergänzung aus eigenen Daten
🤷Offene Fragen, die ich stelle, aber nichtmal sinnvoll spekulieren kann
⚡️Benanntes ernstes Problem mit dem Datensatz

Die neuesten Israeldaten wären für mich ein klares
📝🤷
9/n
Ich werd jetzt nicht alles so kennzeichnen (oder behaupten, das wäre ein ideales System), aber ich glaube, gerade in der aktuellen Lage ist es wichtig, sich ab und zu klar zumachen, dass eine gewisse Einschätzung der Verlässlichkeit mitkommuniziert werden sollte. 10/10
Noch ein Punkt, den ich oben vergessen hatte (Mit Dank an @StefFun für den Hinweis!): Mit zunehmender Durchimpfung der Gesellschaft wird die Effektivität auch deshalb schwerer abzuschätzen, weil die Kontrollgruppe der Ungeimpften immer schlechter passt, z.B. sind diese /+1
jünger, haben andere Bildungsniveaus/Lebensumstände. Wären z.B. alle ü16 geimpft und alle u16 nicht, dann könnte man eigentlich aus den Infektionsdaten fast nichts verlässliches mehr ableiten, weil das Geschehen ü16 und u16 schon ohne Impfung schwer vergleichbar ist! /+2

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