Der Thread ist nur eine punktuelle Einsicht in das, was mir heute morgen auf der Seele gebrannt hat. Weder bildet dieser Thread das komplette Krankheitsbild ab, noch ist das "sich wiedererkennen" im Inhalt dieses Threads eine Diagnose für den Lesenden.
ADHS hat viele Parallelen zu anderen Krankheiten. Eine vernünftige Diagnostik grenzt das klar ab. Auch gibt es Komorbiditäten. Durch ADHS kann u.a. eine Depression entstehen. Das, und anderes, gilt es herauszufinden und abzugrenzen.
Meine Diagnostik waren mehrere Termine, einen davon mit meinem Partner, in dem auch er befragt wurde, wie er mich wahrnimmt. Außerdem gab es Fragebögen, die meine Eltern ausgefüllt haben. Denn ADHS bekommt man nicht. Man hat es seit der Kindheit.
ADHS verändert sich im Laufe des Lebens. Ist in der Kindheit oft mehr der aufgedrehte, hibbelige Faktor im Vordergrund, verlagert es sich mit der Zeit mehr nach innen. Bei manchen entwickelt es sich anscheinend in Schüben weiter. Ich selbst habe das bei mir nicht festgestellt.
Dieser Text war für mich das Schlüsselerlebnis, nachdem ich die Vermutung hatte, ich könnte ADHS haben:
Wenn ihr vermutet, ADHS zu haben, und es abklären wollt, sucht nach einer ADHS-Sprechstunde. Ich war sowohl bei einer der wenigen Therapeuten, als auch bei einer Klinik auf der Warteliste. 6 Monate Wartezeit. Beide haben sich nach 6 Monaten innerhalb einer Woche gemeldet.
Die Diagnose kann helfen, sich selbst besser zu verstehen. Sich selbst und dem inneren Kind zu verzeihen. Die Diagnose heißt nicht, dass man Medikamente nehmen muss. Wer mit seinem Leben zurecht kommt, kann es einfach lassen. Ich war froh, mit Mitte 30 endlich Klarheit zu haben.
ADHS gibt es in unterschiedlich starken Ausprägungen und viele haben im Laufe ihres Lebens Strategien entwickelt, um klar zu kommen.
Andere haben eine starke Ausprägung und nie wirklich Boden unter die Füße bekommen.
Wie bei anderen Krankheiten gilt auch hier: belastet es einen, kann man Hilfe in Anspruch nehmen.
Die Forschung zeigt, wir ADHS-Betroffenen haben nicht zu viel von irgendwas, sondern zu wenig:
Hier können Medikamente helfen. Es gibt aber auch "Nonresponder", bei denen Medikamente nicht anschlagen.
Oder eines nicht, ein anderes aber schon.
ADHS-Medikamente fallen unter das Betäubungsmittelgesetz. Für Menschen ohne ADHS sind sie quasi wie Speed, weshalb sie teils auch gerne für kurzzeitige Leistungssteigerung missbraucht wurden.
Vereinfacht gesagt, bekommt ein ADHS-Patient also ein Aufputschmittel, denn es wird ein anregender Stoff zugeführt, der allerdings im ADHS-Hirn eine Lücke schließt und dadurch ausgeglichener macht. Dieses "man wird ruhiggestellt"/"Das sind Beruhigungsmittel", ist grober Quatsch.
ADHS ist eine Krankheit. Keine "Spinnerei" und schon gar nichts, was man als Spaß oder Beleidigung verwenden sollte. Wer aufgedreht ist hat nicht automatisch ADHS. Also schmeißt solche Sprüche nicht in den Raum. Das setzt eine Krankheit zum Modewort herab.
Es würde doch auch niemand im Spaß sagen: "Ey, warum gehst du so komisch?... Bein gebrochen oder was?"
Ansonsten bleibt nur zu sagen:
Folgt eurem Gefühl.
Und wenn ihr Fragen habt, fragt.
Ich bin aber keine Psychologin, sondern Betroffene. Braucht ihr Hilfe, sucht sie euch bitte bei den Profis.
Danke <3
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