Wähler:innen werden massiv von jenen manipuliert, die den öffentlichen Diskurs gestalten. Es gibt bei der Wahlentscheidung kaum eigens gewählte und reflektierte Schwerpunkte. Ist Demokratie am Ende nur ein Wettbewerb um den erfolgreichsten Beschiss? 1/14
Parteien setzen bei ihren Wahlkämpfen auf Marketingagenturen, die uns ein Produkt "Partei und Kandidat:in" vermitteln sollen. Solche Kampagnen orientieren sich an dem, was wir laut Meinungsforschung hören wollen und verstehen können. 2/14
Zielgruppenanalysen ergeben, welche Gefühle von der jeweiligen Partei angesprochen werden sollen, welche Ängste und Hoffnungen aufgegriffen und für die eigene Kampagne genutzt werden können. 3/14
Mein größtes Problem damit: Menschen haben nicht das Gefühl Teil von Politik zu sein - oder dass sie am Diskurs mitwirken können, denn es geht nicht um das Verstehen von Konzepten, sondern um das passive Konsumieren von Propaganda. 4/14
Ich will progressive Parteien, die in ihren Reihen neue Konzepte und Möglichkeiten erarbeiten und Wahlkämpfe dazu nutzen, einen neuen, mutigen Diskurs zu aufzuziehen- neue Möglichkeiten aufzuzeigen und zu erklären. 5/14
Das ist viel herausfordernder als vage Floskeln und Produktmarketing, doch nur auf diese Weise können soziale Innovationen, gesellschaftlicher Fortschritt und kollektive Lernprozesse aktiv von Parteien angestoßen werden. Demokratie muss Möglichkeitssinn stiften, politisieren.6/14
Doch in Parteien denken Mitglieder auf allen Ebenen stets daran, was sie für aktuell mehrheitsfähig halten und kommen so kaum in kreative Prozesse um die Fragen: Was ist möglich, was ist nötig und was wollen wir? 7/14
Im Job, in der Partei, in der Nachbarschaft: Wir denken darüber nach, wie wir uns und die Institutionen mit denen wir verbunden sind, am besten verkaufen. Wir wollen dabei nicht anecken und keinen Widerspruch ernten. 8/14
Das ist zum einen normales Verhalten von Mensch in Gesellschaft. Egal wo wir uns bewegen, regeln explizite und implizite Regeln unser Verhalten. So gibt es in Politik und Medien Institutionen, die die übliche Praxis festigen. 9/14
Und das mit starken Sanktionsmechanismen. Kritisiere ich als Mitglied einer Partei die übliche Praxis, werde ich als Störenfried an den Rand gedrängt. Versuchen Spitzenpolitiker:innen neue Diskurse zu initiieren, ordnen Medien diese im Sinne alter Denkmuster ein. 10/14
Eine Veränderungen eingefahrener Strukturen und Denkmuster kann mMn nur durch eine Absetzung des Establishment in alten Organisationen funktionieren. Dazu braucht es Mut, gegen Sanktionen anzukämpfen und die Bereitschaft dafür, eventuell auch zu scheitern. 11/14
Das ist die Verantwortung von uns Mitgliedern in Parteien. Wir dürfen keinen Karrierismus entwickeln, der uns dazu verleitet, falsche Strukturen für das eigene Vorankommen zu nutzen. Der Auftrag lautet: Die schlechte Praxis laut ablehnen u. Mitstreiter:innen dafür gewinnen. 12/14
Wenn die Kritik am Bestehenden von der untersten bis zur obersten Ebene zur Tugend wird, entstehen neue, fortschrittliche Diskurse und wir politisieren und demokratisieren die Gesellschaft. Inkompetente Politiker:innen (#Rezo), könnten sich nicht mehr halten. 13/14
Wir müssen mehr Demokratie und weniger Spätkapitalismus wagen. 14/14
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Wir leben in einer Scheindemokratie voller manipulierbarer Menschen, die nie eine Einladung zum politischen Diskurs erhalten haben, die politische Möglichkeiten nicht kennen, das pol. Angebot nicht bewerten können, sich eigener Ziele gar nicht bewusst sind. 1/4
Das hat damit zu tun, dass Parteien sie seit Jahrzehnten weitestgehend aus Willensbildungsprozessen heraushalten, mit Produktmarketing statt Politisierung in die Öffentlichkeit gehen und ihre Inhalte an Umfragen orientieren, statt für mehr Aufklärung zu sorgen. 2/4
Und es hat mit Ökonomie zu tun. Sich zu bilden, zu engagieren, zu organisieren, nachzudenken, zu reflektieren, setzt voraus, dass die ökonomische Situation einem das ermöglicht und man nicht in prekären Verhältnissen um das Fortkommen kämpft. 3/4
Viele (so auch ich vor 14 Jahren) sind nicht politisiert in die SPD eingetreten, sondern weil sie Interesse am "politischen Business" hatten. Sie lernten bei den Jusos und im Ortsverein einen ganz bestimmten Habitus kennen, den sie aufgesogen haben. 1/8
Dazu gehört eine bestimmte Art zu sprechen - viele Jusos klingen staatstragend und schwurbeln dir etwas vor wie kleine Steinmeiers. Sie lernen aber auch ein bestimmtes Handwerk, das sich vom Ortsverein bis zum Bundesparteitag durchzieht. 2/8
Über große Linien kann in den Strukturen nicht diskutiert werden. Kluge politische Arbeit ist kleinteilig, will nicht zu viel Veränderung und schließt den Kompromiss schon in sich ein. Ansonsten ist es handwerklich einfach schlecht gemacht. 3/8
Zustimmung. Es gibt nichts erfüllenderes, als Pakete zu verladen, Kuhhälften zu zerlegen, die Fischauslage zu reinigen oder die ganze Nacht zwei Metallteile vom Band zu nehmen und zwei andere darauf zu legen, während einem ständig die Augen zufallen wollen. Wozu also Freizeit?
Auch viel besser als Freizeit ist so ein produktiver Vertriebsdruck, schließlich brauchen ALLE Menschen zwei Bausparverträge und die Doppelriester-Vertriebsstrategie tut allen so gut, dass die glücklichen Angestellten am liebsten 24/7 für 1460 Euro Klinken putzen würden.
Ich meine auch, wer Freizeit will um wieder stundenlang zu telefonieren und dabei auf der Couch abzuhängen, kann auch einfach aus einem Callcenter Handyverträge verticken und sich selbstverwirklichen, statt Gitte immer wieder die gleiche Geschichte zu erzählen...
Warum es ein Sicherheitsrisiko für Europa ist, wenn Deutschland einen Exportüberschuss anstrebt und gleichzeitig Schuldenobergrenzen in Europa fordert, hier in logischen Schritten hergeleitet.
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Jede Ausgabe geht mit einer Einnahme einher. Wenn ich dir etwas abkaufe tätige ich eine Ausgabe, du hast eine Einnahme. Du kannst nur etwas einnehmen, wenn jemand anderes eine Ausgabe tätigt. So einfach, so logisch. 2/9
Nehme ich mehr ein, als ich ausgebe, spare ich Geldvermögen an. Gebe ich mehr aus, als ich einnehme, verringert sich mein Geldvermögen oder ich nehme Kredite auf. Sparen kann ich aber nur, wenn jemand anderes dementsprechend Ausgaben tätigt. 3/9