Soll keiner behaupten, dass Literaturrezensionen keine monetäre Wirkung haben! Ich erinnere mich gut, wie ich im September 2000 im Zug saß und im Feuilleton eine mehr als lobende Besprechung von „pech & blende“ von Lutz Seiler las. Von diesem Autor hatte ich noch nie gehört. /1
Nun war die Besprechung aber so, dass ich es selber wissen wollte. Beim Umsteigen in Frankfurt am Main suchte ich in der Bahnhofsbuchhandlung nach dieser Neuerscheinung – und ja, sie war erhältlich! Lyrik in der Bahnhofsbuchhandlung, in den DM-Zeiten schien das noch möglich. /2
Es waren gut angelegte 16,90 DM oder, ab 1.1.2002 dann, 8,50 Euro. Die Fahrt nach Konstanz war noch lang, da kam dieser „dunkel leuchtende Lyriker“ gerade recht. Mit diesen Worten würdigt die Darmstädter Akademie Lutz Seiler anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises. /3
Dürfte ich von allen Bildern, die ich auf der #documenta15 aufgenommen habe, nur ein einziges auswählen, um zu zeigen, was es dieses Jahr in Kassel zu sehen gab, so wäre es vielleicht dieses hier. Es fasst meine Eindrücke gut zusammen. Ein kleiner Thread. /1
Direkt zur Eröffnung hat Bazon Brock von der „besten documenta aller Zeiten“ gesprochen — selbst wenn man einmal die aufmerksamkeitsökonomische Übertreibung abzieht, fällt es nach all den notwendigen Diskussionen um Antisemitismus auf der documenta 15 schwer, ihm zuzustimmen. /2
Es ist richtig, dass bestimmte Arbeiten, die ohne antisemitische Stereotype, Klischees und Ausfälle nicht auszukommen meinten, nicht mehr zu sehen sind. Richtig ist es aber auch, auf gerade das genauer zu achten, was diese 15. Ausgabe auf eindrucksvolle Weise ausmacht. /3
Ich weiß nun nicht, ob dieser kleine Thread nun gerade ein Beitrag zu #IchbinHanna ist, aber vielleicht hilft er dazu, ein anekdotisches Schlaglicht auf die Universitätsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland zu werfen – mit speziellem Blick auf Arbeitsbedingungen. (1/13)
Ich bin beim Lesen alter Universitätsakten auf die Geschichte eines in seinem Fach sehr berühmten Professors gestoßen, dessen Name ich hier aus Datenschutzgründen nicht nennen will, der aber im betreffenden Fach noch immer einen großen Klang hat. (2/13)
In den 1950er Jahren wurde er von seiner ursprünglichen Hochschule abgeworben, um an der neuen das aufzubauen, was wir heute ein Exzellenzcluster nennen würden. Nicht weniger als europäische Ausstrahlung versprach man sich von ihm. (3/13)
In seinem Nachruf auf Hermann Kinder schreibt Hilmar Klute in der @SZ, dass der Konstanzer Schriftsteller und Germanist bei seinen Studierenden sehr beliebt gewesen sei. Ganz aus meiner Sicht will ich in einem Thread schreiben, warum das stimmt. (1/x) sueddeutsche.de/kultur/gestorb…
Als ich mich 1995 an der @UniKonstanz einschrieb, kannte ich Hermann Kinder schon als Autor des Buches „Fremd – daheim”. Fast verschwörerisch hatte mich eine Freundin, die von meinen Studienpläne wusste, gefragt: „Kennst du Kinder?” und mir dieses Buch geschenkt. (2/x)
Das Buch ist kein schriftstellerisches Hauptwerk, sondern versammelt Gelegenheitstexte – genau richtig, um sich auf eine Studium an der Universität hoch über dem Bodensee einzustimmen. Der darin formulierte Wunsch, diesen See ein einziges Mal ganz ohne Wasser … (3/x)
Als die Nationalgalerie Berlin vor elf Jahren Lotte Lasersteins „Abend über Potsdam“ erwerben konnte, sorgte das für Aufsehen. Eine zu unrecht kaum beachtete Künstlerin rückte in den Fokus der Aufmerksamkeit – ein Thread aus Anlass dieses Bildes (und zu weniger anderer). (1/x)
Nicht nur war erst jüngst eine Retrospektive im @staedelmuseum, im @BG_Museum und der Kunsthalle Kiel zu sehen, vielmehr kündigte die Nationalgalerie an, mit Lasersteins Gemälde ihre neue Dauerausstellung „Die Kunst der Gesellschaft, 1900–1945” eröffnen zu wollen. (2/x)
Seit wenigen Tagen wissen wir, dass es genau so auch gekommen ist. Der Museumsbau von Mies van der Rohe ist, wenn man so sagen kann, wieder ganz der alte, das Feuilleton hat gejubelt und David Chipperfield Architects über den grünen Klee gelobt. (3/x)